38 - Satan und Ischariot II
ihn an einen Lasso, an welchem er hinaufgezogen wurde. Wir zogen auch die Leiter hinauf und machten sie mit Hilfe unserer Messer unbrauchbar. Dies geschah, um Zeit zu gewinnen. Wenn die Yumas mit Tagesanbruch das Fehlen der Wächter bemerkten, konnten sie nun nicht in den Schacht. Zwar konnten sie sich mit Lassos hinablassen, freilich nur bis zum Göpel; aber um ihnen das zu erschweren, ließen wir die Trümmer der Leiter so in das Mundloch fallen, daß sie sich in demselben einklemmten und die Passage hinderten. Die Leiterstücke mußten mühsam herausgeschafft werden, wodurch wir genug Zeit gewannen, uns so weit von Almadén zu entfernen, daß eine Verfolgung resultatlos sein mußte.
Nachdem wir Meltons Waffen zu uns genommen hatten, wollten wir mit ihm den Berg hinab und gaben ihm deshalb die Füße frei. Er weigerte sich, von denselben Gebrauch zu machen, doch brachten ihn einige tüchtige Kolbenstöße zu besserer Einsicht, und er ging mit uns bis hinab zur Felsenecke, an welcher ich die ‚Listige Schlange‘ mit Judith belauscht hatte. Hier fesselten wir ihn wieder und banden ihn an einen Stein so fest, daß er sich nicht rühren konnte. Ich wollte ihn nämlich hier liegen lassen, da er die geretteten Arbeiter und auch den von ihm betrogenen Häuptling noch nicht sehen sollte.
In der Höhle brannten die Lichter; ich fand die Landsleute beim Essen. Sie hatten Hunger gelitten und sich nach der Rückkehr der zehn sofort über die von diesen mitgebrachten Vorräte hergemacht. Ich sagte ihnen, daß es hohe Zeit sei, Almadén zu verlassen, da wir, wenn es Tag würde, schon weit entfernt sein müßten, und sie freuten sich darüber.
Zunächst wurden die Pferde herausgeschafft; sie waren bestimmt, abwechselnd einstweilen die schwächsten Leute zu tragen. Der Mimbrenjo sollte als Führer vorangehen, und ich wollte in einiger Entfernung mit Melton folgen. Der ‚Listigen Schlange‘ wurden die Arme auf den Rücken gebunden. Zwar schenkte ich dem Roten genug Vertrauen, um überzeugt zu sein, daß er keinen Fluchtversuch machen werde, doch war es auf alle Fälle besser, vorsichtig zu sein. Er wurde von den Deutschen in die Mitte genommen.
Natürlich schütteten wir, ehe wir aufbrauchen, den Eingang zur Höhle zu. Als der Zug sich entfernt hatte, ging ich zu Melton, um auch ihn zu holen. Ich band ihn los, gab ihm die Füße frei, und da er die Kolbenstöße noch nicht vergessen hatte, so ging er ohne Widerstreben mit. Der Dunkelheit wegen schlang ich noch einen Extrariemen um seinen Arm, den ich mit dem anderen Ende an den meinigen befestigte.
Ich hielt genau denselben Weg ein, den wir gekommen waren, ging also zunächst südwärts. Ich wußte, daß der Mimbrenjo sich ebenso sicher wie ich auf demselben halten und sich nicht verirren werde.
Während wir langsam dahinschritten, verging die Nacht, und der Tag begann zu grauen. Als es so hell geworden war, daß wir weit genug blicken konnten, war der Fels von Almadén längst nicht mehr zu sehen. Auch meine Kameraden vor uns sahen wir nicht. Ich war absichtlich so langsam gegangen, damit sie einen genügenden Vorsprung gewinnen sollten, denn Melton sollte durch ihren Anblick möglichst stark überrascht werden. Als wir noch über eine halbe Stunde bis zu dem Punkt zu gehen hatten, an welchem unser Weg sich westlich wendete, schlug ich diese Richtung schon jetzt ein und trieb den Gefangenen zu schnellerem Gehen an, weil ich den Gefährten vorauskommen wollte, damit er sie nicht vor sich sehen könne. Dies gelang mir ganz gut, weil die in dem Schacht an ihren Kräften heruntergekommenen Arbeiter nur langsam gehen konnten. Als wir die Ecke abgeschnitten hatten und unsere Route wieder erreichten, sah ich hinter uns eine lange, dunkle Linie mit zwei mehr hervortretenden Punkten. Diese Linie waren die Fußgänger, die beiden Punkte die Pferde mit ihren Reitern. Melton hielt die Augen vorwärts gerichtet und hatte sie also nicht bemerkt. Er war mir bis jetzt gefolgt, ohne ein Wort zu sagen; nun aber schien ihn das rasche Gehen anzustrengen, und er sagte:
„Wohin wollt Ihr mich denn eigentlich mit solcher Geschwindigkeit schleppen, Sir? Ich vermute nach der Hazienda del Arroyo?“
„Allerdings, wertester Master“, antwortete ich.
„Zu Fuß! Wann denkt Ihr wohl, daß wir da ankommen werden, zumal Ihr einen ganz falschen Weg einschlagt?“
„Es ist genau derselbe Weg, auf dem ich gekommen bin, und ich meine, daß es der richtige ist.“
„Nein, es ist ein Umweg. Wenn
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