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38 - Satan und Ischariot II

38 - Satan und Ischariot II

Titel: 38 - Satan und Ischariot II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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daß, wenn von eurer Seite ein einziger Schuß fällt oder wenn ein einziger von euch die Hand feindselig nach mir ausstrecken sollte, ich augenblicklich das Zeichen zum Beginn des Kampfes geben würde. Gleich unsere erste Salve würde euch dreihundert Kugeln bringen.“
    „Das wird nicht geschehen; ich versichere es dir!“
    Trotz dieser Versicherung gab ich, so daß er es hörte, den Befehl, daß die Soldaten, sobald ein Schuß fallen würde, augenblicklich in die Schlucht vordringen sollten. Ich war überzeugt, daß in diesem Fall auch die anderen Abteilungen von uns die Feindseligkeit sofort beginnen würden. Dann brach der Scheik auf, und ich begleitete ihn.
    Als wir die Uled Ayar erreichten, waren es sehr feindselige Blicke, welche von allen Seiten auf mich geworfen wurden. Der Scheik suchte eine erhöhte Stelle, von welcher aus er von allen gesehen wurde, und rief den sich Zusammendrängenden zu:
    „Hört, ihr Männer, was ich euch zu sagen habe. Der fremde Effendi, Kara Ben Nemsi genannt, bringt uns den Frieden, bringt uns Reichtum und bringt uns Ehre. Er bietet uns Gaben, über welche ihr euch freuen werdet wie die Lämmer, wenn sie frische Weide finden. Ich habe ihm freies Geleit versprochen; er kann unangefochten wieder gehen, sobald es ihm beliebt. Er ist wie ich, und ich bin wie er. Mein Blut ist sein Blut, und seine Ehre ist die meinige. Er steht unter meinem Schutz und ebenso auch unter dem eurigen. Die Dschema mag zusammentreten, um zu erfahren, welche Freude und welches Glück uns widerfahren wird!“
    Diese Worte brachten einen außerordentlichen Eindruck hervor. Die vorher so finster und drohenden Gesichter wurden freundlicher; es entstand eine allgemeine Bewegung, ein Rauschen von fragenden und antwortenden Stimmen. Da klang eine derselben über alle anderen hinweg:
    „Halt! Das kann ich nicht zugeben! Der Giaur war unser Gefangener und ist uns entflohen. Wer darf ihm da freies Geleit erteilen! Ich fordere, daß man ihn auf der Stelle wieder in Fesseln legt!“
    Der Sprecher drängte sich herbei; es war der Kolarasi Thomas Melton. Sein rot und blau und grün angeschwollenes Gesicht bot einen widerlichen Anblick. Die Geschwulst war eine Folge der Fußtritte, welche Emery ihm gestern versetzt hatte. Er stellte sich vor mich hin und fuhr, zu dem Scheik gewendet, fort:
    „Ich habe dir bereits gesagt, daß dieser Mann mir gehört!“
    „Was du sagst und behauptest, geht mich nichts an“, antwortete dieser. „Der Effendi steht unter meinem Schutz.“
    Ich war auf irgendeine schnelle Tat des Kolarasis gefaßt und hielt Winnetous Silberbüchse, welche ich mitgenommen hatte, zur Abwehr bereit, doch so unauffällig wie möglich.
    „Unter deinem Schutz?“ fragte er ergrimmt. „Wir kommst du dazu, meinen Todfeind in Schutz zu nehmen!“
    „Er bringt uns Glück und Segen. Wir werden Frieden mit dem Pascha schließen.“
    „Frieden? Und wo bleib ich? Was wird aus unseren Vereinbarungen?“
    „Die gelten nicht mehr. Du siehst, daß wir von allen Seiten eingeschlossen sind. Wir haben nur zwischen dem Frieden und dem Tod zu wählen.“
    „Ah! Und da greift ihr Feiglinge nach dem Frieden! Und der deutsche Hund soll mir nicht ausgeantwortet werden?“
    „Nein. Er ist der Beschützte!“
    „So beschütze ihn, wenn du kannst!“
    Er zog mit einer gedankenschnellen Bewegung sein Messer; es blitzte gegen meine Brust, aber noch eher es dieselbe erreichte, rannte ich ihm den Gewehrkolben unter das Kinn, daß sein Kopf in das Genick knickte und er selbst in einem weiten Bogen zur Erde flog. Da blieb er liegen; ein Blutstrom entquoll seinem Mund.
    „Effendi, ich danke dir für diesen Stoß!“ sagt der Scheik. „Du hast mit demselben das tödliche Messer von dir abgewehrt. Hätte es dich getroffen, so wäre mein Eid, mit dem ich dir Sicherheit verhieß, gebrochen gewesen und zu einem Meineid geworden, und das hätte mein graues Haupt mit ewiger, unauslöschlicher Schande bedeckt. Ist er tot?“
    Diese Frage galt einigen Uled Ayar, welche sich zu Melton niedergebückt hatten.
    „Er bewegt sich nicht, scheint aber nicht tot zu sein“, lautete die Antwort.
    „So bindet ihm die Hände und Füße, damit er bei seinem Erwachen nicht etwa noch größeren Schaden verursachen kann! Du aber, o Effendina, magst die Güte haben, in mein Zelt zu treten, wo du den Herrn der Heerscharen finden wirst!“
    Ich folgte der Aufforderung und fand Krüger-Bei an einem Pfahl befestigt.
    „Ihnen hier, Ihnen!“ rief er mir

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