Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
38 - Wiedergeborenes Scorpio

38 - Wiedergeborenes Scorpio

Titel: 38 - Wiedergeborenes Scorpio Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
Vom Netzwerk:
mit den Flügeln und rückten näher heran.
    Wieder rang ich mir die übermenschliche Anstrengung ab, mich zu bewegen und rührte doch keinen Muskel – Moment! Mein kleiner Finger. Er bewegte sich. Er krümmte und streckte sich. Und während ich mich abmühte, sah ich, wie der nächste Finger die Bewegung mitmachte. Die Geier kamen näher.
    Sie legten die Köpfe auf die Seite und starrten mich an. Ihre Schnäbel schimmerten im Sonnenschein. Der erste gab sich mit staubigem Flügelschlag Auftrieb und landete auf meinem Körper. Er beugte sich vor, um mein Gesicht genauer anzuschauen.
    Ich konnte die Augen nicht schließen.
    Ich wollte alles sehen, was es zu sehen gab, bis ich nichts mehr sehen konnte.
    Ich mühte mich, ich kämpfte.
    Ich hatte das Gefühl, daß sich jede Sehne im Körper freireißen müßte, als zöge mein Arm die Muskeln und Sehnen geradewegs aus dem Fleisch heraus, aber dann klappte mein Arm hoch und zur Seite wie ein Kranausleger und fiel mir über die Brust. Rippasch stieß ein überraschtes und enttäuschtes Krächzen aus und bedeckte mich mit Staub, als er in die Luft sprang und fortflog. Sein Gefährte schloß sich an, doch im nächsten Augenblick ragte ihm ein langer lohischer Pfeil aus der schmalen schwarzen Brust.
    Ein gerötetes Gesicht kam in Sicht.
    Mevancy sagte: »Du lebst also doch noch, Kohlkopf? Bemerkenswert. Ich hätte es mir wirklich sparen können, deinetwegen zurückzukommen; aber du bist ja schwach wie ein Säugling.«
    Ich konnte nichts sagen. Ich schloß einfach die Augen.

3
     
     
    Der Sand bewegte sich unter meiner Nase in stetigem Schrittempo weiter. Der Sattel der Lictrix war nicht besonders bequem für einen quer darüberliegenden Männerkörper, Kopf auf der einen Seite, Füße auf der anderen. Überhaupt sind sechsbeinige Reittiere im allgemeinen nicht so bequem wie vier- oder achtbeinige Wesen.
    »Versuch mal deinen anderen Arm zu bewegen, Kohlkopf!«
    Ich konnte ihr nicht unwirsch antworten, daß ich das ja ständig versuchte, bei Krun!
    Über den rechten Arm hatte ich eine gewisse Kontrolle, auch wenn er sich mehr aus eigenem Antrieb zu bewegen schien. So hatte ich mir fast einen Nasenstüber versetzt, als ich versuchte, mir den Mund abzuwischen. Inzwischen konzentrierte ich mich auf den linken Arm und hoffte gegen jede Vernunft, daß der kleine Finger mir ein erstes Zeichen künftigen Erfolges geben werde.
    Ich hatte nicht gehört, wie Mevancy mit den beiden Lictrixes zurückgekehrt war. Dies führte ich darauf zurück, daß ich mich voll auf Rippasch und sein übles Treiben konzentriert hatte und überdies ja meinen Arm bewegen wollte. Die Geier hatten schließlich auch nichts gehört. Vermutlich lag es daran, daß wir viel allein waren, jedenfalls hatte es sich Mevancy angewöhnt, mit mir zu sprechen. Dabei redete sie nicht gerade wie eine Mutter, die ihr Kind vor sich hat, sondern schien die Worte eher an sich selbst zu richten.
    Jetzt sagte sie: »Es mißfällt mir, irgend etwas töten zu müssen, Kohlkopf – aber ich hatte den Eindruck, der Geier wollte dir an die Augäpfel.«
    Im Gefolge der Karawane ritten wir weiter nach Westen. Mevancy hatte eine Wasserflasche aufgefüllt. Ich konnte nur vermuten, daß sie den Banditen entfliehen und zwei Lictrixes stehlen konnte. Jedenfalls begann ich sie in mein Herz zu schließen. Sie war mutig und findig, soviel stand fest. Und sie war umgekehrt, um mich zu holen.
    Natürlich war ihre Zunge eher ein Schneidegerät als ein Knüppel, konnte aber trotzdem einige schmerzhafte Hiebe austeilen.
    »Na, Kohlkopf, wie ich sehe, hast du dein vornehmes fremdländisches Schwert mit Dolch verloren. Wenn du jetzt überhaupt etwas mit einem Schwert anfangen könntest, würden wir dich mit einem Lynxter oder einem havilfarischen Thraxter ausstatten. Das heißt, wenn du dich damit auskennst.«
    Nach einer gewissen Zeit fuhr sie fort: »Sollten sich die gahamondverfluchten Banditen noch einmal blicken lassen – also, dann reißen wir aus, Kohlkopf. Mehr können wir nicht tun.«
    Diese Möglichkeit hielt ich nicht für sonderlich verlockend. Mit dem Bauch nach unten auf dem Rücken eines galoppierenden Tiers zu liegen, ist keine erfreuliche Sache.
    Beachten Sie bitte, daß dies mein erster Gedanke war. Erst als zweites kam die Überlegung, daß es mir ohnehin nicht behagte, vor Gegnern zu kneifen.
    Ich hätte einen überragenden Sieg erringen und meinen rechten Arm und den linken kleinen Finger bewegen können; aber der Kopf war

Weitere Kostenlose Bücher