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38 - Satan und Ischariot II

38 - Satan und Ischariot II

Titel: 38 - Satan und Ischariot II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Friedensschlusses; die zweite war, daß wir unsere Waffen und alles, was man uns abgenommen hatte, wiederbekamen; es fehlte nicht der unbedeutendste Gegenstand.
    Nun ließ ich mir sagen, wo der Kolarasi zu finden sei. Man hatte ihn in sein Zelt geschafft und ihn dort angebunden, so wie wir vorher angebunden gewesen waren. Als ich hineinkam, sah ich, daß er die Augen offen hatte; er schloß sie aber sogleich und stellte sich, um Spottreden zu entgehen, ohnmächtig. Er hatte Blut gespuckt, und zwei Zähne, welche in demselben lagen, bewiesen, daß mein Kolbenstoß nicht gerade die Wirkung eine Liebkosung gehabt hatte. Ich überzeugte mich, daß er sich nicht befreien konnte und ging fort.
    Es wurde ausgemacht, daß die Uled Ayar die Schlucht verlassen sollten, um draußen vor derselben ihr Lager aufzuschlagen. Vorher aber mußte der Friedensschluß förmlich vollzogen werden, was unter dem Absingen der heiligen Fattha und anderer Gebete zu geschehen hatte. Dabei genügte die Anwesenheit Krüger-Beis und Emerys. Ich zog es vor, mich dieser langweiligen Handlung zu entziehen, und begab mich also zu meinen Soldaten, um ihnen das Übereinkommen mitzuteilen.
    Dann setzte ich mich zu Pferd und ritt, dieses Mal nicht um den Berg herum, sondern geraden Wegs durch die Schlucht und durch die Schar unserer bisherigen Feinde, nach der Nordseite des Passes, wo die erste Schwadron aufgestellt war. Die Leute wunderten sich nicht wenig, als sie mich dieses Wegs, gerade von den Feinden her, kommen sahen. Natürlich nahmen sie die Kunde, welche ich ihnen brachte, auch mit Freude auf. Sie waren zwar überzeugt gewesen, daß wir unbedingt siegen würden, aber falls es zum Kampf gekommen wäre, hätte es auch auf unserer Seite Tote und Verwundete gegeben, und da war es auf alle Fälle besser, daß ein Kampf hatte vermieden werden können.
    Wie schon gesagt, hatte ich angenommen, daß Winnetou sich bei dieser Abteilung befand, und dies traf zu. Noch ehe ich bei meinem Kommen den Mund öffnen konnte, trat er mir entgegen und fragte:
    „Mein Bruder hat mit den Kriegern der Uled Ayar Friede geschlossen?“
    „Ja. Es ist so gutgegangen, wie ich es nur denken konnte; es hat keinen Tropfen Blut gekostet, und das habe ich nur dir allein, meinem besten Freund und Bruder, zu verdanken. Du hast viel gewagt, indem du dich an meiner Stelle gefangen legtest.“
    „Winnetou hat keinen Dank verdient, denn mein Bruder Scharlih hätte ganz dasselbe für mich getan. Auch war keine Gefahr dabei; ich war nicht festgebunden und konnte also in jedem Augenblick fort. Was ist mit Thomas Melton, dem Mörder und Verräter, geworden?“
    „Er liegt gefesselt in seinem Zelt. Die Uled Ayar werden den Engpaß verlassen und hier außerhalb desselben ihr Lager aufschlagen. Wir lagern uns ganz in ihrer Nähe und wollen alle unsere Truppen zusammenrufen.“
    Der Kolarasi dieser Schwadron sandte Boten aus, und eine halbe Stunde später war unsere ganze Kavallerie an der Nordseite des Berges vor der Schlucht versammelt. Die gefangen gewesene Schwadron Meltons bekam später von den Beduinen ihre Pferde und ihre Waffen wieder.
    Es war vier Uhr nach arabischer Zeit, nach abendländischer ungefähr zehn Uhr vormittags, als die Zeremonien des Friedensschlusses vorüber waren: die Uled Ayar kamen, ihren Scheik, Krüger-Bei und Emery an der Spitze, aus dem Engpaß geritten und wurden von drei Salven einer Abteilung unserer Kavallerie begrüßt; auch sie schossen zur Erwiderung ihre Gewehre ab, unregelmäßig und jeder nach Belieben, wie es ihre Gewohnheit ist. Emery hatte dafür gesorgt, daß der Kolarasi Melton mitgebracht wurde. Da dieser sich jetzt nicht mehr bewußtlos stellen konnte, nahm er eine andere Maske vor, wie man gleich sehen wird. Er sah schrecklich aus. War sein Gesicht schon durch die Fußtritte Emerys verschimpfiert worden, so kamen jetzt die Folgen meines Kolbenhiebes dazu. Dieser hatte zwar den Kiefer nicht verletzt, sondern nur den Verlust einiger Zähne herbeigeführt, aber die untere Hälfte war doch jetzt ebenso sehr oder noch viel mehr als vorher schon die obere geschwollen. Auch die Zunge schien in Mitleidenschaft gezogen worden zu sein, denn das Sprechen fiel ihm schwer; das hörte ich sehr bald, denn er wurde zu mir geführt und mir von dem Scheik nun förmlich übergeben, wie unsere Friedensbedingungen das mit sich brachten. Der Scheik tat dies in einigen kurzen Worten. Als Melton dies hörte, fuhr er ihn grimmig an:
    „Was? Du lieferst mich diesen

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