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39 - Satan und Ischariot III

39 - Satan und Ischariot III

Titel: 39 - Satan und Ischariot III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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dem Häuptling, griff in die Zügel seines Pferdes und riß es vorn empor. Es knickte hinten zusammen – ein rascher Schwung, und als es vorn wieder niederkam, saß ich hinter dem Häuptling auf der Kruppe seines Pferdes, welches mit uns beiden davonschoß, hinter dem Wagen her, über die Platte nach links hinüber.
    Einen solchen Überfall hatte er nicht erwarten können; aber er besaß Geistesgegenwart genug, nach seinem Messer zu greifen; das Gewehr war ihm entfallen. Er wollte von vorn nach hinten auf mich stechen, kam aber nicht dazu, denn ich warf, um die Hände frei zu bekommen, mein Gewehr über und legte ihm alle zehn Finger so nachdrücklich um den Hals, daß er die Hand mit dem Messer sinken ließ und dann mit den beiden Armen machtlos in der Luft herumfuhr. Der Atem ging ihm aus.
    Von dem Augenblick an, in welchem ich mit dem Wagen die Platte erreicht hatte, bis jetzt war gewiß nicht mehr als kaum eine Minute vergangen. Man glaubt nicht, was in solcher Lage alles in einer Minute geschehen kann. Hinter mir heulten die Mogollons vor Wut über die Entführung ihres Häuptlings; am Wald und von der Felsenhöhe herab brüllten die Nijoras vor Entzücken, und ich, o ich selbst war gar nicht etwa sehr entzückt. Ich hatte den Häuptling am Hals festzuhalten; mein Gewehr hing locker und schlug mir um die Ohren; das Pferd war ganz konfus geworden, was ich ihm übrigens gar nicht verdenken konnte; es rannte bald nach rechts, bald nach links; es bockte; es wollte uns herunter haben, und ich hatte doch keine Macht darüber, denn der Häuptling hatte die Zügel fallen lassen; sie schleiften nach, und ich saß soweit hinten, daß ich nicht mit den Füßen in die Bügel konnte; es war das reine Kunst-Jockey-Reiten, nur schwerer und gefährlicher, als man es im Zirkus zu sehen bekommt. Es ging nicht anders, ich mußte den Häuptling abwerfen; hoffentlich brach er nicht den Hals. Er hatte die Bügel ebenso wie die Zügel verloren; ich zog ihn auf die Seite und gab mir Mühe, das eine seiner Beine auf die andere Seite zu bringen, denn ich wollte ihn herabgleiten lassen, wobei er nicht so leicht verunglücken konnte, als wenn er herabgeschleudert wurde. Aber diese menschenfreundliche Absicht hatte einen weniger freundlichen Erfolg. Er war ohnmächtig geworden, lag schwer in meinem rechten Arm, und als ich mich vorbog, um mit der anderen Hand sein linkes Bein zu heben, machte das Pferd, durch diese ungewöhnliche Bewegung noch mehr beunruhigt, einen mächtigen Seitensprung und wir flogen beide auf die hier leider steinharte Mutter Erde herab.
    Einige Augenblicke lag ich da, gerade so bewegungslos wie er; dann versuchte ich, mich aufzurichten. Es war mir, als ob ich von einem Windmühlenflügel über ganz Elberfeld und Barmen hinweggeschleudert worden wäre; im Kopf hatte ich wenigstens zwanzig summende Bienenstöcke, und vor den Augen flimmerten so viele Nordlichter, wie man droben in Lappland binnen zehn Jahren zu sehen bekommt. Ich mußte manches und verschiedenes gebrochen haben.
    Da hörte ich Schüsse. Dadurch aufmerksam gemacht, blickte ich zurück und sah mehrere Mogollons, welche auf mich zujagten, um ihren Häuptling wiederzuholen; es war von den Nijoras auf sie geschossen worden. Wenn sie mich erreichten, war ich verloren, und sie befanden sich schon so nahe, daß sie mich haben mußten, ehe jemand mir zu Hilfe kommen konnte. In dieser Gefahr erfuhr ich, wie schon so oft, wieder einmal, was der Geist über den Körper vermag: Ich sprang auf; die Bienenstöcke waren weg, die Nordlichter verschwanden, und von Schmerzen fühlte ich keine Spur mehr, wenigstens in diesem Augenblick. Unweit von mir lag mein Stutzen, der glücklicherweise nicht zerbrochen war. Ich sprang hin, hob ihn auf und legte ihn auf die vier Kerls an – – vier Schüsse und vier Kugeln, jedem Pferd eine in die Brust; die Tiere brachen nach wenigen Schritten zusammen; die abgeworfenen Reiter rafften sich auf und hinkten eiligst von dannen, indem von rechts und links her Schüsse auf sie fielen, welche aber nicht so gut trafen, wie die meinigen getroffen hatten.
    Kaum hatten die vier sich zur Flucht gewendet, so fühlte ich die Schmerzen wieder, der Kopf brummte wie vorher und die brillanten Nordlichter flammten abermals vor den Augen. Da kam der Häuptling der Nijoras auf die gute Idee, mir eine Anzahl seiner Leute zu senden. Er konnte das eher und leichter tun als Winnetou, da ich mich mehr in der Nähe der Felsenhöhe, als in der des Waldes

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