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39 - Satan und Ischariot III

39 - Satan und Ischariot III

Titel: 39 - Satan und Ischariot III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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die Comanchen dorthin verfolgte, war das Tal nicht ihr Ziel; sie zogen hin und her, um uns irrezuführen und von ihrer Spur abzubringen; darum dauerte es mehrere Tage, ehe unser Rachewerk in jenem Tal zum Abschluß kam. Heute aber wollte man direkt nach demselben und konnte es in sieben oder acht Stunden recht gut erreichen.
    Die Comanchen waren weit besser beritten, als wir; sie hatten sogar einige Pferde, welche man ausgezeichnet nennen konnte. Der Ritt ging durch eine Art von Furt über den Canadian und dann auf der anderen Seite nordwärts. Am Fluß gab es Bäume und Gras. Bald hörten die ersteren auf, und als wir uns dann weiter vom Wasser entfernten, verschwand auch das letztere nach und nach.
    Das Todestal hatte seinen Namen nicht etwa dem Umstand zu verdanken, daß wir dort den Häuptling erschossen und begraben hatten, sondern weil es in einer wie ausgestorbenen Gegend lag. ‚Starke Hand‘ hatte es damals aufgesucht, wohl um sich in der Einsamkeit vor uns versteckt zu halten.
    Das Tal hatte die Form und Gestalt eines eingesunkenen Kraters. Die Wände stiegen steil an und bestanden aus festem Gestein. Es gab nur einen Weg, um zu Pferd in den Kessel hinabzukommen; zu Fuß konnte man wohl auch an anderen Stellen kletternd hinab- und hinaufgelangen. Die Talsohle bildete einen Kreis, dessen Umfang man in einer halben Stunde abgehen konnte.
    Am nördlichen Rand drang ein kleines Wasser aus dem Boden; es schmeckte aber leicht nach Schwefel und verschwand bald wieder in der Erde, doch reichte es aus, einigen Kräutern und Gräsern das Leben zu fristen.
    Um die Mittagszeit wurde unterwegs ausgeruht, und zu unserer Freude erhielten wir dabei wieder eine Portion getrocknetes Fleisch. Da konnte das Kunststück versucht werden. Wir bekamen die Hände frei und aßen. Als wir fertig waren, wurden wir wieder gebunden. Ich achtete mit großer Spannung auf Emery. Er langte mit der unbefangensten Miene nach dem Riemen, mit welchem er gefesselt werden sollte, legte ihn sich auf das linke Handgelenk, ließ dort den Knoten schürzen und legte dann seine beiden Hände auf den Rücken, um nun auch die Rechte binden zu lassen. Der Rote ließ das ganz so geschehen, untersuchte, als er fertig war, die Fessel genau und machte dann ein so zufriedenes Gesicht, daß ich überzeugt war, Emery habe als Hexenmeister Fiasko gemacht. Darum fragte ich ihn:
    „Nun, du hast dich getäuscht? Der Rote hat deine Fessel so genau untersucht und nichts gefunden.“
    „Und doch ist er betrogen. Ich kann jeden Augenblick mit der Hand heraus. Ich wollte, ich könnte es dir zeigen. Weißt du, was ich möchte?“
    „Nun?“
    „Heute abend auf das Essen verzichten. Wenn ich nicht essen will, braucht man mir die Arme nicht frei zu geben; dann bleibt der Riemen, wie er jetzt ist, und ich kann in jedem Augenblick los. Esse ich aber, so weiß ich nicht, ob mir das Kunststück wieder so gelingt wie jetzt.“
    „Es kann aber sehr leicht Mißtrauen erwecken, wenn du nicht essen willst; denn wem der Arm so lange Zeit nach hinten gefesselt ist, der ergreift jede Gelegenheit, ihn einmal frei und nach vorn zu bekommen.“
    „Das ist sehr richtig. Es könnte wirklich auffallen, und so will ich lieber nicht auf das Essen verzichten.“
    Als wir wieder aufgebrochen waren, ritten wir drei nebeneinander. Wir hatten Winnetou in der Mitte, und es gelang uns, ihn in kurzen Worten, welche von den vor und hinter uns reitenden Roten in ihrem Zusammenhang nicht verstanden wurden, mitzuteilen, was wir für eine Absicht hegten. Sein schönes, hellbronzenes Gesicht blieb vollständig unbeweglich, als er die frohe Botschaft hörte; dann sagte er leise:
    „Frei, ja, doch nicht ohne meine Silberbüchse!“
    „Und auch ich nicht ohne meine Gewehre“, stimmte ich in deutscher Sprache und laut, zu Emery gewendet, bei.
    „Und wenn das nicht möglich ist?“ fragte dieser.
    „So hole ich sie mir später. Die Freiheit ist ein kostbares Gut; was tue ich aber hier in solcher Gegend mit ihr, wenn ich keine Waffen habe?“
    „Sehr richtig; aber es handelt sich nebenbei auch um das Leben!“
    „Das gibt den Ausschlag. Also fort, selbst ohne Waffen! Aber wenn mir das Leben sicher wäre, so würde ich die Gefangenschaft nicht eher verlassen, als bis ich meine Waffen wieder in den Händen hätte.“
    Es war vielleicht eine Stunde vor der Dämmerung, als wir an dem Rand des Todestals anlangten. Wir ritten die steile und schmale Senkung hinab, einer hinter dem anderen und langsam wie

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