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37 - Satan und Ischariot I

37 - Satan und Ischariot I

Titel: 37 - Satan und Ischariot I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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doch wohl seine Stimme hören lassen.“
    Sie wiederholte ihre Frage, und da er nun zu antworten gezwungen war, nickte er bejahend.
    „So gebe ich mir die Ehre, Sie einzuladen, mein Gast zu sein“, fuhr sie fort. „Wollten Sie die Einladung annehmen, so würden Sie mich sehr beglücken.“
    „Meine weiße Schwester mag glücklich sein“, antwortete er. „Ich nehme an.“
    „Und ich darf Damen zu mir laden, welche Winnetou feiern werden?“
    „Winnetou weiß, daß die Bleichgesichter Bären fangen und einsperren, um sie sehen zu lassen; aber er ist kein Bär.“
    „Also kein Fest?“ fragte sie mit sehr enttäuschtem Gesicht.
    „Nein“, sagte er, drehte sich um und ging hinaus; ich folgte ihm, und wir entfernten uns, ohne ein Wort des Abschieds zu verlieren. Wir hatten in der Stadt nichts zu suchen. Einige Kleinigkeiten kauften wir ein; dann holten wir unsere Pferde und führten sie vor die Stadt hinaus ins Freie, wo wir uns wohler befanden als im Innern derselben. Es gab da ein laufendes Wasser und saftiges Gras für die Pferde. Wir legten uns nieder, einen tüchtigen Schlaf zu tun. Noch ehe wir eingeschlafen waren, sahen wir die Helden vorüber reiten. Die Dame hatte also, trotzdem wir fort waren, auf der Ausführung des Plans bestanden. Der kleine Trupp bestand aus fünf Personen, dem Haziendero, drei Polizisten und dem ‚Jurisconsulto‘. Die vier trugen ihre Uniformen, was selbst den ernsten Winnetou zum Lachen nötigte, ihm aber doch kein Wort des Witzes oder Spottes abzuringen vermochte. Die Pferde waren gut; der Haziendero und die drei Polizisten ritten ganz leidlich; der von seiner Gattin ‚Jurisconsulto‘ Genannte aber bildete eine weniger reizende Figur. Er hatte ein Kissen unter sich und eins hinter sich angeschnallt. Beide glänzten aus der Ferne zu uns herüber; sie waren also wohl mit feinem weißen Leinen ‚neuwaschen‘ überzogen worden. Wer sich zu einem Ritt in die wilden Berge hinauf mit solchen Ausrüstungsgegenständen versieht, wird alles andere verrichten, aber nur keine Heldentaten! ‚Glück auf den Weg, mein Feldherr!‘ dachte ich und machte die Augen zu, fest überzeugt, daß die fünf Reiter nicht über vielen und großen Ruhm auf ihrem Pfade stolpern würden.
    Wir schliefen, ohne gestört zu werden, den Nachmittag und die Nacht, also viel besser und länger, als wir in der Stadt, in einem Haus und Bett geschlafen hätten. Die Pferde hatten wir nicht angebunden, da wir ihrer sicher waren; die beiden Tiere waren treu und wachsam wie die Hunde; sie gingen nicht von uns fort und hätten uns sogar gewiß geweckt, falls jemand in unsere Nähe gekommen wäre. Als wir uns in den Sattel setzten, ging eben die Sonne auf. Wir waren frisch und munter, und auch die Pferde hatten sich vollständig erholt und wieherten freudig in die frische Morgenluft hinaus.
    Wir ritten natürlich nach der Hazienda zurück, und zwar folgten wir während der ersten Stunde der Fährte unserer fünf Helden, welche von gestern her noch leidlich im Gras zu sehen war. Dann lenkte dieselbe von unserer Richtung scharf rechts ab.
    „Mein Bruder Shatterhand hat sie richtig beurteilt“, sagte Winnetou. „Sie reiten nicht über die Hazienda, weil sie sich vor dem Player fürchten. Das weiße Weib wird mit ihrem nicht stillstehenden Mund nicht viel Rühmenswertes von ihrem Mann zu erzählen haben. Uns aber werden die Männer vielleicht Ärger bereiten.“
    „Möglich!“ antwortete ich. „Aber groß wird er nicht sein, und ich will einen kleinen Ärger sehr gern auf mich nehmen, wenn ich mir bei demselben sagen kann, daß der selbstsüchtige und undankbare Haziendero und der lächerliche Rechtsgelehrte ihrer Strafe entgegenreiten.“
    „Ist mein Bruder auf einmal rachsüchtig geworden?“
    „Das nicht; aber ich habe mich über beide geärgert und sage mir, daß eine etwas kräftige Belehrung ihnen gar nichts schaden kann. Sie werden dann das, was wir getan haben, besser beurteilen und also schätzenlernen.“
    Unser Ritt verlief, ohne daß sich während desselben etwas Erwähnenswertes ereignete, und es war kurz vor Tagesanbruch, als wir die Grenze der Hazienda erreichten. Das Feuer war nicht bis an die Stelle, wo wir anhielten, gedrungen; es befand sich dort ein Buschwerk, welches sich zum Versteck eignete, und dieses hatten wir unseren beiden Mimbrenjos als Rendezvous bezeichnet. Sie waren da, und zwar mit ihren Pferden und kamen, als sie uns hörten, aus dem Gesträuch gekrochen.
    „Ihr seid beide

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