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38 - Satan und Ischariot II

38 - Satan und Ischariot II

Titel: 38 - Satan und Ischariot II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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senkte sich dem Westen zu; in vielleicht drei Viertelstunden war die Dämmerung zu erwarten. Da hob sich nach und nach der Boden, und rechter Hand tauchten Höhen auf. Zwei von ihnen traten besonders charakteristisch hervor, obgleich sie weit hinten lagen. Das mußten mächtige Bergstöcke sein, das heißt, was man hier in einem so ebenen Land so nennen kann. Täuschte ich mich nicht, so waren es die beiden Berge von Magraham. Da führte aber unser Weg nicht nach den Ruinen, welche unser Ziel gewesen waren. Die Uled Ayar mußten dieselben verlassen und sich nach der Gegend von Magraham gewendet haben.
    Wir hatten einen großen Bogen gemacht, und wenn ich richtig vermutete, so lag das Warr, in welchem wir uns noch vorhin befunden hatten, nicht weiter als eine gute Reitstunde nördlich von uns. Das war mir von Bedeutung. Es kommt überhaupt unter Umständen sehr viel darauf an, sich die Gegend genau einzuprägen, und dies tat ich denn auch sehr sorgfältig.
    Nun sahen wir eine ganz eigenartige Berggestaltung vor uns. Eine kompakte Masse stieg rechts und links allmählich zu bedeutender Höhe an und war in der Mitte tief bis herunter auf die Steppe eingeschnitten. Es sah aus, als ob ein Riese, ein gigantisches Wesen sich ein Brot gebacken, es hierher gelegt und dann mit einem mehrere Kilometer langen Messer bis ganz nach unten durchschnitten und nachher die beiden Hälften ein wenig auseinandergerückt habe. Die beiden Seiten waren leicht zu ersteigen, die zwischen ihnen liegende Kluft oder der zwischen ihnen liegende Paß aber schwerlich, denn ich sah ganz deutlich, daß die Wände desselben fast lotrecht abfielen.
    „Der Paß wird von großer Bedeutung für euch werden.“
    So sagte ich mir gleich, als ich ihn erblickte, und die Vermutung sollte schon in der nächsten Nacht zur Wahrheit werden. Die Uled Ayar ritten auch gerade auf denselben zu.
    Noch ehe wir ihn erreichten, drehte ich mich um und musterte den Gesichtskreis nach der Richtung, aus welcher wir gekommen waren. Irrte ich mich nicht, so gab es da draußen, weit draußen, einen kleinen, hellen Punkt, welcher nur die scheinbare Größe einer Erbse hatte. Das war jedenfalls ein Haïk, ein heller Burnus, und eine Ahnung, welche sich später bewahrheitete, sagte mir, daß dies Winnetou sei. Er war unserer Spur gefolgt, hatte also ganz denselben Umweg gemacht wie wir und mußte uns besser sehen als ich ihn, da wir fünfzig Männer waren, die alle weiße Burnusse trugen. Daß er, hier angekommen, höchst vorsichtig sein und sich auf keinen Fall sehen lassen werde, davon konnte ich bei einem Mann, wie der Apache war, vollständig überzeugt sein. Es ahnte mir, daß er uns oder doch wenigstens mich, trotz aller Gefahr, welche dabei unvermeidlich war, sehr bald herausholen werde.
    Jetzt gelangten wir in den Paß, und ich erkannte allerdings, daß die Wände wie mit einem Messer glatt geschnitten waren. Da hinauf konnte wohl niemand klettern. Wir waren kaum fünf- oder sechshundert Schritte da hineingeritten, so tauchte das eigenartige Treiben eines kriegerischen Beduinenlagers vor uns auf.
    Ich sah Zelte, zwischen denen sich viele Gestalten bewegten. Hier und da war dürres Holz aufgeschichtet, um am Abend zu Feuern verwendet zu werden. Hunderte und noch mehr Menschen kamen uns entgegengerannt, um ihre siegreichen Stammesgenossen mit echt orientalischem, das heißt überschwenglichem Jubel zu begrüßen. Hinter den Zelten lagerten Soldaten, welche, wie ich bemerkte, von Wachen beaufsichtigt wurden, und noch weiter hinten erblickte ich eine große Mengen von Pferden. Nur Männer waren zu sehen, kein einziges weibliches Wesen. Wir befanden uns also wirklich in einem Kriegslager, und die Soldaten, welche da hinten bewacht wurden, waren Gefangene, gehörten zu der umzingelten Schwadron, welche, wie ich nun wußte, sich hatte ergeben müssen. Ich war nun auch darauf gefaßt, den Kolarasi Kalaf Ben Urik oder, wie er eigentlich hieß, den falschen Spieler und Mörder Thomas Melton zu sehen. Daß er mich als Gefangenen sehen sollte, ärgerte mich gewaltig, doch tröstete ich mich mit der Beruhigung, daß er ebenfalls Gefangener sei. Da aber hatte ich mich freilich ganz gehörig geirrt.
    Geradezu unbegreiflich war es mir, daß die Uled Ayar hier in dem engen Paß ihr Lager aufgeschlagen hatten. Wie ich zu meinem Schaden überzeugt worden war, kannten sie die Annäherung unserer Truppen ganz genau. Wie nun, wenn diese sich teilten und zu gleicher Zeit von vorn und von hinten

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