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38 - Satan und Ischariot II

38 - Satan und Ischariot II

Titel: 38 - Satan und Ischariot II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Nordmexiko, er aber in den Vereinigten Staaten, und ich wußte auch nicht den Ort, an welchem er sich aufhielt. Den Wohnsitz seines Vaters kannte ich ebensowenig. Dennoch steckte ich den Brief zu mir, um ihn für mich zu behalten, während ich die anderen dem Jurisconsulto zum strafrechtlichen Gebrauch auszuantworten beabsichtigte.
    Eben hatte ich das Portefeuille geschlossen und in meine Tasche zurückgeschoben, als Melton, den ich vorher von dem Knebel wieder befreit hatte, mich rief. Ich ging zu ihm, um zu hören, was er von mir wolle. Er sah geradezu abstoßend aus; sein geschlagenes und zerkratztes Gesicht begann zu schwellen.
    „Sir, wohin habt Ihr den Indianerjungen geschickt?“ fragt er. „Ich will es wissen! Ich muß auch wissen, was Ihr mit dem Häuptling so heimlich auszumachen hattet!“
    „Ihr tut ja genau so, als ob Ihr mich zwingen könntet, es zu sagen! Doch, warum soll ich es Euch verschweigen? Ihr werdet es ja sowieso sehr bald erfahren, daß Ihr Euch verrechnet habt, als Ihr glaubtet, Euch auf die Yumas verlassen zu können. Ich werde mit ihnen Frieden schließen.“
    „Sie werden sich hüten!“
    „Sie werden sich nicht hüten, denn die ‚Listige Schlange‘ hat es mir freiwillig angeboten.“
    „Hat sie das? Der Kerl verlangt wohl, freigelassen zu werden? Und Ihr wollt ihm diesen Wunsch erfüllen?“
    „Ich werde so klug sein, nicht nur dies, sondern auch noch mehr zu tun.“
    „Er verlangt noch mehr?“
    „Ja. Judith zur Frau.“
    „In Henkers Namen! Sie sind einander zu gönnen. Er ist ein rothäutiger Schurke, der die hellsten Lügen gegen mich aussagen wird, und sie hat alle möglichen Feinheiten, die denjenigen, welcher das Glück hat, ihr Mann zu sein, verrückt machen können. Mag sie Indianerin werden! Habt aber doch die Gewogenheit, ihm zu sagen, daß sie nur durch Prügel zu kurieren ist! Verlangt er etwa noch mehr?“
    „Noch etwas, was gerade Euch interessieren wird. Ich soll Euch ihm ausliefern.“
    „Das werdet Ihr doch nicht tun, Mister!“ rief er aus, indem er sich erschrocken halb aufrichtete, „dazu habt Ihr kein Recht!“
    „Ob ich es habe oder nicht, das ist mir sehr gleichgültig; ich nehme es mir.“
    „Unmöglich! Bedenkt, was Ihr tut, welche Verantwortung Ihr damit auf Euch ladet! Ihr habt doch sonst ein so zartes Gewissen, warum nicht auch hier?“
    „Weil ich an Euch auch nichts Zartes bemerkt habe. Selbst wenn ich mir Skrupel machen wollte, könnte ich es leicht so einrichten, daß ich mein Gewissen nicht zu beschweren brauche. Es ist ja gar nicht nötig, daß ich Euch ihm ausliefere.“
    „Gut, gut; das wollte ich wissen!“ meinte er befriedigt.
    „Ich lasse Euch also laufen“, fuhr ich fort. „Im nächsten Augenblick aber wird der Häuptling Euch beim Schopf haben.“
    „Wieso? Er ist doch Euer Gefangener! Wollt Ihr ihn etwa auch freilassen?“
    „Ja.“
    „Das geht nicht; das dürft Ihr auf keinen Fall, wenigstens nicht so schnell, nicht jetzt! Er darf erst los, wenn ich mich in Sicherheit befinde!“
    „Mäßigt Euch, Sir! Ihr habt hier nichts zu befehlen. Bedenkt, in welcher Lage Ihr Euch befindet. Warum sollte ich Euch freilassen und ihn nicht? Ich soll Euch freilassen, der Ihr ihm und uns ans Leben gegangen seid, und ihn festhalten, der uns nichts getan hat? Lächerlich!“
    „Für mich ist es gar nicht lächerlich, denn wenn er mit mir zugleich freikäme, würde er die Freiheit dazu benutzen, sich an mir zu rächen.“
    „Dazu hat er allen Grund und alles Recht, während ich nicht den mindesten Grund oder das geringste Recht besitze, Euch gegen ihn in Schutz zu nehmen.“
    „So mag ich nicht frei sein, sondern verlange, daß Ihr mich dem Gericht ausliefert. Es ist ein Verbrechen von Euch, mich festzunehmen und mit Euch herumzuschleppen; aber ich will das gern dulden und nichts dazu sagen.“
    „Wenn Ihr so sehr überzeugt seid, daß es ein Verbrechen ist, so werde ich mich hüten, eine so schlimme Tat zu begehen, und Euch lieber loslassen.“
    „Aber vor dem Indianer?“
    „Nein, nach ihm. Bald werden die hervorragendsten seiner Krieger erscheinen, um mit mir zu beraten. Sind sie zum Frieden geneigt, so rauchen wir das Kalumet, und ich gebe ihn frei.“
    „So laßt mich jetzt los, damit ich gehen kann!“
    „Wie kann ich das tun, da ich noch gar nicht weiß, ob ich mit den Yumas einig werde! Und gerade Eure Auslieferung ist die Hauptbedingung, auf welche sie dringen werden. Gebt Euch also keine weitere Mühe! Ich werde mich

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