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39 - Satan und Ischariot III

39 - Satan und Ischariot III

Titel: 39 - Satan und Ischariot III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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befand. Diese Leute fingen das Pferd des ‚Starken Winds‘ ein, fesselten letzteren und trugen ihn fort, während ich, auf zwei von ihnen gestützt, mit nach der Höhe humpelte.
    Dabei bemerkte ich, daß ich nichts gebrochen hatte; aber tüchtige Quetschungen waren vorhanden, und man weiß, daß Quetschungen weit schmerzhafter als Brüche sind. Bei der Felsenhöhe angelangt, legte man den gefangenen Häuptling nieder und setzte mich neben ihn. Der Mann war uns so wichtig, daß ich ihn selbst bewachen wollte, da ich in meinem Zustand jetzt doch nichts anderes und besseres zu tun vermochte.
    Das Flimmern vor den Augen und das Summen um die Ohren ließen auf Blutzudrang nach dem Kopf schließen; da waren kalte Umschläge angezeigt. Diese wären gewiß zu haben gewesen, weil Wasser wahrscheinlich zu finden war. Der Wald lag in der Nähe, und wo Wald ist, pflegt es auch Wasser zu geben. Aber ich verzichtete doch auf die Umschläge, da ich mich mit denselben vor den Roten hätte schämen müssen.
    Wie die Angelegenheit drüben am Cañon stand, konnte ich wegen des Flimmerns nicht sehen. Daß jemand dort laut sprach, das hörte ich, konnte aber wegen des Summens vor den Ohren die Stimme nicht unterscheiden. Da kam der ‚Schnelle Pfeil‘, der Häuptling der Nijoras, zu mir, um sich nach meinem Befinden zu erkundigen.
    „Ich bin gestürzt, habe aber nichts gebrochen“, antwortete ich kurz. „Wer ist es, der da drüben redet?“
    „Winnetou.“
    „Zu wem spricht er?“
    „Zu den Feinden.“
    „Was wird der Häuptling der Apachen zu den Mogollons sagen?“
    „Daß sie sich nicht wehren, sondern sich ergeben sollen.“
    „Dürfen sie ohne ihren Häuptling darüber beschließen?“
    „Warum nicht? Sie müssen, wenn sie nicht wollen. Er ist unser Gefangener, und kann ihnen also keinen Rat erteilen. Ja, er ist unser Gefangener, und das wird uns große Vorteile bringen. Wir haben es deiner Verwegenheit zu verdanken.“
    „Es war keine Verwegenheit, sondern nur ein rasch entschlossenes Handeln. Ich sah den Schreck, welcher die Mogollons alle befangen hielt, und machte ihn mir zunutze. Und wenn eine Gefahr dabei war, so war sie wenigstens nicht bedeutend.“
    „Sie konnten auf dich schießen!“
    „Sie haben es aber nicht getan. Wer aber hat denn hier oben geschossen, ehe ich vorhin gekommen war? Die Mogollons?“
    „Nein“, antwortete er verlegen. „Wir haben es getan, ich glaubte, die Feinde sicher zu haben.“
    „Du hättest nichts glauben, sondern dich genau nach unserem Plan richten sollen! Hätte ich mich noch nicht im Hohlweg befunden, so wären die Mogollons gewiß entkommen. Ich übergab dir einen Gefangenen. Hast du ihn gut bewachen lassen?“
    „Ja. Wir haben ihn mitgebracht. Er ist bei den Pferden, welche hinter der Felsenhöhe weiden.“
    „Warum brachtest du ihn mit?“
    „Weil ich glaubte, du möchtest ihn möglichst bald sehen, und weil er bei den Kriegern besser aufgehoben ist, als im Dorf bei den Squaws und Greisen.“
    „Du hast recht gehandelt. Und das junge Bleichgesicht, welches ich dir auch mitgab?“
    „Ist auch mit da. Er wollte nicht von dem Gefangenen weichen, sondern ihn bewachen. Soll ich beide holen lassen?“
    „Später, doch jetzt noch nicht. Kommt dort nicht Winnetou mit zwei Indianern auf uns zu?“
    „Ja.“
    Daß ich die drei zu erkennen vermochte, bewies, daß es mit meinen Augen doch schon besser stand. Der Kopf war mir leichter geworden. Nicht so gut schien es mit dem gefangenen Häuptling zu stehen. Er lag noch immer mit geschlossenen Augen da. Das konnte nicht nur die Folge davon sein, daß ich ihn am Hals festgepackt hatte; der Sturz vom Pferd mußte ihm noch mehr geschadet haben.
    Die beiden Indianer, welche Winnetou brachte, waren Mogollons, alte Krieger, welcher Umstand erraten ließ, daß sie zur Beratung gekommen seien. Sie blieben ernst und höflich in einiger Entfernung stehen; der Apache trat heran, und wendete sich zunächst in beinahe strengem Ton an den Häuptling der Nijoras mit den Worten:
    „Wer war es, der bei euch den ersten Schuß abgegeben hat?“
    „Ich. Ich glaubte, daß die richtige Zeit gekommen sei.“
    „Wir hatten doch besprochen, daß ich zuerst schießen sollte, falls dies mir als notwendig erscheinen würde. Du bist ein Häuptling, und hättest dich mehr als jeder andere nach unseren Vereinbarungen halten sollen. Weißt du, wie viele Tote die Feinde haben?“
    „Nein.“
    „Acht, und verwundet sind weit mehr. Das hätte unterbleiben

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