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38 - Satan und Ischariot II

38 - Satan und Ischariot II

Titel: 38 - Satan und Ischariot II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Menschen aus?“
    „Ich muß“, antwortete der Beduine. „Es war das eine Bedingung des Friedensschlusses.“
    „Aber du hast mir vorher die Freiheit versprochen! Als ich mich und meine Truppen dir übergab, machte ich die Bedingung, daß ich nicht gefangen, sondern frei sein sollte. Hältst du so dein Wort? Wenn du dies nicht tust, bist du ein schandbarer Lügner, ein ehrloser Verräter, der seinen Verbündeten mit Undank lohnt!“
    Eigentlich hatte er recht; das mußte sich der Scheik auch sagen, und daher erklärte ich mir die Ruhe, mit welcher der letzte die Beleidigung hinnahm. Ich sollte mich aber leider später überzeugen, daß ein anderer Grund vorlag. Aber hätte der Scheik jetzt auch antworten wollen, so wäre er doch nicht dazu gekommen, denn als Melton seine letzten Worte gesprochen hatte, fuhr Krüger-Bei ihn zornig an:
    „Das wagst du zu sagen, Halunke? Du wagst, von schandbarer Lüge und ehrlosem Verrat zu sprechen? Wer ist ein Lügner und ein Verräter? Du wirfst dem Scheik vor, als Verbündeter schlecht an dir gehandelt zu haben. Was aber bin ich, ich dir gewesen? Etwa nur ein Verbündeter? Ich war dein Gönner, dein Beschützer, dein Freund; ich habe wie ein Vater an dir gehandelt. Und wie hast du es mir nun vergolten! Du hast mich von Tunis hierher gelockt, damit man mich gefangennehmen soll, was ja auch geschehen ist.“
    „Das ist eine Lüge!“ verteidigte sich der Angeschuldigte in frechster Weise.
    „Und, willst du mich zu alledem auch noch zu einem Lügner machen?“
    „Dich nicht, sondern denjenigen, welcher dir das weisgemacht hat, was du jetzt sagtest.“
    „Das wäre hier mein Freund Kara Ben Nemsi! Den nennst du einen Lügner? Höre, du Sohn, Enkel und Urenkel von Vorfahren, welche alle in der Hölle wohnen, wie auch du in derselben braten wirst, das ist eine Gottlosigkeit, welche ich fast nicht begreifen kann. Deine ganze Seele ist aus Lügen zusammengesetzt! Wie konnte Allah es zugeben, daß ich einen solchen Menschen beschütze! Ich werde dich aufhängen lassen. Schafft den Judas fort!“
    „Halt!“ bat ich. „Wenn du ihn als deinen Gefangenen betrachtest, so muß ich geltend machen, daß ich frühere Rechte habe.“
    „Die sind aber nicht größer als die meinigen!“
    „Das mag sein; aber ich habe ihn noch wegen wichtiger Dinge vorzunehmen!“
    „Das werde ich nicht verhindern.“
    „Gut! Dann bitte ich dich aber, ihn so fest zu binden und so gut bewachen zu lassen, daß er uns vollständig sicher ist.“
    „Habe keine Sorge! Der Hund soll mir nicht entgehen; darauf kannst du dich verlassen! Schnürt ihn fest und bindet ihn dann an einen Pfahl!“
    Der Befehl wurde dem alten Sallam gegeben, und dieser beeilte sich, ihn auszuführen. Dabei sagte nun Scheik Mubir Ben Safa zu Krüger-Bei:
    „Herr, du hast recht, wenn du den Hund als Ischariot bezeichnest; auch ich habe ihn schon so genannt.“
    „Hattest auch du Veranlassung dazu? Ist er auch gegen dich nicht ehrlich gewesen?“
    „Mich hat er nicht betrügen können, obwohl ich nicht sagen mag, daß er mich nicht noch betrogen hätte. Aber er hat dich verraten, dich in meine Hände geliefert. Du warst mein Feind; du kamst, uns zu bekriegen; darum bin ich auf den Vorschlag, den er mir machte, dich zu fangen, eingegangen. Das war mir von großem Nutzen, der mich aber nicht verhindern konnte, ihn für einen Judas Ischariot zu halten und aus tiefstem Herzen zu verachten. Aber er hat noch an einem anderen ebenso oder gar noch schlimmer gehandelt.“
    „An wem?“
    „An seinem Begleiter.“
    Da fiel ich schnell ein:
    „Dieser ist es, nach welchem ich fragen muß. Ich kenne ihn und fürchte nun zu sehr, daß seine Reise hierher für ihn verhängnisvoll geworden ist. Wo befindet er sich?“
    „Dort in der Schlucht.“
    „In der Schlucht? Himmel! Kein Mensch ist mehr in derselben, wenigstens kein lebender! So ist er tot?“
    „Ja.“
    „Ermordet?!“
    „Ich denke es.“
    „Von dem Kolarasi?“
    „Natürlich!“
    „Wie hieß der Mann?“
    „Seinen eigentlichen Namen kenne ich nicht. Der Kolarasi nannte ihn seinen Freund; er sprach ihn stets ‚mein Freund‘ an.“
    „Aber ihr müßt ihn doch bei irgendeinem Namen genannt haben!“
    „Das haben wir. Wie du weißt, besitzen wir die Gewohnheit, fremde Leute, welche wir nicht kennen oder deren Namen wir schwer auszusprechen vermögen, nach irgendeiner Eigenschaft, durch welche sie sich vor anderen auszeichnen, zu benennen. Wir haben diesem jungen Fremdling auch

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