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37 - Satan und Ischariot I

37 - Satan und Ischariot I

Titel: 37 - Satan und Ischariot I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Häuptling auf:
    „So ist es also doch wahr! Alle alten Weiber werden euch verlachen, und die Kinder werden mit Fingern auf euch deuten. Denkt an den Hohn der anderen Stämme, wenn sie hören, daß so viele Yumakrieger nicht imstande gewesen sind, einen armseligen Mimbrenjoknaben festzuhalten. Der Knabe hat sich bei Old Shatterhand befunden; es ist derselbe, den ich da unten im Tal entfliehen lassen mußte, also wird sein Bruder auch in der Nähe sein und seine Schwester, die Squaw des Opata-Häuptlings, dazu. Sucht augenblicklich nach ihnen; sucht den ganzen Wald durch! Ich erwarte, daß ihr sie mir bringen werdet. Drei oder vier von euch genügen, hier bei mir zu bleiben und das Lager zu bewachen.“
    Er bezeichnete diejenigen, welche bleiben sollten; die anderen entfernten sich, um seinen Befehl auszuführen. Weller blieb natürlich auch zurück. Ich dachte, daß der Häuptling nun eine Art von Verhör mit mir anstellen werde, dem war aber nicht so. Er ließ mich noch enger fesseln als bisher und an den Zeltpfahl binden; dann schien er mich keines Blickes zu würdigen; aber ich sah, daß er mich gar wohl zwar heimlich, aber scharf im Auge behielt.
    Nun gab es ein banges Warten für mich. Es war hundert gegen eins anzunehmen, daß mein Mimbrenjo ertappt würde. Es waren der Spürhunde zu viele, als daß ich hoffen konnte, er, der unerfahrene Knabe, werde ihnen entwischen. Faßte man ihn, so war es nicht nur um ihn geschehen, sondern es gerieten auch meine kostbaren Gewehre und mein anderes Eigentum in ihre Hände, und das letztere hielt ich für weit schlimmer als das erstere.
    Laute Zurufe, welche zu hören waren, sagten mir, daß man seine Spur gefunden habe. Sie kamen aus immer weiterer Entfernung, ein sicheres Zeichen, daß man ihn verfolgte. Von jetzt an verging eine lange, lange Zeit, weit über eine Stunde; dann kehrte ein starker Trupp der Roten zurück. Wie freute ich mich, als ich den Mimbrenjo nicht bei ihnen sah! Der Häuptling aber rief ihnen zornig entgegen:
    „Ihr bringt sie nicht? Seid ihr blind geworden, da ihr die Spur eines Menschen nicht mehr zu sehen vermögt?“
    „Die Krieger der Yuma sind nicht blind“, antwortete einer. „Wir haben die Fährte des Knaben gefunden.“
    „Aber nicht ihn selbst! Sonst hättet ihr ihn gebracht!“
    „Du wirst ihn bald zu sehen bekommen. Seine Spur ging durch den Wald bis an den Rand desselben und von da aus gerade über die offene Ebene hinüber.“
    „In welcher Richtung?“
    „Nach Süden.“
    „Es war nur kurze Zeit vergangen, und er konnte keinen großen Vorsprung haben; ihr müßt ihn also gesehen haben, indem er vor euch über die Ebene lief?“
    „Der Knabe ist klein; seine Gestalt verschwindet also, selbst wenn die Entfernung keine große ist. Aber seine Spur war deutlich und muß ihn schnell in unsere Hände bringen. Weil es dazu nur einiger Krieger bedarf, folgten ihr die anderen; wir aber sind zurückgekehrt.“
    Der Häuptling sagte weiter nichts und wendete sich in der Haltung eines Wartenden von ihnen ab. Er war augenscheinlich wütend, sah aber ein, daß zornige Worte nichts zu ändern vermochten und das Resultat der Verfolgung nicht beschleunigen konnten. Mir aber wuchs die Hoffnung, denn das Verhalten des Knaben war so klug, daß ich selbst es nicht besser hätte machen können. Er hatte unsere Pferde stehen und alles bei ihnen liegen lassen und war von der Stelle aus, an welcher er entwischt war, direkt nach dem Waldrand aufwärts gestiegen und dann in schnellstem Lauf über die Ebene geeilt. Dadurch hatte er die Suchenden von unserem Versteck abgelenkt. Die Pferde standen noch da, und meine Sachen lagen bei denselben. Auch darin war er klug gewesen, daß er sich südwärts gewendet hatte, denn erstens zog er dadurch die Aufmerksamkeit von derjenigen Richtung, nämlich der nördlichen ab, nach welcher unsere Absichten gingen, und zweitens gab es, wie er gesehen hatte und also wohl wußte, im Süden genug felsiges Terrain, auf welchem er seine Spuren verschwinden lassen konnte.
    Der Nachmittag verging, und es wurde dunkel. Die Indianer zündeten einige Feuer an, um das Abendessen zu bereiten. Der Häuptling saß noch immer auf derselben Stelle und verhielt sich stumm. Es schien in ihm zu kochen. Weller war fortgegangen, wohl aus purer Langeweile ein wenig im Wald herumzulungern. Jetzt kehrte er zurück. Der Häuptling fragte ihn in nicht eben freundlichem Ton:
    „Wo bleibst du so lange? Weißt du nicht, daß die bestimmte Zeit da

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