Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
37 - Satan und Ischariot I

37 - Satan und Ischariot I

Titel: 37 - Satan und Ischariot I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
ich ihn erkannte.“
    „So sagt mir doch, wer es ist!“
    „Das solltest du eigentlich schon wissen, denn du hast ihn hier auf dem Schiff gesehen.“
    „Dann kann es nur der Mann sein, welcher Buchhalter werden soll. Ist es so richtig?“
    „Natürlich! Es ist ja sonst niemand mit mir an Bord gekommen. Und du kennst ihn nicht, wirklich nicht? Du hast ihn schon gesehen, und zwar unter solchen Verhältnissen, daß es geradezu verwunderlich ist, daß du ihn für einen Unbekannten hälst. Ich war vollständig überzeugt, daß er von dir erkannt worden sei, und darum winkte ich dir einigemal zu, vorsichtig zu sein und dich sowenig wie möglich von ihm sehen zu lassen, da er sich sonst auf deiner erinnern könnte.“
    „Diese Winke sah ich, habe sie aber nicht verstanden. Ihr habt da mit diesem Mann eine Wichtigkeit, die ich nicht begreife. Ein Landstreicher, der froh ist, auf einer Hazienda Schreiber werden zu dürfen, kann für uns doch von gar keiner Bedeutung sein!“
    „Das würde ich auch sagen, wenn dieser höchst gefährliche Mann überhaupt die Absicht hätte, Buchhalter zu werden.“
    „Wollt Ihr etwa sagen, daß er sich verstellt, daß er die Absicht hat, Euch an der Nase zu führen? Dann ist er entweder der größte Dummkopf, den es gibt, oder ein feiner, gescheiter Kerl.“
    „Das letztere, das letztere! Denke doch einmal an Fort Uintah und was du dort erlebtest!“
    „Viel Erfreuliches ist das nicht gewesen. Es war zu einer Zeit, in welcher dort gespielt wurde wie nirgends sonst. Ich hatte gute Geschäfte gemacht und mir einen tüchtigen Beutel voll Dollar gespart, verlor sie aber in Uintah im Laufe einer einzigen Stunde. Glücklicherweise war Euer Bruder da, der mir eine gute Handvoll Dollars schenkte und mir dann auch bei dem Wirt eine Stelle als Kellner verschaffte. Ich habe ihn seitdem nicht wiedergesehen. Ihr wißt ja, weshalb er diesen Ort so plötzlich verlassen mußte. Man spricht natürlich nicht gern davon.“
    „Warum nicht? Wer ein Mensch ist, und das sind wir ja alle, dem darf Menschliches passieren. Übrigens hat er sich noch ganz gut aus der Affäre gezogen.“
    „Das ist richtig. Er hatte sich eine so schöne, runde Summe zusammengespart, als den Offizier der Teufel ritt, anzunehmen, daß Euer Bruder ein falscher Spieler sei. Es kam zum Streit; er sollte den Gewinn herausgeben, schoß aber den Offizier über den Haufen und machte sich davon. Zwei Soldaten, welche das Geschrei hörten und ihn draußen anhalten wollten, bekamen auch ihre Kugeln, so daß sie umfielen wie die Hölzer; er gelangte aus dem Fort hinaus, nahm eins der dort grasenden Pferde und machte sich auf demselben aus dem Staub. Es war eine glorreiche Tat, unter diesen Verhältnissen und mitten aus einem befestigten Ort zu entkommen.“
    „Entkommen? Ja, aus Uintah entkam er wohl – – –“
    „Nicht nur da, sondern später doch auch“, fiel Weller ihm in die Rede. „Freilich ist es ihm sehr hart an den Kragen gegangen. Er wäre überhaupt nie wieder ergriffen worden, wenn nicht Old Shatterhand sich hinter ihm hergemacht hätte. Muß der Mensch Augen haben! Volle vier Tage lang war man hinter Eurem Bruder her, ohne ihn zu finden oder gar zu fassen; da mußte Old Shatterhand kommen und die Sache hören. Der erschossene Offizier war ein guter Bekannter von ihm und darum und ohne einen anderen Grund zu haben, machte er sich wieder fort auf den Weg, um Euren Bruder zu erwischen.“
    „Ja, volle vier Tage später und nachdem es keinem Soldaten oder Pfadfinder gelungen war, die Spur zu entdecken. Dieser Halunke aber hat die Nase eines Bluthundes; er fand die Fährte und jagte meinen Bruder bis nach Fort Edward hinüber, wo er ihn dem Kommandanten übergab. Der arme Teufel sollte gehängt werden, entkam aber noch in der letzen Nacht im Anzug des Soldaten, der ihn zu bewachen hatte und die Dummheit besaß, sich von ihm erwürgen zu lassen. Du hast doch Old Shatterhand damals auf Fort Uintah gesehen?“
    „Nur im Vorbeireiten. Er war vor kaum einer halben Stunde gekommen, hatte die Tatsache gehört und ritt eben wieder fort, als ich unter der Tür stand und von dem Nachbar hörte, daß dieser Jäger angekommen sei.“
    „So ist es freilich kein Wunder, daß du ihn nicht erkannt hast.“
    „Heute?“ fragte der Aufwärter im Tone äußersten Erstaunens. „Was wollt Ihr damit sagen? Doch nicht etwa, daß dieser sogenannte Buchhalter gar Old Shatterhand sei?“
    „Ja; gerade das ist's, was ich sagen

Weitere Kostenlose Bücher