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39 - Satan und Ischariot III

39 - Satan und Ischariot III

Titel: 39 - Satan und Ischariot III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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uns ein mehrstimmiger Schrei. Ich blickte auf, und sah zusammengedrängte Reiter vor uns im Hohlweg halten. Das waren die zurückfliehenden Mogollons.
    „Weiter, weiter!“ schrie ich den Vorreitern zu. „Ja nicht halten! Reitet und fahrt sie über den Haufen!“
    Die braven, verwegenen Kerls gehorchten. Laut aufbrüllend trieben sie ihre Pferde weiter. Die letzteren hatten noch nie einen Wagen gezogen; auf besserem Weg vorhin hatten sie doch gehorcht; jetzt aber hörten sie hinter sich das Rattern und Krachen der alten Kutsche, dazu die Hiebe, die sie bekamen, die Sporen, das Geheul – sie wurden scheu und stürmten vorwärts, unaufhaltsam, ohne auf das Hindernis, welches ihnen entgegenstand, zu achten. Der Zusammenprall erfolgte. Wird er gelingen? Wer wird zurückgedrängt werden, wir, die wir von unten kommen, oder die Mogollons, welche von oben kommen, also größere Stoßkraft besitzen?
    Ein Augenblick des Stockens trat ein; die vorderen Pferde der beiden Parteien waren zusammengestoßen; unser Wagen stand.
    „Vorwärts, vorwärts!“ schrie ich. „Haut mit den Flintenkolben auf ihre Pferde!“
    Die Mogollons brauchten nur unsere Vorderpferde niederzuschießen; daran dachten sie aber nicht. Hinter sich den Feind, und vor sich jetzt den eigenen Wagen mit fremden Reitern und einem weißen Kutscher, der sich wie toll gebärdete – sie verloren einige kostbare Sekunden. Meine sechs Nijoras folgten meinem Ruf; sie rissen ihre Gewehre von den Schultern und schlugen mit ihnen nach vorn, auf alles, was sie erreichen konnten; ihre eigenen Pferde drängten schäumend vorwärts; ich hieb mit aller Kraft auf die Deichselpferde ein; der Wagen bewegte sich wieder; die Mogollons drehten sich um, und drängten heulend zurück. Wir folgten, keine Spanne Raum zwischen ihnen und uns lassend – wir hatten gewonnen; der lebendige Sturmbock tat seine Schuldigkeit. Hinter dem Wagen folgten meine Nijoras; sie schrien und brüllten aus Leibeskräften; es war wirklich kein Wunder, wenn die Feinde schon allein durch diesen Spektakel zurückgetrieben wurden.
    Jetzt erreichte der Wagen die Stelle, an welcher der Hohlweg auf die Platte mündete. Mit einem Blick übersah ich die ganze Situation. Links die Abteilung des Apachen unter den Bäumen, er selbst außerhalb des Waldes, mit der Silberbüchse in der Hand nach uns herüberblickend – jenseits der Platte die andere Abteilung der Nijoras auf dem Felsen – nahe bei und vor mir die Feinde, dicht zusammengedrängt, alle mit dem Blick des Schreckens nach dem Wagen starrend. Das mußte ausgenutzt werden.
    „Nicht weiter! Setzt euch hier fest, und laßt keinen durch!“ rief ich zurück, und im nächsten Augenblick hörten die sechs Vorreiter meinen Befehl:
    „Immer weiter, weiter! Geradeaus, mitten unter sie hinein!“
    Und vorwärts ging es! Wir drangen in den wirren Haufen der Mogollons ein; wir zerteilten ihn; wir brachen uns Bahn. Ich hatte freilich auf die Bestürzung dieser Indianer gerechnet, aber daß sie die Waffen nicht gegen uns erheben würden, das hatte ich nicht für möglich gehalten. Sie wichen heulend und schreiend rechts und links zurück und ließen den Wagen vorüber, ohne zu versuchen, ihn auf irgendeine Weise anzuhalten. Dies geschah ganz nahe am Cañon. Wie leicht konnten unsere scheugewordenen Pferde uns nach dem Rand, und dann hinabreißen! Aber die sechs Nijoras waren so gute Reiter, daß sie selbst jetzt noch ihre Tiere in der Gewalt hatten.
    So drangen wir durch den Haufen der Feinde, welcher sich hinter uns immer wieder schloß, hindurch, indem ich mich um keinen von ihnen kümmerte, sondern nur immer auf meine beiden Pferde einhieb. Es war – ah, da hielt, als fast der hinterste von ihnen, einer auf seinem Pferd und starrte mir mit weit geöffneten Augen entgegen. Auch er war von der Überraschung wie gelähmt. Ich kannte ihn, denn ich hatte ihn gesehen, als ich am ‚Weißen Felsen‘, im Wasser steckend, die Versammlung der Mogollons belauschte; es war der ‚Starke Wind‘, ihr Häuptling.
    „Links über die Ebene; haltet drüben an den Felsen!“ rief ich meinen sechs Vorreitern zu.
    Mit der Rechten die Zügel schnell über den dazu angebrachten Eisenhaken werfend, griff ich mit der Linken nach meinem Stutzen und sprang, gerade als der Wagen nach links gerissen wurde, von dem hohen Bock herab. Ich kam nicht nur mit den Füßen, sondern auch mit den Händen auf der Erde an, richtete mich aber schnell auf, stand mit einem schnellen Sprung bei

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