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39 - Satan und Ischariot III

39 - Satan und Ischariot III

Titel: 39 - Satan und Ischariot III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Augenblick angekommen war. Da holte er tief, tief Atem und sagte:
    „Also unter solchen Umständen und mit solcher Lebensgefahr haben Sie die Tasche an sich gebracht! Sie müssen den Inhalt der Tasche mit mir teilen!“
    „Oho! Sind Sie etwa der einzige Erbe?“
    „Leider nein! Aber ich werde meinen Willen dennoch durchsetzen! Sie werden wenigstens gerade und genau soviel bekommen wie jeder einzelne Erbe!“
    „Beleidigen Sie mich nicht! Schweigen wir darüber! Wenn Sie später Gutes tun wollen, so denken Sie an Ihr armes Heimatdörfchen und an dessen Bewohner, bei denen tausend Mark ein großes Vermögen sind! Jetzt will ich einmal nach dem alten Melton sehen. Wie hat er sich verhalten, seit er sich bei den Nijoras befindet?“
    „Er hat kein Wort gesprochen.“
    „Auch mit Ihnen nicht?“
    „Nein, obgleich ich mich immer bei ihm befunden habe. Nur wenn er schläft, da stöhnt, ächzt und murmelt er vor sich hin, als ob ihn große Schmerzen quälten. Ob dies das böse Gewissen ist?“
    „Nein, sondern der Grimm über den Verlust seines Geldes. Er tut Ihnen nicht den Gefallen, denselben zu erwähnen, träumt aber des Nachts davon. Der Ärger, der sich nur im Traum äußert, aber des Tages jedenfalls wie ein Tiger an ihm frißt und säuft, ist ihm sehr gern zu gönnen. Er hat weit anderen Lohn als das verdient und wird ihn auch bekommen.“
    Ich ging zu Melton. Dieser hatte unsere Unterredung nicht gehört, weil Franz Vogel mir vorhin entgegengekommen war und wir uns also in guter Entfernung von ihm befunden hatten. Auch gesehen war ich nicht von ihm worden, denn er lag mit dem Rücken auf der Erde, den Kopf uns zugewendet. Als ich nun ganz plötzlich zu ihm trat, starrte er mich wie ein Gespenst an, schloß die Augen, um sich zu besinnen, ob er wache oder träume, und stieß dann stöhnend hervor:
    „Der Deutsche, der tausendmal verdammte Deutsche!“
    „Ja, es ist der Deutsche“, antwortete ich. „Ihr freut Euch doch, Master Melton, mich so gesund, frisch und wohl wieder vor Euch stehen zu sehen?“
    Da öffnete er die Augen wieder, riß und zerrte wie ein Verrückter an seinen Fesseln und schrie dabei:
    „Er ist's; er ist's wirklich! O wäre ich frei, o hätte ich meine Hände los! Umkrallen würde ich dich und dir das Fleisch von den Knochen reißen, du Hund! Haben dich die Mogollons denn nicht erwischt? Oder warst du so feig, vor ihnen davonzulaufen?“
    „Nein, Mr. Melton, sie haben mich nicht erwischt, obgleich sie mich wohl gern gehabt hätten, zumal Euer lieber Jonathan mich ihnen sehr angelegentlich auf die Seele gebunden hatte.“
    Da beherrschte er sich, nahm eine lauernde Miene an und fragte:
    „Jonathan! Habt Ihr ihn etwa gesehen?“
    „Es ist möglich; genau kann ich es Euch aber leider nicht sagen.“
    „Wenn noch nicht, so werdet Ihr ihn ganz gewiß bald zu sehen bekommen!“
    „Das ist's ja, was ich wünsche!“
    „Wünscht es nicht, wünscht es ja nicht!“ geiferte er. „Er wird mich befreien, wird mich rächen, wird wie eine Kugel über Euch kommen, die Euch den Kopf zerschmettert!“
    „Das werde ich abwarten.“
    „Lacht nicht über mich; lacht ja nicht über meine Drohung, denn sie wird sich erfüllen! Er kommt mit den Mogollons; sie werden ihre Feinde niederschmettern und Euch ergreifen. Dann wehe Euch, dreimal wehe, wehe, wehe!“
    „Ihr seid ja, während wir uns nicht sahen, außerordentlich dramatisch geworden! Leider befinde ich mich gerade jetzt nicht in der Stimmung, Eure Drohungen so tragisch zu nehmen, wie Ihr es wünscht. Wir fürchten die Mogollons keineswegs, denn wir kennen ihre Absichten und sind eben dabei, dieselben zuschanden zu machen.“
    Er sah mich forschend an, veränderte den Ausdruck seines Gesichtes abermals und fragte:
    „Ihr kennt ihre Absichten? Ah, wirklich? Ihr glaubt, denselben begegnen zu können? Solltet Ihr Euch da nicht zu viel zutrauen, Sir?“
    „Schwerlich! Ihr kennt mich doch, wenn auch noch nicht ganz genau. Ich pflege den Büffel stets bei den Hörnern, nicht aber bei dem Schwanz anzufassen. Geradeso werden wir es auch mit den Mogollons tun. Wir wissen alles. Euer Jonathan kommt mit den Mogollons; aber wir haben ihnen eine recht hübsche Falle gestellt, in welcher sie sich so leicht fangen werden, daß wir nur die Tür zuzuklappen brauchen. Ich weiß genau, daß ich imstande bin, Euch schon nach einigen Stunden die Mogollons samt Euerm Jonathan als Gefangene zu zeigen.“
    Er schien mich mit den Augen verschlingen zu wollen, als

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