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39 - Satan und Ischariot III

39 - Satan und Ischariot III

Titel: 39 - Satan und Ischariot III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Tod.“
    „Reitet er ungesattelt?“
    „Nein, er hat mir auch das Lederzeug genommen.“
    „Erhieltest du nicht einen Auftrag von ihm?“
    „Ja. Ich soll der weißen Squaw sagen, daß er glücklich fortgekommen sei und daß sie ihm recht bald folgen soll. Dann ritt er fort nach Süden; ich habe ihm heimlich nachgeblickt und nachgehorcht.“
    „Wir wissen, wohin er ist. Wir sind mit dir zufrieden und werden dir geben, was wir dir versprochen haben.“
    Jeder von uns gab ihr etwas, und das war zusammen soviel, daß sie bei den Ihrigen, zu denen sie zurückkehren wollte, für wohlhabend gelten konnte. Dann ritten wir gegen Süden fort, um zu unseren Lassos zu kommen.
    Als wir den Rand des Talkessels erreichten, über welchem die Lassos in die Tiefe hinabhingen, standen die Yumas unten und sahen herauf. Sie hatten uns erwartet. Auf der obersten Plattform stand die Jüdin. Man hatte sie also nach unserem Fortgang frei gemacht. Die Rache, welche sie gegen uns empfand, hatte ihr einen schrecklichen Gedanken eingegeben. Sie hatte nämlich den Teil des Lassos, den sie erreichen konnte, abgeschnitten und hielt ihn uns unter triumphierenden Rufen entgegen, eine schreckliche Rache! Ich lachte. Emery legte die Flinte über den Rand des Abgrundes, und richtete den Lauf auf sie. Da rannte sie, vor Angst schreiend, davon und verschwand in dem Loch, welches den Zugang zum obersten Stockwerk bildete.
    Wir zogen die Lassos empor, hatten aber nun nur noch zwei und einen halben, worüber wir freilich nicht in Verzweiflung gerieten. Darauf wurde der Weg fortgesetzt, oder vielmehr die Verfolgung Jonathan Meltons eigentlich erst begonnen.
    Seit wir das Pueblo verlassen hatten, waren vier Stunden verflossen. Es war also anzunehmen, daß er einen Vorsprung von wenigstens acht Stunden vor uns hatte. Darum fragte ich den Apachen:
    „Wie weit ist es bis zu dem ‚Weißen Felsen‘?“
    „Da wir gute Pferde haben, werden wir, wenn nichts dazwischen kommt, dreißig Stunden reiten müssen.“
    „So rechne ich mehr als dreißig, denn das Pferd Meltons kann mit den unsrigen nicht fort. Täglich zwölf Stunden; also werden wir übermorgen ankommen. Meint Winnetou, daß der ‚Starke Wind‘ uns freundlich empfangen wird?“
    „Die Mogollons sind nicht gut auf die Apachen zu sprechen; aber ich habe ihnen nie ein Leid getan. Warum sollte er uns also feindlich empfangen?“
    „Melton wird ihn gegen uns aufhetzen!“
    „Ja, wenn er eher dort ankommt, als wir!“
    „Das wird er. Er bietet sicher alles auf, um so schnell wie möglich hinzukommen.“
    „Warum soll er sich so beeilen? Er wird überzeugt sein, daß Judith uns auf keinen Fall etwas gesagt hat.“
    „Er kann aber auch eine Absicht haben, welche uns gefährlich zu werden vermag. Vielleicht nimmt er an, daß wir längere Zeit am Pueblo bleiben, und veranlaßt die Mogollons, mit ihm dorthin zu kommen, um uns anzugreifen.“
    „Das ist allerdings möglich. In diesem Fall werden wir auf sie treffen und können sicher sein, daß sie uns als ihre Feinde betrachten werden.“
    Die Unterhaltung wurde selbstverständlich so geführt, daß der alte Melton nichts von ihr hören konnte. Er würdigte uns keines Blickes. Es waren jedenfalls sehr düstere Gedanken, welche sein Gesicht so sehr verfinsterten. Von Zeit zu Zeit stieß er einen tiefen Seufzer aus oder ließ ein zorniges Stöhnen vernehmen. Der zerschlagene Teil seines Körpers, mit welchem er auf dem Pferd saß, mußte ihn außerordentlich schmerzen.
    Jonathan Melton einzuholen, davon konnte keine Rede sein; das sahen wir bald ein. Vogels und Meltons Pferde waren keine Comanchenrosse, und der letztere gab sich außerdem alle Mühe, unseren Ritt zu verlangsamen. Er wäre geradezu ein Idiot gewesen, wenn er nicht erraten hätte, daß wir hinter seinem Sohn her waren; darum tat er alles, was in seiner Lage möglich war, unsere Schnelligkeit zu beeinträchtigen.
    Winnetou kannte die Gegend und war, wie so oft, ein höchst zuverlässiger Führer. Wir hatten die Fährte Jonathans vor uns. Er war noch nie hier gewesen und folgte also nur den Weisungen der Jüdin, traf aber die Richtung so genau, als ob er den Weg schon viele Male zurückgelegt hätte.
    Der Weg führte immer bergan, bis wir gegen Abend die Hochebene erreichten, welche sich zwischen der Sierra Bianca und den Mogollonbergen ausdehnt. Da, wo wir uns befanden, war das Hochplateau unbewaldet. Es gab ein dünnes, niedriges Gras, welches an die Puna der peruanischen Anden erinnerte.

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