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38 - Satan und Ischariot II

38 - Satan und Ischariot II

Titel: 38 - Satan und Ischariot II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Führer mit der Bemerkung, daß das Warr nach nicht viel über drei Stunden zu Ende und in eine wieder offene Steppe übergehe, auf welcher erfreulicherweise Gras zu finden sei.
    Eine Stunde nach Mittag brachen wir wieder auf, und eine halbe Stunde später kam der Führer zu uns und meldete dem Obersten, mit welchem wir ritten:
    „Da drüben liegt die Stelle, an welcher der Mülasim Achmed ermordet wurde.“
    Er deutete nach rechts, also nach Südwest hinüber.
    „Der Mülasim Achmed?“ fragte Krüger-Bei erstaunt.
    „Ja.“
    „Der ist ermordet worden?“
    „Ja. Ich habe es dir doch gesagt, o Herr!“
    „Kein Wort!“
    „Verzeih, o Herr! Ich weiß ganz genau, daß ich es dir berichtet habe. Wie hätte ich so etwas Wichtiges vergessen oder verschweigen können!“
    „Sollte ich es überhört haben? Da müßte ich an etwas anderes und sehr Wichtiges gedacht und dabei nicht auf deine Worte geachtet haben. Achmed tot! Ermordet! Von wem?“
    „Von mehreren Ayar drüben an einem kleinen Wasser.“
    „Sind die Mörder erwischt worden?“
    „Ja. Wir haben sie ergriffen und erschossen. Es waren ihrer drei.“
    „Und Achmeds Leiche –?“
    „Die haben wir da, wo er gefallen ist, begraben.“
    „Erzähle!“
    „Wir ritten genau denselben Weg, auf welchem wir uns jetzt befinden. Der Mülasim hörte, daß dort, zehn Minuten von hier, Wasser sei, und ritt hin, denn sein Pferd war erkrankt, und er wollte es laben. Wir zogen weiter, hörten aber bald einen Schuß. Der Kolarasi sandte sofort zehn Mann, bei denen ich mich befand, aus, um zu erfahren, wer geschossen habe. Als wir an das Wasser kamen, lagerten da drei Uled Ayar, welche keine Ahnung davon hatten, daß wir in solcher Nähe vorüberzogen; sie hatten den Mülasim erschossen. Wir ergriffen sie und brachten sie dem Kolarasi. Dieser ließ den Zug halten. Es wurde kurzer Prozeß gemacht; sie bekamen die Kugel. Dann ritten die Offiziere mit einiger Mannschaft nach dem Wasser. Der Mülasim wurde begraben. Wir deckten ihn mit Steinen zu und schossen darüber dreimal unsere Gewehre ab.“
    „Achmed, der brave, tapfre Achmed! Ich muß sein Grab sehen! Zeig es uns!“
    Ich kann es mir heute noch nicht erklären, warum ich damals so außerordentlich unvorsichtig war und dem Führer glaubte. Seine Erzählung war so unwahrscheinlich! Er wollte Krüger-Bei Bericht erstattet haben, und dieser wußte nichts davon! Ich hätte doch an den nächtlichen Reiter denken sollen. Aber der war nach Südost davongeritten, während wir nach Südwest zogen.
    Wir folgten also dem Führer, nämlich Krüger-Bei, Emery und ich. Winnetou ritt nicht mit, wohl nur deshalb, weil er an unserem Gespräch nicht teilnehmen konnte. Ehe wir den Zug verließen, befahl der Oberst, daß derselbe sich indessen langsam fortbewegen solle.
    Wir ritten immer zwischen Felsblöcken, und es dauerte freilich weit über zehn Minuten, ehe wir an Ort und Stelle kamen. Dieser Zeitunterschied hätte mir auffallen sollen.
    An einem großen Felsblock gab es allerdings eine kleine Wasserlache, deren Inhalt spärlich aus der Erde zu sickern schien. Zur Seite waren kleinere Steine aufeinander gehäuft. Auf diese deutend, sagte der Führer:
    „Das ist das Grab.“
    „Da muß ich das Gebet der Toten verrichten“, meinte der Oberst, indem er abstieg.
    Auch wir stiegen ab und ließen unsere Gewehre an den Sätteln hängen. Es war hier außer uns kein Mensch zu sehen und zu vermuten. Krüger-Bei kniete nieder und betete. Ich und Emery falteten die Hände, blieben aber stehen. Der Führer war nicht abgestiegen, was uns unbedingt hätte auffallen müssen.
    Als der Oberst sein Gebet vollendet hatte, erhob er sich und fragte:
    „Wie liegt der Mülasim? Doch mit dem Gesicht nach Mekka gerichtet?“
    „Ja, Herr“, antwortete der Führer.
    Ohne daß ich mir etwas Böses dabei dachte, sagte ich doch:
    „Das ist wohl unmöglich. Mekka liegt gegen Osten; die Länge dieses Haufens aber geht von Nord nach Süd.“
    „Das ist wahr! Allah! Man hat ihm eine falsche Lage gegeben!“
    „Und“, fügte ich hinzu, jetzt aufmerksamer werdend, „was ist denn das? Der Steinhaufen müßte doch zwei Wochen alt sein; das ist er aber nicht.“
    „Ja, das ist er nicht“, stimmte mir Emery bei.
    „Warum?“ fragte der Oberst.
    „Schau, wie der dünne, mehlfeine Sand sich bewegt, obgleich man kaum einen Luftzug spürt! Der Sandstaub wird in jede Spalte und in jede Ritze getrieben; man sieht das an den anderen Steinen überall. Hier aber

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