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36 - Die Omen von Kregen

36 - Die Omen von Kregen

Titel: 36 - Die Omen von Kregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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der Feind zurückgetrieben worden ist, können diese Menschen nach Hause zurückkehren.«
    »Du hast recht«, antwortete Delia. »Aber ich habe Mitleid mit ihnen – großes Mitleid.«
    Die Flüchtlinge schlurften dahin. Einige hoben die Köpfe, nur wenige winkten.
    Wir ließen bunte Halstücher über die Schanzkleider wehen; die Pracht der Anstriche, das Funkeln der Waffen und die häßlichen Schnauzen unserer Schleudergeräte und Katapulte mochten da oben am weiten Himmel einen tollen hochherrschaftlichen Anblick geboten haben. Ich fragte mich allerdings, wie beruhigend das Bild auf die Leute unter uns wirken mochte. Es fällt schwer, in der Welt überhaupt noch etwas Gutes zu sehen, wenn man Hof und Familie auf grausame Weise verloren hat.
    Die Rauchwolke verdichtete sich vor uns und kam näher.
    Der König von Nord-Vallia war geschickt vorgegangen. Die Festungsstadt Tali hatte direkt auf seinem Weg gelegen, der von den Bergen des Nordens herabführte. Die dicken Mauern und die starke Garnison verhinderten eine leichte Einnahme. So hatte der schlaue König weit entfernt im Westen zugeschlagen, beinahe an der Küste, und Tali umgangen.
    Er mußte wissen, daß eine Streitmacht sich ihm entgegenstellen würde, um ihn aufzuhalten – und das war geschehen. Dieses Heer war geschlagen worden.
    Nun stand ihm der Weg nach Süden offen, so weit er plündernd und brandschatzend vordringen wollte. Er mochte sich ausrechnen, daß er mit ernsthafter Opposition erst rechnen mußte, wenn wir uns hinreichend verstärkt hatten, um die Entscheidungsschlacht zu suchen. Dabei war die Kampfkraft des ränkeschmiedenden Unholds nicht zu unterschätzen – und zwar aufgrund neuer Söldnerhorden, die er aus Übersee angeworben hatte.
    Der führende Voller, den wir benutzten, die Herz von Imrien, war nicht übermäßig groß und sollte mir als Hauptquartier dienen. An Bord befanden sich Männer und Frauen, die Delia und mir nahestanden.
    Wir erhielten kaum Informationen aus den nördlichen Provinzen jenseits der Berge des Nordens, die nun das Königreich des Usurpators bildeten. Allgemein wurde angenommen, daß er für den Luftkampf nicht sehr stark ausgerüstet war. So sah unser Plan vor, die Luftstreitkräfte einzusetzen und einen direkten Bodenkampf zu vermeiden, bis der Rest der Armee aufgerückt war. Jedenfalls war es so geplant.
    Wie oft habe ich schon gesagt: ›So war es geplant!‹ Und wie oft waren solche Pläne aus dem Ruder gelaufen!
    Wir segelten weiter und suchten den Boden vor uns nach Spuren unserer Gegner ab.
    Die Herz von Imrien war, wie gesagt, kein übermäßig großer Voller. Ihre Aufbauten erinnerten an das Vorderdeck einer irdischen Galeone, am Heck erhob sich ein etwas höheres Poopdeck. Es gab nur eine Kampfplattform, eine gedrungene geschützte Festung, getragen von vier dicken Masten, die einander mit Querstreben stützten und Zugang über Leitern boten.
    Es bestand kein Grund, warum hier oben in der Luft diese Plattform einen besonders günstigen Aussichtspunkt darstellen sollte, aber so war es nun einmal.
    »Flieger!« riefen die Männer im Ausguck.
    Weiter vorn wehten die ersten Vorläufer der feindlichen Flugarmada wie Herbstlaub durcheinander. Sie näherten sich mit dämonischer Geschwindigkeit, herbeigewirbelt durch den Wind, der uns in die Gesichter wehte. Sie schienen zahlreich zu sein, verflixt zahlreich.
    Unsere Trompeten erklangen, Trommeln riefen die Männer auf die Gefechtsstationen.
    Unsere Luftsoldaten nahmen ihre Stellungen ein. Die an Bord befindlichen Soldaten, ausnahmslos erfahrene Kampeone, nahmen Aufstellung. Sie wußten, daß sie den Aspekt der Annäherung den Fachleuten des Luftkampfes überlassen konnten.
    Meine Bogenschützen konnten es im Schießen mit jedem aufnehmen, und wenn es zum Nahkampf kam, standen meine Burschen niemandem nach.
    Zwischen der Attacke und der ersten Entdeckung blieb praktisch keine Zeit.
    »Vorwiegend Fluttrells«, stellte Kapitän Voromin fest.
    »Aye.«
    Die breitgeflügelten Vögel bildeten in der Luft ein Gewirr bunter Farben und Formen.
    Ich wandte mich an Targon: »Sorg dafür, daß die Jungs Rüstung tragen. Soviel Zeit muß sein.«
    »Aye, und Zeit zum Töten ist dann auch noch.«
    »Ja, und sag den stolzen Kerlen, sie sollen die leichtsinnigen Köpfe einziehen!«
    Klirrend-ächzend wurde die erste Schleuderwaffe abgeschossen. Es handelte sich um überlegende vallianische Gros-Varters, die je nach Anlaß und Ziel Steine oder Pfeile verschießen konnten.

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