36 - Das Vermächtnis des Inka
werden die Aripones bewaffnet und jejen die Cambas jeführt. Haben sie sich an diesen jerächt, so werden sie dann, mehrere tausend Mann stark, über die Jrenze kommen und dat Pronunciamiento jemütvoll unterstützen.“
„Dieser Plan entstammt doch nicht etwa Ihrer Phantasie?“
„Nein. Meine Phantasie ist nie so planvoll jewesen. Meine Mitteilungen sind auf dem Boden der Wirklichkeit jewachsen.“
„So muß ich freilich sagen, daß dieser Plan entsetzlich ist. Tausende von Roten hereinzubringen, um Mord und Brand loszulassen, damit einige wenige aus dem Blut ihrer Mitbürger Reichtümer und Ämter fischen! Wer steht an der Spitze dieses Unternehmens?“
„Dat ist mich unbewußt. Ick habe weder die Spitze jesehen noch denjenigen, der an ihr steht. Aber der Oberste von die jetzige und hiesige Jesellschaft, dat ist der Jambusino, wie mich der Augenschein bewiesen hat. Er ist der Admiral von dat janze Jeschwader, dem die anderen alle jehorchen müssen.“
„Haben Sie etwas Näheres über ihn gehört, über seinen Namen, seine Heimat, seinen eigentlichen Stand, sein früheres Leben?“
„Dat sind viele Fragen in eine einzije zusammencoquiliert. Ick werde sehen, ob es mich jelingt, Ihnen auseinander zu addieren. Heißen tut er Benito Pajaro, was zu deutsch bekanntlich Benedictus Vogel heißt. Seine Heimat ist mich rätselhaft; wo sich sein eijentlicher Stand befindet, weiß ick nicht; vielleicht ist er ein Strich- oder Zugvogel, und daß er auch schon vor heut und jestern, also früher jelebt hat, darauf kann man jetrost zehn Pfund Jift nehmen, wenn nämlich dieses Jift nicht jiftig ist. Dat ist allens, wat meine Allwissenheit zu leisten vermag.“
„Wurde von mir gesprochen?“
„Und ob! Der Vater Jaguar war allemal dat zweite Wort.“
„Gutes natürlich nicht?“
„Nein, man hat es auf Ihnen abjesehen. Jeraten Sie in die Hände dieser Halunken, so jeht es Ihnen schlecht. Nehmen Sie Ihnen also sehr in acht!“
Die drastische Ausdrucksweise des Stralauers war nicht etwa eine Folge davon, daß er die Angelegenheit leichtsinnig nahm; o nein, er sprach sehr ernst; er erkannte die vorhandene Gefahr, aber es war nun einmal seine Weise so. Hammer sah eine Weile schweigend vor sich nieder und erkundigte sich dann weiter: „Konnten Sie vielleicht in Erfahrung bringen, an welchem Ort sich die Soldaten zusammenfinden sollen?“
„Ja. Es war ein See, Lago de los Carandayes, also Palmensee jeheißen.“
„Wo liegt er?“
„Dat wurde nicht jesagt.“
„Auch ich kenne ihn nicht, will mich aber erkundigen.“
Er fragte seine Gefährten, auch den alten Anciano, den jungen Inka und sogar den Chirurgen; aber keiner hatte von diesem See gehört, und noch viel weniger wußte einer die Lage desselben anzugeben.
„Sollte er im Innern des Chaco, vielleicht in der Wüste liegen?“ meinte Hammer nachdenklich.
„Ja, ja, dort wird die traute Heimat seiner Lieben sein“, antwortete Fritze schnell.
„So hat man also doch davon gesprochen?“
„Nein, aber es fällt mich etwas anderes ein. Als nämlich von die Jewehre und die Magazine die Rede war, wurde davon jesprochen, daß sie alle nacheinander in die Wüste hineinjelegt worden sind, und nach dem letzten Magazin kommt man an den Palmensee.“
„Welch eine Unvorsichtigkeit von diesen Leuten, in Ihrer Gegenwart über diese Dinge zu sprechen! Und wie herrlich wäre es, wenn Sie Näheres über diese heimlichen Magazine wüßten!“
„Nur jetrost weiter! Vielleicht fragen Sie noch wat aus mich heraus. Die Namen von diese Magazine habe ick alle jehört.“
„So? Wie heißen sie?“
„Da muß ick mir erst 'mal besinnen. Es waren lauter Quellen, vier Stück, und daran hing allemal ein Tier, an der vierten aber ein Zwilling. Welche Tiere dat jewesen sind – da, ick hab's jefunden! Die erste war die Fuente de los pescados (Fischquelle), die zweite die Fuente de los sanguijuelas (Blutegelquelle), die dritte die Fuente de los croco dilos und die vierte die Fuente gemela.“
Da sprang der Vater Jaguar freudig überrascht vom Boden auf und rief aus:
„Prächtig, prächtig! Diese Namen kenne ich ja alle, und ich bin an jedem dieser Orte gewesen. Fritze, Ihr gutes Gedächtnis hat uns da einen ganz unbezahlbaren Dienst erwiesen!“
„Wirklich? Nun, wenn Sie's nicht an mein Jedächtnis zahlen können, so dann doch lieber an mir selbst! Mein Jedächtnis und ick, wir stehen so jut miteinander, daß ick allens, wat ihm zukommt, inkassieren kann. Ick hab's selbst
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