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38 - Satan und Ischariot II

38 - Satan und Ischariot II

Titel: 38 - Satan und Ischariot II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Leute Eures Schlages pflegen dergleichen Verstecke zu haben.“
    „Laßt ihn so lange klopfen, wie Euch beliebt; mir wird es nur Spaß machen.“
    Ich war überzeugt, daß er die erwähnten Schriftstücke und auch noch andere ihn gravierende Dinge mitgebracht hatte; es galt nur, sie zu finden. Das Suchen überließ ich jetzt dem Mimbrenjo, um Melton scharf beobachten zu können. Jeder Kriminalbeamte weiß, daß bei einer Haussuchung der Gesichtsausdruck und die Augen des Betreffenden als beinahe sichere Wegweiser dienen. Mit einigen leisen Worten instruierte ich den Indianerknaben, nach hohlen Stellen der Wände und des Fußbodens zu suchen und dabei, falls ich mich räuspern sollte, sogleich von dem betreffenden Punkt abzulassen, um aber bald wieder zu demselben zurückzukehren. Er folgte der Anweisung. Ich tat so, als ob ich meine ganze Aufmerksamkeit ausschließlich auf seine Bewegungen richtete, behielt aber Melton fest im Auge. Damit er dies nicht bemerken sollte, stellte ich mich so, daß mein Gesicht im Schatten lag.
    Er beobachtete den Mimbrenjo mit sehr zuversichtlichen Blicken; aber diese Zuversicht schien desto geringer zu werden, je näher der Rote dem Lager kam. Als er dasselbe erreicht hatte, hustete ich leise. Er wendete sich ab, und sogleich nahmen die Züge Meltons den Ausdruck der Befriedigung an. Da dies sich einigemale wiederholte, war ich überzeugt, daß das Versteck in dem Lager oder in der Nähe desselben zu suchen sei. Darum räusperte ich mich nun nicht, als der Rote wieder zu demselben kam. Er nahm es auseinander und untersuchte die Decken. Ich sah, daß Melton besorgt geworden war und sich dann freute, als der Knabe nichts fand und also weiterging.
    Ich nahm mit Sicherheit an, daß ich nur im Boden unter dem Lager zu suchen brauchte, um das Gewünschte zu finden, und ließ nun nicht weiterforschen, denn ich hatte Gründe, zu wünschen, daß er das glückliche Resultat unserer Nachforschung nicht erfahren möge. Als er sah, daß der Mimbrenjo seine Bemühungen aufgab, begann er von neuem, uns zu verhöhnen; ich nahm mir aber nicht die Mühe, ihm Antwort zu geben, ließ ihn und seine beiden Alten unter der Bewachung des Knaben zurück und stieg hinauf ins Freie zu den zehn Männern, welche dort auf uns warteten. Einer von ihnen genügte, auf die roten Wächter aufzupassen; die anderen mußten mir nach unten folgen, um Lebensmittel heraufzubringen. Wir brauchten dieselben unterwegs, da ich nur soviel mitgenommen hatte, wie für mich und den Mimbrenjo nötig war. Dann schafften wir die Wächter einen nach dem anderen hinunter in die Stube der beiden Indianerinnen, worauf die zehn die Weisung erhielten, mit dem Proviant zur Höhle zurückzukehren, aber mit solcher Vorsicht, daß sie dieselbe unbemerkt erreichen würden. Ich schickte sie fort, weil Melton sie jetzt noch nicht sehen sollte.
    Als dies geschehen war, trug ich die zwei alten Weiber zu den Wächtern und Melton in die Stube Judiths. Er mußte aus seinem Zimmer fort, um nicht zu sehen, da wir in demselben weiter suchten, und allein tat ich ihn, daß er von den Wächtern nicht erfahren solle, daß ich Weiße bei mir gehabt hatte, von denen sie überrumpelt worden waren.
    Nun ging es an die Untersuchung des unter dem Lager befindlichen Fußbodens. Er bestand aus festgetretener oder gestampfter Erde. Ich klopfte und hörte bald einen hohlen Ton. Als ich die Erde an dieser Stelle mit dem Messer entfernte, stieß ich bald auf einen platten Stein, den ich aufhob. Er war nicht groß und bedeckte ein Loch, in welchem ich fand, was ich suchte, nämlich eine lederne Brieftasche, welche zum Schutz gegen die Feuchtigkeit wieder in ein Stück Leder eingeschlagen war. Ich öffnete sie, um einen flüchtigen Blick hineinzuwerfen, da ich zur eingehenden Betrachtung mir nicht die Zeit nehmen wollte. Sie enthielt neben mehreren Briefen eine bedeutende Anzahl zusammengefalteter Papiere, die Kontrakte meiner Landsleute und den Kaufvertrag über die Hazienda. In einem besondern Fach steckte ein Paket Legal-Tendernoten, deren Betrag ein sehr ansehnlicher zu sein schien. Ich schob das Portefeuille in meine Tasche, machte das Loch wieder so zu, wie es vorher gewesen war, und breitete das Lager darüber. Hierauf trugen wir die Waffen Meltons ins Freie und gingen dann daran, ihn selbst auch hinaufzuschaffen. Er erhielt, um nicht laut werden zu können, einen tüchtigen Knebel in den Mund. Als er sich beim Transport trotz seiner Fesseln widersetzte, banden wir

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