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37 - Satan und Ischariot I

37 - Satan und Ischariot I

Titel: 37 - Satan und Ischariot I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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will.“
    „Welch ein Irrtum! Dieser Mensch und Old Shatterhand! Wer den Jäger selbst nur im schnellen Vorüberreiten gesehen hat, weiß ganz genau, daß er mit dem Schreiber nichts zu tun haben kann!“
    „Und dennoch ist er es. Zeit und Ort sind verschieden, und das Gewand, welches er heute trägt, ist auch anders als der Lederanzug, in dem du ihn jedenfalls gesehen hast.“
    „Dennoch ist es unmöglich, ganz und gar unmöglich! Der Mensch mit dem dummen Gesicht, dem ich die Koje des Herkules anweisen mußte, soll Old Shatterhand sein? Sir, ich will alles glauben, was Ihr mir sagt, doch dieses eine nicht, nein, niemals!“
    „Ich habe unumstößliche Beweise. Hast du das Gewehr des Mannes gesehen?“
    „Nein. Es schienen zwei zu sein; sie steckten in einem Futteral.“
    „Es sind zwei, und jedermann weiß, daß Old Shatterhand stets seine beiden Gewehre bei sich hat, einen Bärentöter und einen Henrystutzen, Gewehre, welche ihresgleichen nicht wieder haben. Ich habe im Hotel gar wohl bemerkt, daß ich sie nicht sehen sollte, sie mir aber von dem Wirt, welcher sie in den Händen gehabt hatte, genau beschreiben lassen. Der Westmann trat als armer Teufel auf und hat doch den Wirt mit seiner ganzen Familie mit sich essen und trinken lassen. Wäre er wirklich der, für den er sich ausgibt, so würde er auf mein Anerbieten sofort und mit Freuden eingegangen sein; er hat sich aber unter dem lächerlichsten Vorwand, den es geben kann, Bedenkzeit ausgebeten. Er hatte mich nie gesehen und beobachtete mich doch immerfort sehr scharf. Ich ließ ihn nicht merken, daß ich dies sah. Die Ähnlichkeit mit meinem Bruder ist ihm aufgefallen. Er kam von der Sierra Verde herab. In diese Öde und gefährliche Gegend versteigt sich kein gewöhnlicher Mensch, am allerwenigsten aber einer, der fremd im Land ist, zumal es jenseits Empörung und infolgedessen die unsichersten Verhältnisse gab. Da hinauf und da hinüber wagt sich nur ein kühner und erfahrener Mann, der sich auf sich und seine Waffen verlassen kann. Bedenke, daß er ohne alle Begleitung, also ganz allein gewesen ist!“
    Es läßt sich denken, daß ich mit der größten Spannung Ohrenzeuge dieses Gespräches war. Mein Instinkt hatte mich nicht nur nicht betrogen, sondern, wie ich jetzt einsah, mir und voraussichtlich auch anderen einen großen Dienst geleistet. Jetzt wußte ich mit einem Mal, warum mir das Gesicht des Mormonen nicht nur wegen des Widerspruchs seiner Züge aufgefallen war. Der Grund lag, wie er selbst sagte, in der Ähnlichkeit mit seinem Bruder, dem Mörder jenes Offiziers, welcher mir sehr nahegestanden hatte. Die Freundschaft für den Ermordeten hatte mich veranlaßt, dem Täter zu folgen, den ich, wie soeben gesagt worden war, bis nach Fort Edward getrieben und dort ergriffen hatte. Ich wußte jetzt, woran ich war. Meine Ahnung hatte wieder einmal recht gehabt. Der Mormone war ein Bruder jenes Falschspielers und mehrfachen Mörders; und die Art, wie er sich über ihn und sein Verbrechen geäußert hatte, war Beweis genug, daß er mit den Gesetzen auf keinem guten Fuß stand.
    Leider mußte ich aber feststellen, daß ich durchschaut worden war, wie ich nun weiter vernehmen konnte. Daß der Wirt des Hotels die Angewohnheit gehabt hatte, ein Fremdenbuch zu führen und daß ich meinen Namen in dasselbe geschrieben hatte, das waren die ersten Ursachen davon gewesen, daß der Mormone auf den Gedanken gekommen war, ich sei Old Shatterhand. Dazu kam noch die Schwatzhaftigkeit des Wirtes, welcher meine Gewehre beschrieben hatte, und noch verschiedenes andere, was Melton jetzt aufzählte. Sogar das erwähnte er, daß ich nicht im Haus, sondern im Hof geschlafen hätte, weil ich als Westmann dies so gewöhnt sei. Er brachte alle diese Gründe so bestimmt vor, daß der Aufwärter schließlich zu der Überzeugung gelangte, welche der Mormone hegte. Er stimmte ihm zu und meinte dann:
    „Also angenommen, daß wir es wirklich mit Old Shatterhand zu tun haben, welchen Grund kann der haben, mit nach der Hazienda gehen zu wollen?“
    „Es werden mehrere und verschiedene Gründe sein. Hat er erkannt, daß ich der Bruder meines Bruders bin, so wird er glauben, denselben da suchen zu müssen, wo ich mich befinde. Also hängt er sich an mich. Sodann muß ihm als erfahrenem Mann und Kenner der Verhältnisse die Bestimmung auffallen, welcher die Menschenladung dieses Schiffes entgegengeht, wenigstens angeblich entgegengeht. Nach allem, was ich über den Mann gehört

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