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39 - Satan und Ischariot III

39 - Satan und Ischariot III

Titel: 39 - Satan und Ischariot III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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könnte, wenn ich mit ihm zusammenlebte, keine Stunde ruhig schlafen. Er aber würde nicht nur einen Raub, sondern, wenn es sich um sein Leben handelte, auch einen Mord begehen, ohne zu fragen, ob es sich dabei um seinen eigenen Sohn handelt. Ich werde ihn also befreien, weil dies so nebenbei geschieht, wenn ich unsere Gegner erwische; aber dann trenne ich mich von ihm. Er wird soviel bekommen, daß er davon leben kann, darf aber keine Gelegenheit finden, sich mehr zu nehmen. Doch davon jetzt genug! Die Hauptsache ist, daß unsere Verfolger nach dem ‚Weißen Felsen‘ sind. Wie gut ist es da, daß wir den Advokaten und die Sängerin mitgenommen haben!“
    „Welchen Advokaten? Welche Sängerin?“
    „Du fragst – ach ja, du kannst es doch nicht wissen! Denke dir, Murphy ist uns nachgekommen!“
    „Dieser? Ist er toll?“
    „Er muß es sein, sonst würde er sich nicht nach dem Wilden Westen wagen. In Albuquerque hat er Vogels Schwester getroffen und sie mitgenommen.“
    „Und sie ist mitgegangen? Hast du die beiden denn getroffen?“
    „Ja. Sie sind den Mogollons in die Hände gefallen. Natürlich werden sie nicht nach dem Osten zurückkehren. Sie sollten erst während des Kriegszuges bei dem ‚Weißen Felsen‘ zurück –“
    „Kriegszug?“ unterbrach sie ihn.
    „Ja. Die Mogollons befinden sich auf einem Zug gegen die Nijoras unterwegs; die Alten, Frauen und Kinder sind natürlich zurückgeblieben. Auch die beiden Gefangenen, die Sängerin und der Advokat sollten zurückbehalten werden; ich habe es aber soweit gebracht, daß sie doch noch mitgenommen worden sind. Sie können also nicht von Winnetou und seinen Kumpanen befreit werden, wenn diese nach dem ‚Weißen Felsen‘ kommen. Sie besaßen einen Wagen, als sie von den Mogollons ergriffen wurden. In diesen sind sie wieder gepackt worden. Der Häuptling willigte äußerst ungern darein, tat mir aber endlich doch noch den Gefallen. Der ‚Starke Wind‘ muß überhaupt ein sehr guter Freund deines Mannes gewesen sein; das ersehe ich aus der vortrefflichen Aufnahme, die mir nur auf deine Empfehlung hin geworden ist. Er ist eigentlich nicht der Mann, der für mich und meine Pläne paßt; er scheint vielmehr eine treue, ehrliche Rothaut zu sein, und ich konnte ihn gegen Winnetou und Shatterhand nur dadurch feindlich stimmen, daß ich sie als Freunde und Helfer der Nijoras, seiner Gegner, hinstellte.“
    „So wird er sie also nicht beschützen, wenn sie in seine Hände fallen?“
    „Nein. Es hat mich freilich viel Phantasie und Erfindung gekostet, ihn zum Haß gegen sie zu bringen. Weiß der Teufel, diese beiden Kerls sind selbst bei feindlichen Stämmen so hochangesehen, daß sie viel mehr wagen können, als andere Leute. Ich fand bei dem Häuptling allerdings eine gewisse Unzufriedenheit vor, welche mir aber nicht genügen konnte; darum habe ich mir einige hübsche Geschichten ausgesonnen und ihm erzählt; sie haben, wie ich überzeugt sein kann, die beabsichtigte Wirkung getan. Ob sie mir nachkommen würden, das wußte ich natürlich nicht gewiß; aber wie man weiß, sind die Kerls so ungemein glücklich im Auffinden von Fährten, daß ich doch annahm, sie könnten wohl auch auf die meinige geraten und nach dem ‚Weißen Felsen‘ reiten. Ich mußte folglich dafür sorgen, daß sie dort nicht als Freunde aufgenommen würden, und das habe ich auch nach Kräften getan.“
    „Wie ich dir erzählt habe, wissen sie, daß du dort bist. Was werden sie tun, wenn sie dich nicht dort finden?“
    „Mir nachreiten.“
    „Sie wissen doch nicht, wohin du bist!“
    „Nicht? Wenn du das denkst, befindest du dich in einem gewaltigen Irrtum. Es gibt keine Spione und Kundschafter wie diese beiden.“
    „Du meinst, daß sie sich bei den Mogollons im Lager erkundigen?“
    „Fällt ihnen gar nicht ein, denn in diesem Fall würde sich sofort einer der letzteren, und wenn er auch nur ein Knabe wäre, aufmachen, um dem Häuptling nachzueilen und zu benachrichtigen, wer im Lager gewesen ist. Die Kerls brauchen keinen Menschen zu fragen. Ein Grashalm, ein Steinchen, ein abgebrochener Zweig oder eine ausgetretene Wasserlache sagt ihnen alles, was sie wissen wollen; darauf kannst du dich verlassen; das hat man mehr als hundertmal gehört. Und dazu kommt, daß der lange Dunker vielleicht gar auf sie gestoßen ist.“
    „Der lange Dunker? Wer ist das?“
    „Ein bekannter Scout oder Pfadfinder, den Murphy bei sich hatte. Er wurde auch mit gefangen, aber so schlecht

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