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39 - Satan und Ischariot III

39 - Satan und Ischariot III

Titel: 39 - Satan und Ischariot III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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nicht. Wir fliehen zu Fuß, aber nicht weit, denn wir werden das Tal nicht verlassen.“
    „Nicht? Erkläre dich deutlicher!“
    „Es handelt sich vor allen Dingen um unsere Waffen. Es ist anzunehmen, daß wir dieselben jetzt nicht erwischen können. Fliehen wir weit fort, so büßen wir sie ein. Wir bleiben also hier, um den Augenblick zu erwarten, an welchem wir sie uns nehmen können.“
    „Wie ist es möglich, hier zu bleiben? Gibt es denn ein Versteck, in welchem wir sicher sein könnten?“
    „Ja, im Grab des Häuptlings.“
    „Ah! Das ist ein kühner, ein verwegener Gedanke!“
    „Bei weitem nicht so verwegen, wie du denkst. Es wäre viel gewagter, wenn wir das Todestal verlassen und über die weite Ebene fliehen wollten, wo wir auf große Entfernung hin gesehen werden können. Wir hätten die Verfolger gleich beim Beginn des Tages hinter uns und würden gewiß eingeholt. Was das zu bedeuten hat, wenn wir weder Pferde noch Waffen besitzen, das brauche ich dir nicht erst zu sagen.“
    „Aber ist es denn so gewiß, daß wir nicht zu den Pferden können und auch die Waffen zurücklassen müssen?“
    „Beinahe gewiß. Auch handelt es sich nicht nur um die Waffen, sondern auch um die anderen Gegenstände, welche man uns abgenommen hat.“
    „Können wir nicht hinschleichen und sie heimlich nehmen?“
    „Wahrscheinlich nicht. Es ist vorauszusehen, daß wir dabei ertappt würden.“
    „So mögen sie uns ertappen! Alle Wetter, wenn ich nur erst meine Glieder frei habe, dann will ich den Roten sehen, der mich wieder fangen soll!“
    „Meinst du, daß ich weniger entschlossen bin, als du? Aber ich habe keine Lust, mich, wenn ich einmal frei bin, wieder fangen zu lassen. Ich sage auch gar nicht, daß mein Gedanke, uns im Grab des Häuptlings zu verstecken, unbedingt ausgeführt werden soll. Wenn wir uns von den Fesseln befreit haben, werden wir erst sehen, ob die Roten alle schlafen und wie es mit unseren Sachen steht. Dann wissen wir, wie wir uns zu entscheiden haben.“
    „Ja!“ flüsterte jetzt Winnetou, welcher bisher geschwiegen hatte. „Der Plan meines Bruders Shatterhand ist sehr gut. Die Comanchen werden nicht alle fortreiten, denn sie wissen, daß wir laufen müssen und unbewaffnet sind, uns also nicht wehren können. Sie werden denken, es sei sehr leicht, uns wieder festzunehmen. Darum wird der Häuptling nicht alle fortschicken, zumal doch jemand unsere Sachen bewachen muß.“
    „Wieso unsere Sachen bewachen?“ fragte Emery.
    „Mein Bruder weiß doch, daß wir unverletzt in die ewigen Jagdgründe gesandt werden sollen. Wenn dies geschieht, so gibt man uns auch alles mit, was wir besessen haben. Winnetou kennt die Gebräuche der roten Männer sehr genau. Unsere Körper und Glieder sollen nicht beschädigt werden, damit wir in den ewigen Jagdgründen tüchtige und starke Sklaven des toten Häuptlings sein können. Da gibt man uns auch unsere Waffen und alles andere mit, damit die Gegenstände jenseits in das Eigentum der ‚Starken Hand‘ gelangen. Durch unsere Gewehre wird der tote Comanche in den ewigen Jagdgründen der berühmteste Krieger werden.“
    „Ah, so! Die Comanchen glauben also, daß alles, was man mit uns begräbt, mit uns ins jenseitige Leben gelangt?“
    „Ja. Wir werden dem Toten geopfert und also drüben seine Diener sein; folglich wird ihm alles gehören, was wir mit hinüber bringen. Doch still, die Ablösung kommt!“
    Unsere Wächter standen auf, um den beiden, welche jetzt kamen, Platz zu machen. Letztere untersuchten ebenso, wie es die vorigen getan hatten, unsere Riemen und setzten sich dann nieder. Dabei schob der eine von ihnen die letzten Pflanzenstengel, welche es gab, in das Feuer, das nur noch einige Minuten brannte und dann verlöschte.
    Jetzt, da das Feuer nicht mehr brannte, wurde der Himmel für uns sichtbar. Es zogen Wolken darüber hin, zwischen denen nur einzelne Sterne herniederschimmerten. Es war draußen vor unserem Felseneinschnitt so dunkel, daß wir die beiden Comanchen, obgleich sie höchstens drei Meter von uns entfernt lagen, kaum sehen konnten.
    Als eine Viertelstunde vergangen war, zog Emery die Hände aus dem Riemen und machte dann mit Hilfe seines kleinen Messerchens auch seine Füße frei. Dann knüpfte er unsere Riemen auf, was einige Zeit erforderte. Es wäre weit schneller gegangen, wenn er sie durchschnitten hätte, aber wir brauchten sie für unsere Wächter. Das wollte ihm freilich nicht in den Kopf. Er flüsterte uns zu:
    „Es

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