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36 - Das Vermächtnis des Inka

36 - Das Vermächtnis des Inka

Titel: 36 - Das Vermächtnis des Inka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Teufel und diesem Vater Jaguar alles zuzutrauen. Hast du die Sättel gezählt, welche in der Höhle lagen?“
    „Ja. Es waren sechs Reitsättel. Daraus ist mit Sicherheit zu schließen, daß sich nur diese sechs Personen hier befinden. Den Vater Jaguar haben wir also wenigstens jetzt noch nicht zu befürchten.“
    „Was tun wir? Reiten wir etwa weiter? Ich möchte wenigstens diesen beiden kleinen Deutschen endlich einmal einen Denkzettel anhängen.“
    Der Gambusino blickte eine Weile sinnend vor sich nieder und antwortete dann: „Ich habe einen Gedanken – – –“
    „Wohl den, sie wieder laufenzulassen?“
    „Kann mir nicht einfallen. Sie sind uns eigentlich ungefährlich, und wenn ich auch nicht so dumm bin, mir eines Menschenlebens wegen schwere Gedanken zu machen, so halte ich es doch für überflüssig, sie zu töten, wenn es nicht gerade notwendig ist. Wenn wir sie festnehmen, so besitzen wir in ihnen zwei Geiseln gegen den Vater Jaguar, wenn er sich wirklich hier befinden sollte.“
    „So meinst du, daß wir uns mit ihnen herumschleppen sollen?“
    „Hm! Unbequem würde es sein; aber ich habe einen Grund, es dennoch zu tun.“
    „Welchen?“
    „Sie sind reich.“
    „Meinst du?“
    „Ja. Wer solche Reisen macht, muß reich sein. Aber es gibt noch einen zweiten Grund. Kennst du den dritten, den blonden Deutschen, welcher bei ihnen sitzt?“
    „Nein.“
    „Und bist doch in Peru drüben, in Lima gewesen!“
    „Ist er von dort?“
    „Ja. Ich kenne ihn. Ich habe ihn wiederholt gesehen; er aber kennt mich jedenfalls nicht. Hast du einmal den Namen Engelhardt gehört?“
    „Meinst du etwa den steinreichen Bankier in Lima, den Millionär?“
    „Ja.“
    „Ist der es etwa?“
    „Ja, er ist's. Es gibt gar keinen Zweifel, denn ich kenne ihn genau. Denke, welch ein Lösegeld!“
    „Hei, das ist ein herrlicher Gedanke! Falls aus unserem Schatz nichts wird, könnten wir uns durch diesen Engelhardt entschädigen. Er müßte zahlen, sein halbes Vermögen hergeben, um wieder frei zu sein.“
    „Wieder frei? Damit er uns dann verraten kann? Dummheit! Erst zahlt er, und dann – verschwindet er. Bist du dabei? Selbst wenn wir deinen Schatz finden, können wir das Lösegeld dieses Burschen noch mitnehmen.“
    „Du hast recht, vollkommen recht. Also wir nehmen ihn und die beiden Kleinen?“
    „Ja.“
    „Und was wird mit den anderen?“
    „Weggeputzt.“
    „Und die Indianer? Was werden die dazu sagen? Wie werden die sich verhalten?“
    „Denen stopfen wir den Mund mit den beiden Kleinen.“
    „Wieso?“
    „Wir nehmen den Bankier für uns, ohne ihnen aber zu sagen, was für ein fetter Bissen er ist, und versprechen ihnen als ihren Anteil die Kleinen, von denen wir sagen, daß sie ungeheuer reich seien.“
    „Das geht. Später können wir ja immer noch tun, was wir wollen.“
    „Ja, später nehmen wir natürlich alles für uns, und sie bekommen nichts.“
    „Aber die Arrieros und der Peon? Wenn wir sie festhalten, sind sie uns beschwerlich, ohne daß wir etwas bekommen, und lassen wir sie laufen, so verraten sie alles.“
    „Wir nehmen sie nicht fest und lassen sie auch nicht laufen.“
    „Was denn sonst?“
    „Drei Kugeln oder Messerstiche.“
    „Diablillo! Du machst kurzen Prozeß; aber es ist ganz richtig so. Es fragt sich nur, ob die Indianer mitmachen werden.“
    „Ich bin überzeugt davon und werde mit ihnen reden. Warte hier, bis ich wiederkomme!“
    Er entfernte sich vorsichtig, während Perillo sich niederlegte und an die Erde schmiegte, um nicht gesehen zu werden, indem er ihn erwartete. Als der Gambusino zurückkehrte, kam er nicht allein, sondern brachte den Häuptling und sechs Indianer mit; der siebente war bei den Tieren geblieben, um dieselben zu bewachen.
    „Sie sind einverstanden“, flüsterte er Perillo zu. „Der Bankier für uns und die Kleinen für sie. Aber töten wollen sie niemand. Wir müssen also die Arrieros und den Peon auf uns nehmen; darum habe ich dir dein Gewehr mitgebracht.“
    „Gib her! Von wessen Kugeln die Kerls fallen, ob von den unsrigen oder von denen der Roten, das bleibt sich gleich. Wann soll es losgehen?“
    „Sofort.“
    „Und wie?“
    „Wir beide schleichen uns hinüber auf die Seite, wo die Arrieros sitzen, und die Indianer huschen an die diesseitige Öffnung der Höhle. Sobald unsere Schüsse fallen, dringen sie in dieselbe ein und werfen sich auf die Deutschen, welche sofort entwaffnet und gebunden werden. Es ist alles verabredet und

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