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38 - Satan und Ischariot II

38 - Satan und Ischariot II

Titel: 38 - Satan und Ischariot II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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zwar nicht persönlich an Euch vergreifen, aber doch dafür sorgen, daß die Vergeltung ihre starken Hände an Euch legt.“
    „So seid Ihr nicht mehr ein Mensch, sondern ein Teufel zu nennen! Ihr solltet und könntet Euch mit dem begnügen, was Ihr schon an uns getan habt!“
    „An uns, sagt Ihr? Wen meint Ihr da?“
    „Meinen Bruder, den Ihr ins Elend gebracht habt. Ihr habt ihn damals nach Fort Edward geschleppt!“
    „Ach, jenen Spieler, welcher in Fort Uintah einen Offizier und zwei Soldaten erschoß? Der ist Euer Bruder? Das hättet Ihr lieber verschweigen sollen, denn eine solche Verwandtschaft kann unmöglich ein Grund sein, mich zur Nachsicht zu stimmen.“
    „So nehmt die Sache doch einmal anders; dann kann sie Euch gar wohl veranlassen, bedenklich zu werden. Mein Bruder ist damals entkommen; ist das nicht auch bei mir möglich? Ihr wart damals auch überzeugt, daß man ihn festhalten werde; ebenso kann es jetzt und hier ganz anders kommen, als Ihr erwartet. Denkt daran, daß mein Bruder schon nur um seinetwillen den grimmigsten Haß gegen Euch haben muß! Wenn er erfährt, wie Ihr Euch nun auch gegen mich verhaltet, so wird er nicht eher ruhen, als bis er sich und mich gerächt hat.“
    „Ich fürchte seine Rache nicht; er ist verschwunden und verschollen.“
    „Scheinbar! Er ist noch immer hier.“
    „Wo?“
    „Das habe ich Euch natürlich nicht zu sagen. Wo er sich befindet, weiß zwischen den Eskimos und den Feuerländern kein Mensch, als nur ich allein.“
    „Noch zwei andere wissen es.“
    „Wer wären diese?“
    „Ich und Euer Neffe Jonathan.“
    „Jon – – –“ er brachte nur die erste Silbe dieses Namens hervor, stierte mir eine ganze, lange Minute in das Gesicht und fuhr dann stockend fort:
    „Wer hat – – – Euch gesagt – – – daß ich – – – einen – – – Neffen habe?“
    „Das ist gleichgültig; aber Ihr erseht daraus, daß es mit meiner Allwissenheit denn doch wohl besser steht, als Ihr dachtet. Eine Familie, wie die Eurige ist, behält man gern im Auge, um sich und andere vor Schaden zu bewahren.“
    „Ihr wollt nur wichtig tun! Wenn Ihr nicht lügt, so sagt mir doch einmal, wo sich mein Bruder befindet!“
    „Jenseits des mittelländischen Meeres.“
    „Des mittel – – – ländischen? Was wollt Ihr damit sagen?“
    „Daß Ihr Euern Bruder aus dem Orient holen müßtet, wenn er Euch helfen oder sich überhaupt an mir rächen sollte. Doch fällt mir dabei ein, daß es gar nicht nötig ist, daß Ihr ihn selbst holt. Euer Jonathan will ja nach dem Orient; dem könnt Ihr den Auftrag mitgeben.“
    „Jonathan – nach dem Orient? Es träumt Euch wohl?“
    „Möglich! Nebenbei träumte ich auch noch von einem gewissen Small Hunter, welcher sich mit türkischer und arabischer Grammatik beschäftigt und in naher Zeit mit einigen Schecks seines geizigen Vaters über den Ozean dampfen will. Vielleicht findet sich der junge Master mit Euerm Neffen zusammen. Solche Zufälle sind ja nicht nur möglich, sondern kommen wirklich vor.“
    Da gab es ihm einen Ruck, als ob er völlig aufspringen wolle, woran ihn aber die Fesseln hinderten; dann spuckte er mich wieder an und schrie, im höchsten Grad erbost:
    „In dir stecken mehr als hundert Teufel. Mag dich die Hölle verschlingen!“
    Dann warf er sich wieder nieder und dreht sich auf die Seite, um mich nicht ferner sehen zu müssen. Ich kehrte an meinen Platz zurück.
    Wir waren von Almadén bis zu der Stelle, an welcher wir lagen, zwar länger unterwegs gewesen, doch nur infolge davon, daß wir uns erst südwärts gewendet hatten; wir befanden uns in Wahrheit jetzt nur eine Wegstunde von dem Lager der Yumas entfernt. Ich nahm an, daß der Mimbrenjo mit seinem guten Pferd nur eine Viertelstunde gebraucht hatte, um die Strecke zurückzulegen; eine halbe Stunde rechnete ich auf seine Besprechung dort; er konnte also nach Verlauf einer Stunde wieder zurück sein, wenn er den Yumas voranritt, denn zu führen brauchte er sie nicht, da sie infolge seiner Fährte uns leicht finden konnten. Sie hatten keine Pferde bei sich und mußten also gehen; darum konnten sie nicht eher als sieben Viertelstunden nach dem Aufbruch des Mimbrenjo bei uns sein.
    Die Stunde verging, ohne daß dieser sich sehen ließ; ich glaubte infolgedessen, daß er nicht eher kommen werde, sondern als Führer bei ihnen geblieben sei, hatte mich in Beziehung auf die Zeit auch nicht verrechnet, denn als nicht viel mehr an der

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