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38 - Wiedergeborenes Scorpio

38 - Wiedergeborenes Scorpio

Titel: 38 - Wiedergeborenes Scorpio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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überall in der Karawane darauf hindeutete, daß Wächter und Banditen einander bekämpften. Vor meinem inneren Auge zeichneten sich die Szenen deutlich ab. Doch während die Karawane angegriffen und die Wächter niedergestreckt wurden, lag ich, Dray Prescot, nur untätig auf dem Rücken. Mit lautem splitternden Krachen warf sich der Karren auf die Seite. Ich wurde kopfüber hinausgeschleudert.
    Der Boden knallte mir gegen das Gesicht. Halb auf der Seite liegend, die Arme von mir gestreckt, die Beine verwickelt, lag ich im Freien und wußte, daß ich wie ein Toter aussah.
    Die Lider hatte ich halb geschlossen, und ich konnte schräg nach oben schauen.
    Hufschlag dröhnte vorüber. Staub wogte. Die letzten schrillen Schreie tönten durch die heiße Luft, und beißender Blutgeruch vermengte sich mit dem Aroma des Staubs.
    Ich lag einfach nur da.
    Wenn ich mich nur hätte bewegen können! Wenn ich nur hätte aufspringen, mir ein Schwert greifen und mich auf die Drikinger werfen können, diese mörderischen Diebe, die die Karawanen heimsuchten! Mein rechter Arm war am Ellenbogen eingeknickt, und ich konnte die Hand sehen. Die Finger lagen wie das sprichwörtliche Bündel Bananen im Staub, schlaff und nutzlos. Ach, hätte ich mich doch bewegen können!
    Geräusche unterschiedlicher Lautstärke drangen mir an die Ohren; die Banditen waren dabei, die Karawane auszuplündern. Mein bescheidener Karren, der zerbrochen hinter mir lag, erweckte kaum Aufmerksamkeit. Ich rechnete damit, daß die Drikinger vor allem das gesamte Wasser mitnehmen würden.
    Schließlich gerieten acht dürre Beine in mein Blickfeld, die anmutig trippelnd gesetzt wurden. Zwei lange Spiralhörner tauchten auf, dann die Eigentümer der Beine und Hörner. Zwei reinrassige Zorcas, die sich mit der geschmeidigen Eleganz ihrer Art bewegten, blieben vor mir stehen. Die Reiter unterschieden sich in einem solchen Ausmaß von ihren Reittieren, daß es förmlich eine Beleidigung war.
    Ja, die Gesichter waren unbändig und gierig. Ja, sie hatten die Lippen arrogant-verächtlich gekräuselt. Und ja, sie entbehrten jedes Anscheins von Menschlichkeit und Zivilisation. Aber mit so etwas muß man rechnen, wenn man sich mit dem Beruf des Drikingers beschäftigt. Banditen sind keine netten Menschen. Die beiden Gestalten saßen im Sattel ihrer prächtigen Zorcas und starrten auf den zerschmetterten Wagen und mich, eine Leiche, die hingeworfen im Staub lag. Ein Mann hob seinen Bogen und spannte die Sehne. Die Stahlspitze, ein breites messerscharfes Gebilde, wies direkt auf mich.
    Der Mann lächelte, und sein schwarzer Bart schimmerte vor Schweiß. Entlang des Pfeilschafts sah ich ein kalt blickendes Auge. Er wollte mich aufspießen, nur so zum Spaß.
    »Der ist doch hin, Naghan!« rief sein Begleiter. »Verschwende keinen guten Pfeil auf die Leiche eines Cramphs!«
    Naghan entschied sich, keinen Pfeil zu verschwenden, und entspannte die Sehne. Es würde keinen Herzschlag dauern, den Bogen wieder zu spannen und die Stahlspitze in mein Herz zu jagen.
    In diesem Augenblick, da ich angespannt auf seine Entscheidung wartete, machte ich eine Beobachtung, die mich mit gegensätzlichen Empfindungen erfüllte. Ich verspürte eine heftige Freude, zugleich aber auch allesdurchdringendes Entsetzen.
    Direkt vor meinen Augen zuckte mein kleiner Finger, bewegte sich, krümmte sich endlich unter dem heftigen Impuls, eine Bewegung herbeizuführen.
    Ich konnte nicht verhindern, daß der kleine Finger zuckte, vermochte aber auch keinen anderen Teil meines Körpers in Bewegung zu versetzen.
    Sollte dieser Rast sehen, wie sich mein kleiner Finger bewegte, würde er ihn ohne weiteres mit einem Übungsschuß abtrennen und mir dann womöglich die Kehle durchschneiden.
    Der kleine Finger krümmte sich wie ein Schweineschwänzchen.
    »Diese Karawane«, sagte Naghan der Bandit und senkte seinen Bogen. »Nicht gut bewacht, Kwang. Und wieso?«
    »Woher soll ich das wissen, bei Lokush dem Chuns?« antwortete Kwang. »Wir haben mehr Pfeile verloren, als wir Beute erringen konnten, soviel steht fest.«
    »Ja. Du hast recht – zur Abwechslung mal.«
    »Hai! Nimm dich in acht, damit ich dir nicht einen Pfeil in den elenden Pelz brenne!«
    Abwartend, den Kopf im Staub liegend, die Augen halb geschlossen, war ich mir mancher Gefühle bewußt – Schweiß tropfte, meine Stellung war unschön, der Boden drückte mir unangenehm hart gegen Hüfte und Rücken –, doch vor allem fühlte ich mich überaus hilflos.

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