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39 - Satan und Ischariot III

39 - Satan und Ischariot III

Titel: 39 - Satan und Ischariot III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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weideten. Letztere waren jedenfalls bestimmt, ihr Fleisch zur Nahrung der Bewohner herzugeben. Aus dem Gras erhoben sich hohe Bäume, welche aber, von unserem Standort aus betrachtet, wie kleine Gewächse erschienen.
    „Wieder ein Talkessel!“ sagte Winnetou, der neben mir lag.
    Der Apache hatte wohl Grund, diese Worte auszusprechen. Ja, wieder einmal so ein Talkessel! Während unserer Kreuz- und Querzüge hatten solche Kessel wiederholt eine bedeutende Rolle für uns gespielt. Wie oft waren diese Örtlichkeiten für unsere Gegner verhängnisvoll geworden, während wir uns stets gehütet hatten, unseren Aufenthalt in einer derartigen Falle zu nehmen! Und wenn dies einmal nicht zu umgehen gewesen war, so hatten wir es fast immer zu bereuen gehabt.
    Und der Kessel, welchen wir jetzt vor uns hatten, konnte denen, welche darin wohnten, zu einem wahren Gefängnis werden, da es, wie wir deutlich sahen, nur einen einzigen Weg gab, auf dem sie ihn verlassen konnten, nämlich die schmale Felsenenge, von welcher die Squaw gesprochen hatte.
    Der Kessel hatte eine beinahe kreisrunde Form, und seine Felsenwände stiegen gerade wie Mauern völlig lotrecht in die Höhe. Es gab da keinen Absatz oder Vorsprung, welcher zu erklimmen war, keinen Riß, in dem man in die Höhe klettern konnte. Das Ganze kam mir vor wie ein riesiger Bärenzwinger, der so gebaut ist, daß die Bewohner unten auf dem Boden bleiben müssen.
    Wir lagen dem Eingang schräg gegenüber und sahen nun freilich, wie eng er war. Ein einzelner Reiter hatte eben Platz, hindurchzukommen. Neben dem Eingang, welcher hinaus zum Flujo blanco, zum Flüßchen führte, erhob sich der Bau, den die Jüdin ihr ‚Schloß‘ genannt hatte. Und sie hatte gar nicht so unrecht gehabt, dem Bau diese Bezeichnung zu geben.
    Das Schloß war ein Pueblo, geradeso in terrassenförmig übereinanderliegenden Stockwerken gebaut, wie es früher beschrieben worden ist. Man sah, daß sich in früheren Zeiten eine große Steinmasse vom Felsen losgelöst hatte und in die Tiefe gestürzt war; die Brocken derselben hatte man zum Bau des Pueblo verwendet. Dasselbe lehnte sich mit seiner hinteren Seite eng an die Felsenwand und zählte acht sich deutlich voneinander unterscheidende Stockwerke, welche ebenso viele Terrassen oder Plattformen bildeten, da jedes höher liegende immer ein Stück hinter dem nächst tieferen zurücktrat. Das Ganze glich einer regelmäßigen vierseitigen Pyramide, welche, senkrecht durchschnitten gedacht, mit der einen Hälfte im Freien lag, während die andere Hälfte in den Felsen hineingebaut zu sein schien. Acht Leitern lagen an, an jedem Stockwerk eine. Wenn auch nur die unterste weggenommen wurde, konnte kein Fremder den Bau ersteigen, der mit seinen übereinanderliegenden Felsenstücken den Eindruck einer uneinnehmbaren Zwingburg machte.
    Bei den Verhältnissen jener Zeit, in welcher das Pueblo errichtet wurde, hatte es seinen Zweck gewiß vollkommen erfüllt. Es war schon an und für sich uneinnehmbar gewesen, wozu dann noch der Umstand kam, daß es nicht draußen im Freien, sondern hier in der Verborgenheit lag, in die man nur durch den so überaus schmalen Eingang dringen konnte, den zu verteidigen einige wenige Männer genügten. Die Festung war nur durch Überrumpelung, nicht einmal durch Aushungern zu nehmen gewesen, denn wenn die Talsohle gärtnerisch verwertet gewesen war, so hatte sie an Gemüsen und Früchten gewiß so viel geliefert, wie die Bewohner zum Leben brauchten, und Wasser war auch mehr als genug da; es glänzte uns aus einem ziemlich großen Becken entgegen, welches kreisförmig in die Mitte des Erdgeschosses eingebaut worden war. Wahrscheinlich wurde es von einer unterirdischen Quelle gespeist.
    Was uns am meisten interessierte, waren die Menschen, welche wir sahen. Vor dem schmalen Eingang lagerte eine Anzahl von Indianern, welche ihn, mit Gewehren bewaffnet, zu verteidigen hatten. Ihr Anführer – denn dies schien er zu sein – saß über ihnen auf der ersten Plattform des Pueblo, und zwar in schöner Gesellschaft, nämlich Jonathan Meltons und der Jüdin. Der erstere hatte ein Gewehr in der Hand.
    „Siehst du, Señor, daß es so ist, wie ich gesagt habe?“ fragte mich die Indianerin. „Die Krieger am Eingang warten auf euch. Und die anderen Krieger haben sich draußen am Fluß in Hinterhalt gelegt, um euch durch die Enge hereinzutreiben.“
    „Wo ist der Vater des jungen Weißen, welcher da unten sitzt?“
    „Draußen bei dem

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