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36 - Das Vermächtnis des Inka

36 - Das Vermächtnis des Inka

Titel: 36 - Das Vermächtnis des Inka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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beugte sich weit vor, um, wie man sah, etwas zu beobachten.
    „Was hast du? Siehst du vielleicht etwas Verdächtiges?“ fragte ihn der Gambusino mit leiser Stimme.
    „Ja“, antwortete er. „Ich sehe den Schein eines Feuers, welches in der Höhle brennt.“
    „So befinden sich Menschen drin?“
    „Ja, denn wo ein Feuer ist, müssen auch Menschen sein, die es angezündet haben.“
    „Wer mag es sein?“
    „Ich werde es sehen. Haltet mein Tier; bleibt hier und seid still!“
    Er glitt aus dem Sattel und huschte weiter. Es dauerte über eine Viertelstunde, bevor er zurückkehrte; da meldete er: „Vor und seitwärts der Höhle weiden Maultiere, und drinnen sitzen sechs Männer am Feuer.“
    „Indianer?“ fragte der Gambusino.
    „Es sind Weiße.“
    „Wie bewaffnet?“
    „Sehr gut.“
    „Was treiben sie?“
    „Sie sprechen miteinander. Drei reden spanisch, und die anderen drei haben eine Sprache, von der ich kein Wort verstehe.“
    „Das ist auffällig, höchst auffällig. Ich werde selbst nachsehen.“
    Als er abstieg, meinte Antonio Perillo: „Ich gehe mit.“
    „Ist nicht nötig; einer ist genug.“
    „Aber zwei sehen und hören mehr.“
    Er verließ auch den Sattel, und der Gambusino hinderte ihn nicht daran. Sie schlichen vorwärts. Der Lichtschein war ihr Wegweiser, so daß sie die Höhle, obgleich sie dieselbe nicht kannten, unmöglich verfehlen konnten. Als sie in der Nähe derselben angekommen waren, legten sie sich nieder und krochen weiter, bis sie den einen Eingang fast erreicht hatten.
    „Wenn einer zufällig herauskommt, wird er uns sehen?“ raunte Perillo dem Gambusino zu.
    „Nein, außer er fällt über uns weg. Hier ist es dunkel, drin aber hell; das blendet beim Heraustreten. Komm noch weiter heran!“
    Sie schoben sich noch ein wenig vor und lagen dann so, daß sie in die Höhle sehen konnten. Sie erblickten die beiden Arrieros und den Peon; die anderen drei konnten sie nicht sehen, aber sie hörten sie sprechen. Nach einigen Augenblicken zog der Gambusino seinen Gefährten zurück, bis sie sich so weit entfernt hatten, daß sie sich wieder aufrichten durften.
    „Hast du ihn erkannt?“ fragte Perillo.
    „Wen?“
    „Den Knecht des Wirtes in Salta.“
    „Ja.“
    „Aber die beiden anderen kenne ich nicht.“
    „Es sind Arrieros, wie du schon an ihrer Kleidung siehst. Ich habe sie schon gesehen, kenne aber ihre Namen nicht. Hast du eine Ahnung, was das für eine Sprache ist, welche die drei anderen sprechen? Französisch ist es nicht, Portugiesisch und Englisch auch nicht.“
    „Es klingt wie Deutsch. Ich habe in Buenos Aires oft Deutsche miteinander sprechen gehört.“
    „Demonio! Deutsch! Sollte etwa –“
    „Wer? Was?“
    „Still jetzt! Wir müssen sie unbedingt sehen. Die Höhle hat noch ein Loch. Wenn wir dorthin gehen, erblicken wir sie wahrscheinlich, weil sie an der anderen Seite des Feuers sitzen. Komm!“
    Sie schlugen einen Bogen, um nicht in den Bereich des Feuerscheins zu gelangen, und näherten sich dann von der anderen Seite dem zweiten Eingang, ebenso kriechend wie vorher.
    Die Vermutung des Gambusino erfüllte sich; die drei Deutschen waren zu sehen. Engelhardt saß so, daß er den Lauschern das Gesicht voll zukehrte, natürlich aber ohne sie zu bemerken; der Doktor und Fritze waren im Profil zu sehen.
    Der Gambusino griff nach dem Arm Perillos und drückte denselben in seiner Aufregung so, daß der Stierkämpfer hätte laut aufschreien mögen. Sein Atem ging hörbar, fast röchelnd; doch beherrschte er sich und gab Perillo einen Wink, sich mit zu entfernen. Als sie in Sicherheit gelangt waren, schimpfte er, indem er mit den Zähnen knirschte: „Verwünscht seien diese beiden Kerle! Hast du sie erkannt?“
    „Natürlich! Ich hatte also recht, als ich sagte, daß es die deutsche Sprache sei.“
    „Wie kommen diese Menschen hierher in diese Höhle?“
    „Der Teufel ist ihr Führer gewesen!“
    „Das muß so sein! Er führt sie uns immer in den Weg. Wir haben uns zwar geirrt, als wir den einen für Glotino hielten, aber sie sind uns doch gefährlich, denn sie laufen uns grad dann, wenn wir etwas Wichtiges vorhaben, allemal in den Weg.“
    „O, das ist noch lange nicht das Gefährlichste!“
    „Was denn?“
    „Am bedenklichsten ist jedenfalls der Umstand, daß stets da, wo sie sind, sich auch der Vater Jaguar befindet.“
    „Das ist wahr. Ich will doch nicht hoffen, daß der Teufel auch ihn herbeigeführt hat!“
    „Was das betrifft, so ist dem

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