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36 - Das Vermächtnis des Inka

36 - Das Vermächtnis des Inka

Titel: 36 - Das Vermächtnis des Inka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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garantiere.“
    „Und ich möchte es bezweifeln.“
    „Weil Sie es nicht verstehen. Der Jaguar wird erst am Morgen seine Verfolgung aufnehmen; da sind wir aber schon am Fluß, den er, da er langsam reiten muß, weil er seine ganze Aufmerksamkeit auf die Fährte zu richten hat, erst am Abend erreicht. Am zweiten Abend würde er an die Stelle kommen, an welcher wir wieder umkehren wollen; aber er wird sie gar nicht finden, da die Spur inzwischen verweht oder sonst unkenntlich geworden ist.“
    „Glauben Sie?“
    „Ja. Der Vater Jaguar wird dann überzeugt sein, daß wir über den Fluß zurück sind, und zwar aus Angst vor ihm, und vor Stolz darüber wird er sich so aufblähen, daß ihm der Verstand zerplatzt und er alles glaubt, was wir ihm weisgemacht haben.“
    „Das wäre allerdings höchst vorteilhaft für uns. Ich wollte es sehr gern gutheißen, wenn ich wüßte, daß es auch gelingen wird.“
    „Es gelingt.“
    „So könnten wir doch nach Fort Tío gehen, um uns frisch zu verproviantieren!“
    „Ja, das können wir. Ich bin einverstanden.“
    Antonio Perillo hatte nichts dagegen einzuwenden, und der Häuptling erklärte: „Der Plan des Gambusino ist sehr scharfsinnig erdacht. Wir werden den Jaguar irreleiten und seinen Tatzen entgehen. Wie viele Männer hat er denn eigentlich bei sich?“
    „Genau kann ich das nicht sagen. Soviel ich in der Dunkelheit zu erkennen vermochte, werden es zwischen zwanzig und dreißig sein.“
    „Das ist genug für ihn. Wir zählen zwar zehnmal zehn Krieger, aber seine Männer sind waffengeübter als die meinigen. Da ist es auf alle Fälle besser, wir kommen erst dann mit ihm zusammen, wenn noch andere Horden der Aripones zu uns gestoßen sind. Lassen Sie uns also aufbrechen, damit wir ihn baldigst irreleiten. Ich weiß weiter oben einen anderen Durchbruch im Wald, der uns nach dem Fluß führen wird.“
    Man saß wieder auf und ritt von dannen, in einem spitzen Winkel mit der zuletzt eingehaltenen Richtung dem Wald entgegen. Den armen Pferden dieser Menschen stand eine ungeheure Anstrengung bevor.

ZEHNTES KAPITEL
    Die Blutegel des Don Parmesan
    Der Mann, dessen der Gambusino und seine Leute so eifrig gedachten, der Vater Jaguar, machte sich in diesem Augenblick keineswegs so viele Sorgen um sie, wie sie geglaubt hatten, denn er – schlief so gemütlich und ruhig, als ob er sich in einem Bett zu Buenos Aires oder Montevideo befunden hätte.
    Als der Gambusino sich zurückgezogen hatte, schritt der Vater Jaguar auf den Einschnitt zu und horchte. Er hörte ihn von weitem mit den anderen sprechen, konnte aber die Worte nicht verstehen. Da bemerkte sein scharfes Ohr, daß sie sich entfernten. Hierauf rief er drei zuverlässige Leute herbei und schickte sie hundert Schritt in den Einschnitt hinein, wo sie sich postieren sollten, einer am rechten, einer am linken Waldrand und der dritte in der Mitte des Weges. Sie sollten scharf aufpassen und bei der geringsten gegen sie gerichteten Bewegung der Feinde ihre Gewehre abschießen.
    Er glaubte, damit alles getan zu haben, was die Klugheit und Vorsicht für geboten hielt. Es fiel ihm gar nicht ein, die Feinde anzugreifen, wenigstens heute, und noch viel weniger dachte er daran, allen seinen Leuten den Schlaf zu rauben, den sie so notwendig brauchten, um für den morgigen, vielleicht anstrengenden Tag frisch gestärkt zu erwachen.
    Darauf kehrte er zu der Stelle zurück, an welcher sie sich befanden, und setzte sich in ihre Mitte, um nun erst Doktor Morgenstern und seinen Fritze vorzunehmen. Er tat das in spanischer Sprache, damit seine Gefährten das Gesprochene verstehen könnten.
    „Señor, ich weiß nicht, was ich von Ihnen denken soll“, sagte er. „Ich bin gern höflich, besonders gegen einen Herrn von Ihrer Bildung und mit Ihren Kenntnissen, dennoch aber kann ich Ihnen nicht verhehlen, daß Sie weit besser getan hätten, in Buenos Aires zu bleiben.“
    „Was sollte ich dort, Señor?“ fragte der kleine Rote.
    „Alles, was Sie wollten und konnten.“
    „Nein. Ich konnte nicht alles, was ich wollte. Ich wollte ein Glyptodon, ein Megatherium oder ein Mastodon haben. Sind solche Tiere in Buenos Aires auszugraben?“
    „Vielleicht, wenn man genau nachforscht.“
    „Aber die Regierung würde das Nachgraben mitten in der Hauptstadt nicht erlauben.“
    „So konnten Sie in die Pampas gehen.“
    „Das habe ich auch getan.“
    „Nein. Oder meinen Sie, daß wir uns hier auf einer Pampa befinden?“
    „Ja, auf einer Pampa

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