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39 - Satan und Ischariot III

39 - Satan und Ischariot III

Titel: 39 - Satan und Ischariot III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Umstand vor. Es war ja beinahe so, als ob er von da oben aus nach uns ausgeschaut hätte! Kurz und gut, ich nahm mir vor, vorsichtig zu sein. Ich trug infolgedessen die Gewehre, welche wir abgelegt hatten, in den einen Winkel und legte auch die Sättel da nieder. Als Winnetou dies sah, zog er seine Brauen ein ganz klein wenig empor. Das war nach seiner Weise gerade soviel, als ob er zu mir gesagt hätte: „Warum das? Hegst du etwa Verdacht? Nun, da wollen wir uns freilich vorsehen.“
    Der Zuni hatte auch Waffen, nämlich eine Flinte, welche aber nicht viel zu taugen schien, und einen Bogen mit Köcher und Pfeilen. Diese Gegenstände hingen an einem Pflock, welcher in die Wand geschlagen war. Während wir aßen, hockte er nach Indianerart in unserer Nähe und schien sich darüber zu freuen, daß es uns so vortrefflich schmeckte. Wir fragten ihn nach dem Wildreichtum der Gegend, und da klagte er über die Gilenno-Apachen, welche oft herüberkämen und dann alles Wild vertilgten.
    „Diese Hunde haben hier nichts zu suchen!“ sagte er. „Warum bleiben sie nicht drüben auf dem Gebiet, welches ihnen niemand streitig macht! Ich hasse überhaupt alle Apachen.“
    „Alle! Warum? Man hat doch nie gehört, daß die Zunis Krieg gegen sie geführt haben!“
    „Weil wir zu schwach gegen sie sind. Sie nehmen uns weg, was uns gehört, ohne daß wir uns wehren können. Sie sind alle Diebe und Räuber, welche man von der Erde vertilgen sollte!“
    „Alle? Es gibt viele wackere und berühmte Männer unter ihnen!“
    „Das glaube ich nicht. Mein Bruder mag mir doch einmal einen nennen!“
    „Nun zum Beispiel Winnetou!“
    „Schweig auch von diesem! Wenn ich euch morgen nach dem Pueblo bringe, werdet ihr von den dortigen Yuma-Indianern hören, was für ein räudiger Schakal er ist.“
    „Ist er denn jemals ein Feind der Yumas gewesen?“
    „Stets! Einmal aber hat er sie in so große Verluste gebracht, daß sie es ihm nie vergessen werden. Wehe ihm, wenn er einmal in ihre Hände fiele!“
    „Große Verluste? Wie ist das gewesen?“
    „Sie hatten eine Hazienda überfallen und kostbaren Raub davongetragen; um diesen hat er sie gebracht. Und dann standen ihre Krieger bei einem alten Bergwerk, in welchem fremde Bleichgesichter arbeiten sollten. An dem Ertrag hatten auch die Yumas teil; Winnetou aber hat sie auch darum betrogen.“
    „Wie ist das möglich? Er ist doch ein einzelner Mann. Wie kann er einem ganzen Stamm solchen Schaden zufügen?“
    „Er war nicht allein, sondern es befand sich ein zweiter bei ihm, welcher noch viel, viel schlimmer ist als der Häuptling der Apachen, ein Bleichgesicht, Old Shatterhand geheißen.“
    „Hm, der Westmann! Da besinne ich mich. Wenn ich mich nicht irre, habe ich von dieser Angelegenheit gehört. War es nicht die Hazienda del Arroyo, und das Bergwerk hieß Almadén alto, um welche es sich damals handelte?“
    „Ja.“
    „Hatten denn die Yumas Ursache, die Hazienda zu überfallen, auszurauben und in Brand zu stecken?“
    „Das – das weiß ich nicht“, antwortete er verlegen.
    „Es ist nur die Raublust gewesen; ich weiß es gewiß. Und bei dem Bergwerk handelte es sich um ein noch größeres Verbrechen.“
    „Das ist nicht wahr!“
    „Doch! Man hatte eine große Anzahl von Bleichgesichtern ins Land gelockt und sperrte sie in das Quecksilberbergwerk ein. In demselben sollten sie als Gefangene ohne Lohn arbeiten, bis ein qualvoller Tod sie von ihren Leiden erlöste.“
    „Was ging das Winnetou und Old Shatterhand an?“
    „Die armen Menschen waren Landsleute von Old Shatterhand; darum errettete er sie.“
    „Und trat dabei als Feind der Yumas auf! Wunderst du dich nun noch darüber, daß sie ihn und Winnetou hassen?“
    „Ja, denn wenn ich mich recht erinnere, haben die beiden Männer dann Frieden mit den Yumas geschlossen.“
    „Der gilt nichts mehr. Ich sage nochmals, wehe ihnen, wenn sie den Yumas einmal in die Hände fallen sollten!“
    Der Zuni sprach jetzt, ganz entgegengesetzt von seiner vorherigen Freundlichkeit, mit einer Erbitterung, welche mir unerklärlich war. Darum sagte ich:
    „Du scheinst ein sehr guter Freund der Yumas zu sein, denn du sprichst geradeso zornig, als ob du selbst einer wärst.“
    „Ich bin ihr Freund, und ihre Feinde sind auch die meinigen!“ gestand er ein.
    „Du scheinst aber von ihnen falsch unterrichtet worden zu sein. Winnetou und Old Shatterhand haben damals sehr mild gegen die Yumas gehandelt; sie haben die Roten mehrere Male

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