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39 - Satan und Ischariot III

39 - Satan und Ischariot III

Titel: 39 - Satan und Ischariot III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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bei dir eingekehrt? Das ist doch seltsam! Wer dein Haus des Nachts findet, muß es genau kennen. Ist er denn schon früher bei dir gewesen?“
    „Nein. Aber mein Feuer brannte, und ich hatte die Tür offen; da leuchtete es weit in die Gegend hinaus; er sah es und kam herbei, um mich nach dem Pueblo zu fragen. Er wartete bei mir, und als es Tag geworden war, habe ich ihn hingeführt.“
    „Wie weit ist es bis dorthin?“
    „Wer schnell reitet, der kommt in zwei Stunden hin.“
    „So bist du also befreundet mit den Weißen und Roten, die dort wohnen?“
    „Ja.“
    „Hat man dir denn nicht gesagt, daß wir kommen würden?“
    „Nein. Ihr wollt auch hin?“
    „Ja. Würdest du uns den Weg zeigen, wenn es morgen früh hell geworden ist?“
    „Gern.“
    „Ist er schwierig zu finden?“
    „Wer den Ort nicht genau kennt, der reitet am Eingang zum Pueblo vorüber, ohne etwas zu bemerken. Der Flujo fließt durch ein Tal, welches dort von sehr steilen und sehr hohen Felsenwänden eingeschlossen ist. Auf der linken Seite des Flusses sind die Felsen ein klein wenig auseinandergetreten, und dadurch wurde ein enger Gang gebildet, welcher nach dem Pueblo führt.“
    „Wir möchten die Bewohner desselben überraschen. Sie wissen zwar, daß wir kommen, aber nicht wann. Könntest du uns hinbringen, ohne daß wir unterwegs bemerkt werden?“
    „Sehr leicht. Ich werde euch so leiten, daß kein Mensch euch sehen kann.“
    „Ist das Pueblo groß?“
    „Nein, aber außerordentlich fest und sicher. Kein Feind könnte es ersteigen, wenn die Bewohner sich verteidigen. Wenn man von dem Fluß aus durch den engen Weg geht, gelangt man in ein weites, rundes Loch, welches rings von Felsen umgeben ist, die so steil sind, daß kein Mensch hinangelangen kann. Der Boden des Loches ist grün; es stehen da viele Bäume, Sträucher und andere Pflanzen. Da können die Pferde weiden, und da bauen die Yuma-Indianer ihre Kürbisse, Zwiebeln und andere Früchte an, welche sie brauchen. Ganz vorn, gerade da, wo der Weg in das Loch mündet, ist das Pueblo an dem Felsen emporgebaut. Es ist schmal, aber sehr hoch, obgleich es nicht ganz bis zur Zinne der Felsen reicht. Da wohnte die weiße Squaw mit ihrem Yumahäuptling, und da wohnt sie jetzt wieder mit dem Weißen und seinem Vater.“
    Das erzählte der Mann in aller Aufrichtigkeit. Es war klar, daß er uns nicht für Feinde der Bewohner des Pueblo hielt, sonst hätte er sich wohl gehütet, so offen mit uns zu sein. Am wenigsten aber hätte er uns die Örtlichkeit so genau beschrieben. Es war also meines Erachtens nach kein Grund vorhanden, Mißtrauen gegen ihn zu hegen, und Winnetou war auch meiner Ansicht; das ersah ich aus seiner Miene, ohne daß ich ihn zu fragen und er es mir besonders zu sagen brauchte.
    Und dennoch war ich von diesem Zuni-Indianer nicht vollständig befriedigt. Ich vermochte mir freilich nicht gleich zu sagen, warum; aber als ich länger darüber nachdachte und ihn weiter beobachtete, kam ich auf den Grund des Argwohnes, der trotz alledem in mir lag. Es war die große Freundlichkeit, welche er gegen uns zeigte. Der Indianer ist in jeder Beziehung zurückhaltend; ganz besonders aber zeigt er sich gegen Fremde erst dann wohlwollend, wenn er sie näher kennengelernt hat. Von dem Zuni aber wurden wir wie alte, liebe Bekannte behandelt, und er war von einer geradezu erstaunlichen Aufrichtigkeit gegen uns. Er hatte mit der Jüdin und den Meltons gesprochen; sollten ihm diese denn wirklich nicht gesagt haben, daß von ihrem Hiersein möglichst niemand etwas erfahren solle?
    Dazu kam noch ein Zweites. Sein Weib hatte das Haus verlassen und war nicht wiedergekommen. Draußen donnerte und blitzte es wieder, und der Regen strömte abermals, wie aus Schüsseln gegossen, herab. Was tat die Frau in diesem Wetter draußen? Die Ursache, die sie im Freien hielt, mußte eine sehr wichtige sein, besonders da ihr Mann Arbeiten verrichtete, die sonst der Squaw obzuliegen pflegen.
    Zu diesen Arbeiten gehörte auch die Speisung seiner Gäste. Er spendete uns aus seinem Vorrat ein geräuchertes Wildviertel, welches er für uns zerlegte, ohne aber mitzuessen. Als wir ihn dazu aufforderten, erklärte er, kurz vorher gegessen zu haben.
    Das glaubte ich ihm nicht. Er hatte da oben auf dem Berg gestanden, im strömenden Regen, wie ein Wächter, der seinen Posten nicht verlassen darf. Als er uns gesehen hatte, war er heruntergekommen. Je mehr ich darüber nachdachte, desto auffälliger kam mir dieser

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