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39 - Satan und Ischariot III

39 - Satan und Ischariot III

Titel: 39 - Satan und Ischariot III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wenn Tränen hier helfen könnten.“
    „Ich fürchte mich jetzt vor ihm. Soll ich mit Ihnen gehen?“
    „Nein. Bleiben Sie noch hier. Die jungen Kerls, welche die Pferde bewachen, sind noch unerfahren; sie könnten sich von ihm zu einer Unvorsichtigkeit verleiten lassen. Und drüben, jenseits der Höhe, ist es noch nicht sicher für Sie. Wir haben Waffenstillstand, aber keinen Frieden; es kann noch zum Kampf kommen.“
    „Halten Sie mich für feig?“
    „Nein; aber Sie dürfen sich den Kugeln, welche vielleicht pfeifen werden, nicht aussetzen, denn Sie haben eine Schwester nach Hause zu begleiten und sich ihren Eltern zu erhalten.“
    Er gehorchte mir und blieb zurück. Der Häuptling, welcher mich herbeigeführt hatte, war längst fort, und nun stieg ich über die Höhe wieder hinüber nach der Platte. Ich konnte sie oben von dem Felsen aus überblicken; es war noch alles in dem Zustand, wie ich sie vorhin verlassen hatte. Winnetou befand sich bei den Waffen der Mogollons. Der gefesselte Häuptling lag noch unten bei seinen beiden ältesten Kriegern, und der Häuptling der Nijoras hatte soeben den Befehl gegeben, daß gegessen werden solle.
    Infolgedessen stieg eine Anzahl Nijoras hinüber zu den Pferden, bei denen sich die Fleischvorräte befanden, und kamen bald zurück, sie auszuteilen. Nun sah man längs des Waldrands, droben bei der Höhe und unten bei dem Waffenhaufen, zahlreiche kauernde und kauende Indianergestalten. Auch ich bekam, ebenso wie Winnetou, einige Stücke Fleisch; man hatte für ihn und mich das beste, was es gab, ausgesucht.
    Als die Zeit kam, in welcher ich die Ankunft Emerys bald erwarten konnte, schickte ich ihm einen Nijora entgegen, der schnell zurückkehren sollte, um mir die Ankunft des Zuges zu melden. Es hatte das seinen guten Grund. Ich mußte wissen, wann man die sechzig Gefangenen brachte, um die nötigen Vorkehrungsmaßregeln gegen eine etwa unter den Mogollons ausbrechende Unruhe treffen zu können.
    Es mochte zwei Stunden nach Mittag sein, als der Bote zurückkehrte und mir meldete, daß Emery in zehn Minuten da sein werde. Ich hatte Winnetou gesagt, was zu tun sei; er ging nach dem Wald, zu den dort postierten Nijoras, ich aber zu dem Häuptling derselben und sagte letzterem:
    „Die Waffen dort werden von zwanzig deiner Leute bewacht, welche vielleicht nicht ausreichen dürften.“
    „Warum nicht?“ fragte er.
    „Man wird in kurzer Zeit die Mogollons bringen, welche ich am ‚Tiefen Wasser‘ und an der ‚Quelle des Schattens‘ gefangen habe. Es ist möglich, daß ihre Brüder beim Anblick derselben wütend werden und nach ihren Waffen laufen, um die Gefangenen zu befreien. Halte noch zwanzig Mann bereit. Sobald ich dir mit der Hand ein Zeichen gebe, schickst du auch sie hinab zum Waffenhaufen, der dann von vierzig Mann bewacht ist.“
    Nach dieser Weisung ging ich zu dem ‚Starken Wind‘ und seinen beiden Ältesten, setzte mich zu ihm nieder und sagte:
    „Die Bedenkzeit, welche ich dir gewährte, wird bald abgelaufen sein. Ihr habt euch besprochen. Seid ihr zu einem Beschluß gekommen?“
    „Noch nicht“, antwortete er.
    „So beeilt euch! Sobald die Zeit vorüber ist, muß ich eure Antwort haben.“
    „Willst du uns die Zeit nicht verlängern?“
    „Nein, das kann weder uns noch euch Nutzen bringen.“
    „Man erzählt sich, daß Old Shatterhand stets gütig sei; warum bist du es nicht auch gegen uns?“
    „Ich bin es gewesen; ich habe euch Zeit genug gegeben.“
    „Aber nicht soviel, wie wir brauchen!“
    „Ihr hättet viel weniger gebraucht, als ihr bekommen habt, wenn nicht hinter deiner Stirn Gedanken der Rettung durch Leute wohnten, welche dich nicht retten können.“
    „Von welchen Leuten redest du?“
    „Von den zehn Kriegern, welche du heute früh am ‚Quell des Schattens‘ zurückgelassen hast.“
    Er erschrak, beherrschte sich aber, und fragte ziemlich unbefangen:
    „Du spricht von zehn Kriegern? Meinst du vielleicht Mogollons, die an der ‚Quelle des Schattens‘ sind?“
    „Ja; sie waren dort, zwei weiße Gefangene zu bewachen, einen Mann und eine Squaw. Ist es nicht so?“
    „Ich weiß nichts davon.“
    „Sagtest du nicht, daß dein Mund nie die Unwahrheit rede? Und jetzt belügst du mich! Du selbst hast in der letzten Nacht an der ‚Quelle des Schattens‘ gelagert. Du saßest bei einem kleinen Feuer, um Tabak zu rauchen, mit drei alten Kriegern am Wasser, und ich lag bei euch, um euch zu belauschen. Zwei Kundschafter kehrten

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