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38 - Satan und Ischariot II

38 - Satan und Ischariot II

Titel: 38 - Satan und Ischariot II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Palast in San Franzisco.“
    „Du wirst keine Edelsteine, kein Gold, kein Schloß und keinen Palast haben, denn er wird zwar viel Geld verdienen, es aber doch nicht besitzen.“
    „Wieso nicht?“
    „Das ist Geheimnis der Yumas. Aber selbst wenn es so käme, wie er denkt, würde er dir nichts davon geben. Du bist die einzige Blume in dieser Einsamkeit; nur darum trachtet er nach dir. Wenn es später andere gibt, wird er dich wegwerfen.“
    „Das sollte er wagen! Ich würde mich rächen und alles verraten, was er hier begangen hat!“
    „Das wirst du nicht können. Man kann, wenn eine Blume welk geworden ist und gefährlich werden will, sie hier leicht zertreten, anstatt sie bloß wegzuwerfen. Glaub mir, daß bei ihm keine deiner Hoffnungen sich erfüllen wird!“
    „Das sagst du, weil du mich auch haben willst. Beweise es mir!“
    „Die ‚Listige Schlange‘ kann beweisen, was sie behauptet. Sag mir, warum du zugegeben hast, daß dein Vater mit in das Bergwerk gegangen ist?“
    „Weil er nicht arbeiten, sondern Aufseher sein und sich viel Geld verdienen soll.“
    „Er ist angebunden wie jeder andere, muß arbeiten wie die anderen und bekommt auch keine bessern Speisen als sie. Ich weiß, es ist ihm versprochen worden, daß er von Zeit zu Zeit herausgehen darf, um dich zu sehen und sich in der guten Luft zu erholen; aber das Versprechen wird man nicht halten.“
    „Ich würde Melton zwingen, es zu halten!“
    „Glaube das nicht! Über einen solchen Mann können die tausend schönsten Squaws der Erde keine Macht erlangen. Verlange, deinen Vater zu sehen! Er wird ihn nicht herauslassen.“
    „So gehe ich fort und zeige ihn an!“
    „Versuche das“, meinte der Rote mit einem kurzen Lachen. „Er wird dich auch einsperren. Dann wird in kurzer Zeit deine Schönheit zerstört und dein Körper von dem Gift des Quecksilbers zerfressen sein. Er ist ein Betrüger; ich wiederhole es; mein Herz aber ist aufrichtig gegen dich. Was er dir nur zum Schein bietet, das biete ich dir in Wirklichkeit. Wenn ich nur will, so werde ich reicher, viel reicher als Melton sein.“
    „Ein Indianer und reich!“ lachte sie.
    „Zweifelst du daran? Wir sind die eigentlichen Besitzer des Landes, welches uns die Weißen genommen haben. Bei dem Leben, welches wir führen, bedürfen wir des Geldes und Silbers nicht. Wir wissen, wo es in den Bergen in großer Menge zu finden ist, sagen das aber den Bleichgesichtern nicht, obgleich wir es nicht brauchen. Aber wollte die weiße Blume in mein Zelt kommen und meine Squaw werden, so würde ich Gold und Silber haben, soviel sie haben will, und ihr alles geben, was Melton ihr versprochen hat und doch nicht geben wird.“
    „Ist das wahr? Viel Geld, Geschmeide, ein Schloß, einen Palast, schöne Kleider und viele Diener?“
    „Alles, alles das würdest du haben! Ich liebe dich sehr, wie ich kein rotes Mädchen lieben könnte. Ich könnte dich auch gegen deinen Willen zu meiner Squaw machen, denn wir roten Männer rauben die Mädchen, welche wir haben wollen und doch auf andere Weise nicht bekommen können. Aber du sollst freiwillig meine Squaw werden. Darum werde ich nicht Hand an dich legen, sondern warten, bis du sagst, daß du mir dein Herz geben willst. Kannst du das nicht jetzt sogleich sagen?“
    Er stand auf, schlug seine Arme über der Brust zusammen und blickte forschend zu ihr nieder. Sie antwortete nicht. Ihr Leichtsinn war auf eine kleine Liebelei mit dem hübschen jungen Häuptling nicht ungern eingegangen; an die Folgen hatte sie nicht gedacht. Nun verlangte er von ihr, daß sie seine Frau werden solle! War es wahr, daß Melton sie betrügen wollte? War es wahr, daß der Indianer so reich sein konnte, wenn er wollte? Er stand wartend vor ihr und hielt den Blick scharf auf sie geheftet, als ob er die Gedanken sehen wolle, die sich jetzt in ihr bewegten. Als sie aber auch nach längerer Zeit noch mit der Antwort zögerte, unterbrach er das Schweigen:
    „Ich weiß, was die weiße Blume denkt. Sie liebt den Reichtum, das Vergnügen, das Leben in den Städten der Bleichgesichter. Der rote Mann besitzt nichts als sein Zelt, sein Pferd und seine Waffe. Er lebt im Wald und auf der Savanne und versteht nichts von den Künsten und Genüssen der Bleichgesichter. Wie konnte die weiße Blume jemals den Gedanken hegen, die Squaw eines Indianers zu sein! Nicht wahr, es ist so?“
    „Ja“, antwortete sie.
    „Es wird aber anders werden, sobald du nur willst. Sag ja, und ich gehe

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