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39 - Satan und Ischariot III

39 - Satan und Ischariot III

Titel: 39 - Satan und Ischariot III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Howgh!“
    Der Kundschafter wendete sich still um, trat zu seinem Pferd und ritt davon, in die sternenhelle Nacht hinein und zwar nach Südwest, woher wir gekommen waren.
    Nun erzählte ich den beiden Gefährten, was wir gesehen und erfahren hatten. Sie waren sehr erfreut darüber, daß Winnetou die ganz bestimmte und feste Zuversicht hegte, morgen Jonathan Melton in die Hände zu bekommen.
    Heute war uns der Schlaf außerordentlich notwendig. Die Kundschafter hatten nicht wie wir mehrere Nächte die Ruhe zu entbehren gehabt; wir übergaben also ihnen den Sicherheitsdienst und legten uns schlafen. Vorher deutete Winnetou demjenigen von ihnen, der gegen Morgen die Wache hatte, nach dem Stand der Sterne die Zeit an, an welcher er uns ganz sicher wecken sollte.
    Ich schlief so fest, wie selten vorher; der Nijora, welcher mich weckte, sagte mir später, daß er mich habe einige Male rütteln müssen. Wir hatten noch lange nicht ausgeschlafen, denn es war fast zwei Stunden vor Tage, als wir aufstanden. Nach einem kurzen Imbiß stiegen wir auf, um den Weg, auf welchem wir hergekommen waren, zurückzuverfolgen.
    Als es Morgen wurde, hatten wir gewiß gegen drei deutsche Meilen zurückgelegt; nun ließ Winnetou sein Pferd langsamer gehen. Nach wieder einer Stunde hielt er an und sagte, indem er nach rechts deutete:
    „Dort drüben liegt das ‚Tiefe Wasser‘. Wir dürfen nicht weiter reiten und müssen die Nijoras hier erwarten.“
    „Und wenn sie zu spät kommen?“ fragte Emery.
    „So entgehen uns die Mogollons doch nicht, denn wir fallen zwischen dem ‚Tiefen Wasser‘ und der ‚Quelle des Schattens‘ über sie her. Aber Winnetou ist überzeugt, daß sie kommen werden.“
    Und er hatte wieder recht; sie kamen. Wir hatten ungefähr eine halbe Stunde gewartet, so tauchte im Südwesten von uns eine Reiterschar auf, welche uns galoppierend näher kam. Das waren die Erwarteten. Wir kannten sie zwar nicht, aber die Kundschafter sagten es uns. Sie spornten ihre Pferde noch mehr an, kamen wie im Sturmwind auf uns zu und hielten dann wenige Schritte vor uns, eine gerade Linie bildend, mitten in der Carrière an. Einer von ihnen lenkte sein Pferd näher heran und sagte:
    „Ich bin ‚Scharfes Auge‘, der jüngere Bruder des ‚Schnellen Pfeils‘. Der Häuptling sendet Winnetou und Old Shatterhand die hundert Krieger, welche meine berühmten Brüder von ihm verlangt haben.“
    „‚Scharfes Auge‘ ist ein tapferer Krieger“, antwortete Winnetou würdevoll. „Wir würden sehr gern die Pfeife des Willkommens mit unseren Brüdern rauchen, haben aber keine Zeit dazu, weil wir fünfzig Mogollons fangen wollen. Haben meine Brüder das erfahren?“
    „Ja. Der Kundschafter hat uns getroffen und es uns gesagt. Die Hunde der Mogollons werden uns bereit finden.“
    „Ja, wir werden sie ergreifen, und dann ist es auch noch Zeit, das Kalumet zu rauchen. Kennen meine Brüder den See, welcher ‚Tiefes Wasser‘ heißt?“
    „Ja. Er liegt da drüben, gerade gegen Sonnenuntergang von hier.“
    „Sie mögen uns dorthin folgen, und ‚Scharfes Auge‘ mag an meiner Seite bleiben!“
    Das war eine Auszeichnung für den Unterhäuptling der Nijoras, welche dieser wohl zu schätzen wußte, denn er ritt zwar neben Winnetou, hielt sich aber um die Länge eines Pferdekopfes zurück. Seine Leute sahen ungemein kriegerisch und unternehmend aus, und als ich sie mit einem prüfenden Blick überflog, bemerkte ich, daß sie gar nicht übel bewaffnet waren. Die meisten von ihnen kannten Winnetou, hatten uns jedoch noch nicht gesehen; daher die verstohlenen Blicke, mit denen sie uns beobachteten. Als wir uns in Bewegung gesetzt hatten, lenkten sie hinter uns ein, um uns im Gänsemarsch zu folgen. Das geschieht auf Kriegszügen stets, weil da eine nur schmale Fährte gebildet wird und ein Feind, wenn er auf die Spur trifft, nicht genau zu sagen vermag, wie viele Reiter er vor sich hat. Je tiefer die Fährte ausgetreten ist, von desto mehr Pferden wurde sie verursacht. Doch auch bei Beurteilung solcher Spuren habe ich oft Gelegenheit gehabt, den scharfen Blick Winnetous zu bewundern. Selbst in solchen Fällen irrte er sich selten um einige Pferde.
    Ich ritt ihm jetzt zur rechten Seite; das ‚Scharfe Auge‘ hielt sich zu seiner linken Hand. Der Apache sprach nicht; es war nicht seine schwache Seite, so kurz nach einer solchen Begegnung viele Worte zu machen. Wenn das Sprechen notwendig war, so überließ er es lieber mir; ich als Weißer war nicht

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