37 - Satan und Ischariot I
habt, denn wenn das geschehen wäre, hätten wir euch augenblicklich getötet; nun aber werdet ihr noch einige Tage leben dürfen, denn wir werden euch die Haut in Streifen abschneiden, um Riemen daraus zu machen.“
„Die Haut – Streifen – Riemen!“ schrie der Jurisconsulto auf. „Mein gütiger, mein allgütiger Himmel! Das ist Mord; das ist Qual; das ist die größte Marter, die es gibt!“
„Bist du denn nicht der erste und oberste Mann in der Stadt, welche Ures heißt?“
„Der bin ich, ja; ich habe es schon gesagt, wertester Señor.“
„So wisse, daß es bei uns gebräuchlich ist, je vornehmer der Mann, desto größer die Qual, unter welcher er zu sterben hat. Was sind die drei Männer, die zu dir gehören?“
„Sie sind Polizisten, Untergebene von mir.“
„So werden wir ihnen weniger Martern bereiten. Wir skalpieren sie erst, und dann stechen wir ihnen die Augen aus.“
Die drei stießen einen Schrei des Entsetzens aus. Der Rote grinste sie höhnisch an und fuhr, zu dem Haziendero gewendet, fort:
„Und du bist Don Timoteo, ein reicher Mann. Dir schneiden wir die Hände ab. Ihr seid unsere Feinde; also müßt ihr qualvoll sterben.“
„Ich zahle euch ein Lösegeld, wenn ihr mir die Freiheit gebt!“
„Die roten Männer brauchen kein Geld. Das ganze Land gehört ihnen; was ihr habt, das habt ihr ihnen geraubt. Ihr braucht es ihnen nicht zu schenken, denn sie werden es sich selbst wiedernehmen, und ihr müßt sterben.“
„Auch ich zahle ein Lösegeld!“ rief der Jurisconsulto. „Ich gebe Ihnen hundert Peseten!“
Der Indianer lachte.
„Zweihundert Peseten!“
„Du bist der reichste Mann in Ures und willst so wenig geben?“
„So gebe ich dreihundert, fünfhundert Peseten, wertester Señor!“
„Du hast gehört, daß wir kein Geld haben wollen, weil wir keins brauchen. Ihr müßt sterben. Ich habe einen Boten fortgeschickt, und noch heute wird der ‚Schnelle Fisch‘ kommen, um zu bestimmen, welches Todes ihr sterben sollt.“
Bei dieser Drohung kam dem Haziendero ein Gedanke, dem er, um die Roten einzuschüchtern, sofort Ausdruck gab:
„Wenn ihr uns das geringste Leid antut, wird es euern eigenen Tod zur Folge haben. Wir haben mächtige Freunde, welche uns rächen werden!“
„Wir verachten eure Freunde. Es gibt keinen Weißen, welchen ein Yumakrieger zu fürchten hat.“
„Es gibt einen, den ihr alle fürchtet, Old Shatterhand!“
Der Rote machte eine verächtliche Handbewegung und antwortete:
„Old Shatterhand ist ein weißer Hund, den wir mit einem Hieb auf die Schnauze töten würden, wenn er zu uns käme. Aber er wird sich hüten, zu kommen, denn er befindet sich nie in dieser Gegend.“
„Du irrst. Er war auf meiner Hazienda, und dann habe ich mit ihm in Ures gesprochen. Er will nach der Fuente und nach Almadén, um die fremden Arbeiter zu befreien.“
Jetzt wurde der Rote aufmerksam. Er schien den Haziendero mit dem Blick, den er auf ihn richtete, durchbohren zu wollen, sagte dann aber in ungläubigem Ton:
„Du lügst; du willst uns bange machen; aber ein Yuma kennt keine Angst.“
„Ich lüge nicht. Señor, bestätigen Sie es mir!“
Diese Aufforderung war an den Beamten gerichtet; dieser ergriff den Faden, an welchem er sein Leben wähnte, und bekräftigte:
„Es ist so; Don Timoteo hat die Wahrheit gesagt; Sie können es glauben, wertester Señor. Old Shatterhand war auch bei mir, und Winnetou, der Häuptling der Apachen, befand sich bei ihm.“
Mir war es höchst unlieb, daß die Leute von uns sprachen, sie hätten unter anderen Umständen, oder wenn wir uns hier nicht schon befunden hätten, sich und uns den größten Schaden machen können. Dennoch war es interessant zu sehen, welche Wirkung unsere Namen hervorriefen.
„Uff, uff!“ fuhr der Rote auf, indem er in die Höhe sprang. „Winnetou war bei euch? Und Old Shatterhand befand sich bei ihm?“
„Ja. Old Shatterhand war sogar zweimal bei mir, wertester Señor. Die beiden berühmtesten Männer sind über die Hazienda del Arroyo geritten, um uns nachzukommen.“
Da streckte der Rote seine Hand gegen seine beiden Kameraden aus und rief:
„Haben meine roten Brüder gehört, was gesagt wurde? Old Shatterhand befindet sich bei Winnetou, und das Bleichgesicht, welches Player genannt wird, meldete uns, daß Winnetou bei der Hazienda gewesen sei. Es stimmt also; es ist, wie die Weißen hier sagen. Winnetou ist mit Old Shatterhand unterwegs hierher. Wir müssen diesen Ort mit den
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