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38 - Satan und Ischariot II

38 - Satan und Ischariot II

Titel: 38 - Satan und Ischariot II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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mich, als die Kugel über mir weggeflogen war, wieder auf und jagte auf ihn zu. Da er nun keine Zeit zum Wiederladen hatte, warf er die jetzt nutzlose Flinte weg und zog den Revolver aus dem Gürtel. An diesen hatte ich nicht gedacht. Es wäre die allergrößte Albernheit gewesen, ihn trotz seines Revolvers noch packen zu wollen. Darum gebot ich ihm:
    „Weg mit dem Revolver, sonst schieße ich nun wirklich!“
    Er gehorchte nicht, sondern wartete nur, daß ich noch ein wenig näher kommen möchte, um sicherer treffen zu können. Mein Pferd galoppierte eben, dennoch stellte ich mich in den Bügel auf, um einem etwaigen Stoß zu begegnen und sicherer zielen zu können, legte den Stutzen an und drückte ab. Weller stieß einen Schrei aus, ließ den Revolver fallen und den Arm sinken. Einige Sekunden später war ich an seiner Seite, warf den Stutzen auf den Rücken und streckte beide Arme nach ihm aus, indem ich mich zu ihm hinüberbog.
    „Herunter mit Euch!“ rief ich ihm dabei zu. „Und wenn Ihr nicht freiwillig wollt, so werfe ich Euch herab.“
    Ich faßte ihn, um ihn aus dem Sattel zu reißen. Da zog er mit der Linken einen zweiten Revolver hervor und antwortete hohnlachend:
    „Das geht nicht so schnell, Master Shatterhand. Ihr habt nicht mich, sondern ich habe Euch!“
    Er wollte abdrücken, kam aber nicht dazu, denn ich hieb ihm mit der linken Hand die Waffe aus der seinigen und schlug ihm die rechte Faust von unten her gegen das Kinn, daß ihm der Kopf in den Nacken flog. Zwei schnelle Griffe in meine und seine Zügel – die Pferde standen; sofort war ich aus dem Sattel und riß auch ihn herunter. Er fiel wie ein Sack zur Erde und blieb da liegen. Seine Augen waren geschlossen; aus dem halbgeöffneten Mund lief Blut hervor. Hatte ich ihm das Genick gebrochen?
    Bevor ich ihn daraufhin untersuchte, versicherte ich mich seiner Person, indem ich ihm die Arme mit seinem Gürtel festband, und auch der Sachen, die er bei sich trug. Ich brauchte mich dadurch keineswegs für einen Räuber zu halten. Wer weiß, ob alles, was er bei sich hatte, sein rechtmäßiges Eigentum war. Vielleicht konnte mir etwas davon von Nutzen sein. Ich fand eine Brieftasche und eine aus starker Seide gehäkelte Börse, zwischen deren Maschen Goldstücke hervorglänzten, und steckte beides zu mir. Die Uhr und alles andere ließ ich stecken.
    Da kam der Mimbrenjo, welcher vom Pferd stieg, um die weggeworfene Flinte und die beiden Revolver aufzunehmen. Jetzt begann sich das Gesicht Wellers zu beleben. Er öffnete die Augen und fuhr mich giftig an:
    „Mensch, was habe ich mit Euch zu schaffen! Laßt mich in Ruhe; laßt mich los, sonst kann es Euch schlecht bekommen.“
    Ich hörte es ihm an, daß er sich in die Zunge gebissen hatte; mein Hieb hatte ihm den unteren Kiefer gegen den oberen getrieben, und die Zunge war zwischen die Zähne gekommen.
    „Redensart!“ antwortete ich. „Ich möchte wissen, auf welche Art und Weise Ihr mir schaden könntet. Steht auf, und kommt mit mir!“
    „Fällt mir nicht ein! Ich bleibe hier liegen, bis Ihr mich losgebt!“
    „Diesen Wunsch könnte ich Euch ganz gut erfüllen. Ich brauche Euch nur auch noch die Beine zusammenzubinden und Euch liegen zu lassen, bis Ihr verschmachtet oder bei lebendigem Leib von den Geiern zerrissen werdet. Ich will aber menschlicher an Euch handeln, wenn es auch gegen Euren Willen ist. Also auf vom Boden, sonst helfe ich nach!“
    Er blieb dennoch liegen; als ihm aber der Mimbrenjo den Kolben zwischen die Rippen stieß, sprang er fluchend auf und folgte uns, die wir die drei Pferde an den Zügeln führten. Als wir ihn zum Platz brachten, machte es mir große Mühe, die ihm zugedachten Mißhandlungen von ihm abzuwenden. Wir banden ihm die Füße und legten ihn nieder, doch nicht neben Melton, damit sich beide nicht durch Worte verständigen mochten.
    Die Yumas waren aus nächster Nähe Zuschauer des ganzen Vorganges gewesen. Daß ich mich den Kugeln Wellers ausgesetzt hatte, übergingen sie mit Schweigen; zu dem kleinen Mimbrenjo aber sagte die ‚Listige Schlange‘:
    „Mein junger Bruder wird ein tüchtiger Krieger werden. Es freut mich, mit ihm Frieden schließen zu können und mich aus seinem Feind in seinen Freund zu verwandeln.“
    Damit war die Beratung eingeleitet, welche nun beginnen konnte. Sie währte über zwei Stunden lang und führte zu einem Ergebnis, welches mich vollständig befriedigen konnte. Ich hatte Melton der ‚Listigen Schlange‘ auszuliefern und

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