365 Geile Nacht Geschichten 1 Juni
ist mehr Aufmerksamkeit, als mir die meisten anderen Mitarbeiter schenken. Er verschwindet durch das Drehkreuz auf den Parkplatz und ich stelle mir vor, dass er erst mit ein paar seiner Kumpels in einer Szenebar vorglüht, um dann in die heißen Clubs zu gehen. Ich liebe die Vorstellung von seinem Körper, wie dieser sich zur pulsierenden Musik bewegt. Bestimmt ist ihm bald zu warm und er zieht das Shirt aus. Bei diesem Bild wird meine Hose ein Stück enger.
Ungeduldig hupt einer der Fahrer an der Schranke und reißt mich aus meinen Tagträumen. Pflichtschuldig hake ich das Fahrzeug auf der Liste ab und öffne die Schranke per Knopfdruck.
Bis zehn geht es zu wie in einem Taubenschlag. Im Minutentakt kommen und gehen die Fahrer. Später wird es ruhiger, um halb elf ist das letzte Fahrzeug registriert, für den Rest der Nacht muss ich nur noch aufpassen, dass niemand unbefugt in das Gelände eindringt. Punkt elf schließe ich die großen Tore. Sollte jetzt noch ein Nachzügler kommen, kann er die Notfallklingel benutzen. Ich kann mich nicht erinnern, dass etwas Derartiges in den letzten fünf Monaten an einem Freitagabend vorgekommen wäre.
Während ich mir Kaffee aus der Thermoskanne einschenke, wandern meine Gedanken wieder zu David. Dass er ebenso schwul ist wie ich, zeigt er deutlich. Ich habe den Regenbogenbutton an seiner Tasche gesehen und manchmal trägt er ein Shirt mit der Aufschrift „Proud to be gay“. Also sind meine Träume zumindest nicht vollkommen an den Haaren herbeigezogen.
Irgendwann nach Mitternacht packe ich die Tüte vom Bäcker aus. In dem Moment, in dem ich in einen Berliner beiße, lässt mich das durchdringende Geräusch der Klingel auffahren. Ich erschrecke mich dermaßen, dass ich mich von oben bis unten mit Puderzucker bekleckere. Missmutig gehe ich die wenigen Schritte bis zur Tür und reiße sie mit einem Ruck auf. Der Zucker rieselt mir vom Kinn, als mir entgeistert der Mund offen stehen bleibt.
„Hi.“
Ich habe David noch nie lächeln gesehen und das haut mich jetzt im wahrsten Sinne des Wortes um. Meine Knie zittern, ich schwanke und für einen Moment glaube ich ohnmächtig zu werden. Bevor das passieren kann, macht David einen Schritt auf mich zu, lehnt sich nach vorne und legt die Arme um meinen Oberkörper. Ich habe gerade das Gleichgewicht wiedergefunden, da streckt er frech die Zunge raus und leckt den verbliebenen Zuckerstaub von meinem Kinn. Keuchend schnappe ich nach Luft und ich kann nicht glauben, was gerade passiert.
Vorsichtig fährt er mit der Zunge an meiner Unterlippe entlang. Ich will ihn zu einem Kuss einfangen, doch David zieht sich mit einem himmlischen Lachen zurück. „Du bist süß“, sagt er und leckt sich über die Lippen.
Ich bin zu verwirrt und außer Atem, mein Mund verzieht sich zu einem debilen Lächeln. Was soll ich tun? Was soll ich sagen? Die Situation überfordert mich total.
David stört sich an meinem Aussetzer nicht. Neugierig mustert er mein kleines Reich, das aus nicht mehr besteht, als einem Schreibtisch, ein paar Monitoren der Überwachungskameras und der Steuerung für die Schranken. Sein Blick fällt auf den angebissenen Berliner auf dem Tisch. Rote Marmelade quillt aus dem Inneren des Gebäcks. Mit einem Grinsen steckt er einen Finger hinein und leckt sich die Marmelade genüsslich ab, den Blick dabei fest auf mich geheftet. Gott, das ist zu viel! Ich bin steinhart – das Stöhnen entfährt mir, bevor ich es aufhalten kann.
„Willst du auch mal probieren?“
Mein wenig zögerliches Nicken kommentiert er nicht. Ich zittere vor Erregung allein bei dem Gedanken daran, an diesem Finger zu lutschen. Ob nun mit Marmelade oder ohne. Das ist irgendwie erbärmlich, was mich im Moment kein bisschen stört.
Statt eines Fingers taucht seine Zunge in die Marmelade, rot glänzend streckt er sie mir als Einladung entgegen.
Ich kann nicht mehr. All die Monate, in denen ich mich durch eine Glasscheibe nach diesem Mann verzehrt habe, brechen aus mir heraus. All die Sehnsucht liegt in der Weise, wie ich mit seiner Zunge spiele. Ich halte mit den Händen sein Gesicht fest, als ich aus dem Spiel einen Kuss mache. Der Geschmack der beerigen süßen Marmelade in Verbindung mit Davids Aroma bringt mich zum Stöhnen. Meine Hände gehen auf Wanderschaft, streifen seine Lederjacke, die mit einem Rascheln zu Boden fällt. Ich unterbreche den Kuss, um David das Shirt auszuziehen. Meine zitternden Hände streichen über seinen Rücken hinunter zum
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