39 - Meuchelmörder von Scorpio
Schicksal gestellt. Diese Lumpen-und-Knochen-Frau, Sooey, hatte vorgeschlagen, mich ein bißchen zu kitzeln, und noch einen sehr unanständigen Ausdruck hinzugefügt, den ich hier nicht wiederholen möchte. Zufällig gehörte sie dem weiblichen Geschlecht an, das war alles.
Die Schatten zogen sich zusammen und tanzten im flackernden Lampenlicht. Die klaustrophobische Atmosphäre schnürte einem die Kehle zu. Ich hatte es noch nicht überstanden. Ein schmächtiges junges Mädchen mit schüchtern abgewandtem Gesicht brachte eine Schüssel mit flachen runden Brotkuchen, Datteln, Feigen und ein Leinentuch mit irgendeinem weichen feuchten Käse. Sie trug ein einfaches, shifähnliches Gewand, und ihre Füße waren nackt. Ich verspürte einen Stich Heimweh, als ich ihren Namen hörte: Valli.
Kei-Wo ergriff mein Rapier. Mein Lynxter und alle meine Besitztümer lagen auf dem Boden neben ihm ausgebreitet. Er zog die schlanke Klinge aus der Scheide und bewegte sie versuchsweise durch die Luft.
»Ich habe von diesen Schwertern gehört. Man nennt sie Rapier. Mir wurde erzählt, die Dinger sollen schnell sein. Aber ich glaube nicht, das sie stark oder schwer genug sind, um in einem Kampf viel Schaden anzurichten.« Er widmete mir einen schnellen drohenden Blick. »Nun?«
»Kommt auf den Kampf an.«
»Würdest du dich mit deinem Rapier dem Lynxter eines guten Schwertkämpfers gegenüberstellen?«
»Was macht das schon aus?«
Fing-Na stieß ein rauhes Lachen aus. Kei-Wo lehnte sich zurück und lächelte. Auf dem schmalen Walnußgesicht zeichnete sich ein berechnender Ausdruck ab.
»Hetz Fing-Na auf diesen Angeber!« rief jemand aus den Schatten.
Eine massige Gestalt kam nach vorn ins Licht. Er war von großartigem Wuchs, wenn auch ein bißchen dick um die Hüften. Seine Kleidung bestand aus dem allgemein üblichen hellbraunen Gewand. Das Gesicht schmückte ein gewaltiger Schnurrbart, die Spitzen standen, geschwungen und gewichst, weit über die Wangen hinaus. Er sah fähig aus.
»Nein. Ich werde nicht kämpfen. Ich habe trotz der eben gesprochenen Worte keinen Streit mit Fing-Na. Und ich würde ihn ungern töten«, sagte ich.
Fing-Na ärgerte sich darüber. Kei-Wo lachte. Das Lachen war berechnendes Theater. Langsam konnte ich mir vorstellen, daß er diese rauhen Gesellen völlig beherrschte.
»Ja, wir müssen hier kein Blut vergießen. Valli! Den Wein, Mädchen, den Wein!« Er machte eine alle einschließende Gebärde. »Wir werden zusammen trinken und darüber reden, wie wir die königliche Halskette bekommen.«
Valli kam mit einem Tablett zurück, das mit Pokalen beladen war, und als ich mir einen genommen hatte, sagte ich so nebensächlich, wie es mir unter diesen Umständen möglich war: »Warum ist dieses schändliche Halsband denn so ungeheuer wichtig?«
Der Wein war ein dicklicher grüner Pimpim aus Chem, so eklig wie Sirup. Kei-Wo bemerkte meine Grimasse, als ich einen Schluck trank.
»Der Wein sagt dir nicht zu?«
»Das ist es nicht. Ich hätte nur einen leichteren und erfrischenderen bevorzugt. Außerdem vermute ich, daß du ihn stärker gemacht hast.«
»Natürlich. Das beste Dopa, das wir hier haben, Dom. Aber wenn du ihn nicht magst ... Valli!«
Während ich einen leichten Roten trank – ich glaube, es war ein Niliin, er kam von flußabwärts und war eigentlich kein richtiger Wein –, glaubte ich zu verstehen, worum es bei diesem Palaver eigentlich ging. Kei-Wo war ein professioneller Dieb, der diese Bande von Schurken anführte. Jemand hatte ihn damit beauftragt, die Halskette der Königin zu besorgen. Wer von den vier jungen Leuten, die sich einen vergnügten Abend machen wollten, hätte es arrangieren können, daß die vergnügungssüchtige und leichtsinnige Leone es schaffte, sich die Halskette auszuleihen? Außerdem, wer waren diese vier jungen Leute? Es mußte der Königliche Palast gewesen sein, wohin ich Wink gebracht hatte. Ich glaubte nicht, daß sie Lakaien waren, sie gehörten gewiß alle dem Adel an. Doch jemand hatte es so eingerichtet, daß Leone die Halskette der Königin trug, damit Kei-Wo sie stehlen konnte.
Diese Überlegungen, die mir durch den Kopf wirbelten, waren zur Hälfte richtig. Kei-Wo zeigte mir schnell, wo ich unrecht hatte.
Er sprach sehr nüchtern. Ich überhörte die Härte seiner Worte.
»Du, Drajak, hast mich daran gehindert, was ich versprochen habe und wofür ich zur Hälfte bezahlt worden bin. Man wird diesem dummen Mädchen nicht noch einmal erlauben, die
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