3,6 Millionen Schritte Himmel & Hölle - Pilgerreise auf dem Jakobsweg (German Edition)
übergebe ich das Röntgenbild den Flammen. Das war’s dann also! Irgendwann nach Einbruch der Dunkelheit machen wir uns auf den Weg nach Fisterra, halten wieder unsere Daumen raus und werden prompt von denselben Spaniern mitgenommen.
Meine Idee , am Strand zu schlafen, findet Katharina auch gut, also holen wir in der Herberge unsere Schlafsäcke und kaufen Proviant ein. So verbringe ich dann auch meine zweite Nacht in Fisterra und die letzte Nacht meiner Reise unter freiem Himmel, direkt am Strand, am Ende der Welt.
ENDE
Nachwort
Wurzeln oder Flügel?
“Solange Deine Kinder klein sind, gib ihnen Wurzeln, sind sie älter geworden, gib ihnen Flügel”, sagt ein Sprichwort aus Indien.
Wurzeln oder Flügel?
Sesshaftigkeit oder Wanderschaft?
Heimat oder Fremde?
In diese polare Spannung ist jedes menschliche Leben gestellt. Wir brauchen ein Zuhause, und doch sind wir Pilger und wandern ohne Ruh‘. Dies zeigt gut dieses
Gespräch zwischen dem Landstreicher
und dem Baum:
“Da stehst du nun“, sagt der Landstreicher zum Baum. “Bist zwar groß und stark, aber was hast du schon vom Leben? Kommst nirgendwohin. Du kennst den Fluss nicht und nicht die Dörfer hinter dem Berg. Immer an derselben Stelle! Du kannst einem leidtun!” Er packt sein Bündel fester und geht los.
“Da gehst du nun,” sagt der Baum. Immer bist du unterwegs. Hast keinen Platz, an den du gehörst. Du kannst einem leidtun!” Der Landstreicher bleibt stehen. “Hast du das wirklich gesagt?” fragt er und schaut zum Baum empor.
“Wer sonst?” sagt der Baum. “Siehst du hier jemanden außer mir?” “Ne!” sagt der Landstreicher. “Meinst Du wirklich, was du sagst? Ich geh’ in die Welt, Tag für Tag, ich kenne die Menschen und die Häuser mit den rotgedeckten Dächern…”
“Zu mir kommt die Welt,” sagt der Baum. “Der Wind und der Regen, die Eichhörnchen und die Vögel. Und in der Nacht setzt sich der Mond auf meine Zweige.”
“Ja, ja”, sagt der Landstreicher, aber das Gefühl zu gehen - Schritt für Schritt.”
“Mag schon sein”, sagt der Baum, “aber das Gefühl zu bleiben - Tag und Nacht.”
“Bleiben”, sagt der Landstreicher nachdenklich. “Zu Hause sein. Ach ja,” sagt er.
Und der Baum seufzt: “Gehen, unterwegs sein können - ach ja.”
“Wurzeln haben”, sagt der Landstreicher, “das muss ein tolles Gefühl sein!”
“Ja”, sagt der Baum, “ganz ruhig und fest ist es. Und wie lebt man mit den Füßen?”
“Leicht”, sagt der Landstreicher, “flüchtig und schnell.”
“Wenn wir tauschen könnten”, sagt der Baum. “Für eine Weile.”
“Ja”, sagt der Landstreicher, “das wäre schön.”
Lass uns Freunde sein,” sagt der Baum. Der Landstreicher nickt. “Ich werde wiederkommen”, verspricht er, “und ich werde dir vom Gehen erzählen.”
“Und ich”, sagt der Baum, “erzähle dir dann wieder vom Bleiben.”
Zusammenfassung
31.August, Atlantik, Kilometer 0,00, Kap Finisterre, Ende der Welt, Ende meiner Pilgerreise! 111 Tage zu Fuß unterwegs als Pilgervagabund quer durch Europa!
Über 2.400 Kilometer oder 2.400.000 Meter, etwa 3.600.000 Schritte… Etwa 450 Kilometer durch die Schweiz, 1.100 Kilometer durch Frankreich und 900 Kilometer durch Spanien. Ich musste mich wieder und wieder dem kräftezehrenden, aber guten Kampf gegen meinen inneren Schweinehund stellen. Ich habe gelitten und genossen, geweint und gelacht, geflucht und gekotzt, geliebt und gelebt, intensiv!
Ich hatte die schlimmsten körperlichen Schmerzen meines Lebens, handtellergroße Blasen, Wadenkrämpfe, Hüftkrämpfe, Rücken- , Schulter- und Fußschmerzen und ständig Schmerzen in meinem ehemals gebrochenen rechten Sprunggelenk. Ich hatte einen Hexenschuss, der mich umgehauen hat, und eine heftige Magen-Darm-Infektion mitten in der Meseta, von der ich mich nicht habe umhauen lassen.
Ich wurde durch stundenlangen Dauerregen oder gnadenloser Hitze bis auf die Knochen durchnässt und bin durch knöcheltiefen Schlamm gewatet, bin unzählige Male gestolpert und umgeknickt, aber immer wieder aufgestanden und wurde in der Schweiz um ein Haar Opfer eines Steinschlags.
Ich bin an 99 Tagen auf teils uralten Pfaden, zwischen 17 und knapp 36 Kilometern gepilgert, sowohl durch hässliche Vor- und Großstädte als auch durch
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