36 - Das Vermächtnis des Inka
Blutegel in den Mund stecken.“
„Danke sehr, Señor – – –“
„Don, Don Parmesan, nicht Señor!“ unterbrach ihn der andere in strafendem Ton.
„Schön! Verzeihen Sie, Don Parmesan! Ich danke für das Vergnügen, einen Egel in den Mund zu nehmen! Und nun gar zwanzig! Nein, niemals!“
„Nicht? Nun, so wünsche ich von ganzem Herzen, Ihre Zunge läge Ihnen so dick wie ein Ochsenfrosch im Mund! Dann würden Sie mit Vergnügen die Egel nehmen.“
„Ich muß bemerken, daß dies kein sehr humaner Wunsch ist, Don Parmesan. Einem Freund wünscht man keinen Ochsenfrosch in den Mund. Übrigens ist es noch gar nicht erwiesen, ob dies auch die wirklichen medizinischen Blutegel sind.“
„Sie sind es. Ich werde es Ihnen gleich beweisen.“
Er brach einen Zweig ab und schlug mit demselben auf das Wasser, um einige der gleich herbeischwimmenden Blutegel mit seinem Hut herauszufischen. Als er einen derselben in die Hand nahm, formte sich derselbe sofort in Kugelgestalt.
„Sehen Sie, daß er echt ist?“ rief er aus. „Sobald sich der Egel zu einer Kugel zusammenballt, ist er brauchbar. Ich werde Ihnen das noch weiter beweisen. Bitte, stecken Sie einmal die Zunge heraus! Ich will Ihnen diese Egel an dieselbe setzen, und Sie werden sehen, daß sie sofort anbeißen.“
„Warum gerade die Zunge, Don Parmesan?“
„Weil sie der blutreichste Teil Ihres Körpers ist, den Sie augenblicklich zur Verfügung haben.“
„So ersuche ich Sie ergebenst, dieses Experiment an Ihrer eigenen Zunge, lateinisch Lingua genannt, vorzunehmen. Sie befinden sich doch ebenso wie ich in dem Besitz eines solchen Gliedes.“
Er wich vor dem Chirurgen zurück. Dieser bemerkte kopfschüttelnd dazu: „Ich kann nicht begreifen, wie ein Naturforscher, ein Zoologe, eine solche Scheu vor diesen reinlichen Tierchen haben kann. Ich werde diese schöne Gelegenheit benutzen, mir einen Vorrat derselben zu fangen und aufzubewahren. Ich habe glücklicherweise gesehen, daß einer von unseren Leuten einige leere Weinflaschen bei sich hat. Er wollte sie hier mit Wasser füllen; aber ich hoffe, daß er sie mir um des guten Zweckes willen ablassen wird.“
Er sprach mit dem betreffenden Mann, welcher ihm seine Bitte gewährte. Dann zog er seine Stiefel aus, setzte sich an den Rand des Grabens und stellte die Füße in das Wasser. Sie bedeckten sich sehr schnell mit Blutegeln, welche er ablas und in die Flasche tat.
Während er sich auf diese Weise beschäftigte, schritt der Vater Jaguar die ganze Oase ab, um das Terrain derselben sehr sorgfältig zu untersuchen. Andere halfen ihm dabei. Da, wo der Strauch- in den Graswuchs überging, fiel ihm eine Stelle auf, welche nur spärlich mit Grün überwachsen war. Als er mit dem Fuß auf dieselbe stampfte, klang sie hohl.
„Ich wette, hier ist das Versteck, welches ich suche!“ sagte er.
„Ick bin derselbigen Meinung“, antwortete Fritze, welcher daneben stand, in deutscher Sprache.
„Warum?“
„Weil diese Stelle jrad so aussieht wie diejenige, an, welcher wir oft und manchmal die Gigantochelonia ausjraben wollten. Dat Jras war dort auch so dünn.“
„So graben wir nach. Holen Sie die Werkzeuge, Kiesewetter!“
Fritze brachte dieselben herbei und wollte sich sogleich bereitwillig an die Arbeit machen; aber Hammer wehrte ab, indem er sagte: „Halt! Nicht in dieser Weise! Wir wollen uns erstens nicht zuviel Arbeit machen und müssen zweitens dieselbe so vornehmen, daß diejenigen, welche hinter uns kommen, nicht mit Sicherheit sagen können, daß wir das Nest ausgeleert haben. So, wie Sie es an der Fischquelle gemacht haben, dürfen wir es also nicht machen. Sie haben dort doch wohl die ganze Decke rund umgraben?“
„Allerdings.“
„Und dabei die Erde tief aufgewühlt?“
„Natürlich! Wir haben jedacht, wir hätten ein Riesentier herauszubuddeln. Da mußte dat Loch so jroß wie möglich sind.“
„Dies werden wir nicht tun. Nicht wahr, es gab in dem Lehmboden eine sandige Stelle?“
„Ja. Dat war der verschüttete Eingang zu dat Jeheimnis.“
„So brauchen wir doch nur den Eingang zu öffnen, um hinabzukommen. Und dies werden wir so vorsichtig tun, daß später niemand bemerken wird, daß man das Versteck geöffnet hat.“
„Aber dann, wenn sie die Jeschichte herausnehmen wollen, werden ihnen die Augen aufjehen!“
„Um so geheimnisvoller wird ihnen die Sache vorkommen, da äußerlich kein Anzeichen vorhanden gewesen ist, daß man das Nest geöffnet hat. Gehen wir
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