39 - Satan und Ischariot III
mit ihnen geschlossen. Warum treten die Yumas hier gegen uns auf?“
Der Gefragte antwortete nicht.
„Wir haben damals mehrere Hunderte von Yumas besiegt, und jetzt seid ihr so wenige. Meint ihr, daß ihr diesmal glücklicher sein werdet?“
„Wir wohnen in einem Pueblo, in das kein Feind kommen kann!“
„Mein Bruder irrt sich. Der Felsen von Almadén alto war viel fester und viel schwerer zu ersteigen als euer Pueblo; wir sind dennoch hineingekommen und haben den Besitzer sogar gefangen herausgeschafft. Und Almadén alto wurde von vielen Yumas bewacht, und hier mein Bruder Shatterhand hat es ganz allein erobert. Wie leicht ist es uns da, in euer Pueblo zu gelangen! Ihr könnt alle wachen; wir werden uns doch, wenn wir wollen, ungesehen durch die Flußenge und den schmalen Eingang schleichen. Wenn wir dies tun, seid ihr verloren; daher rate ich euch, es nicht soweit kommen zu lassen!“
Diese Worte nahmen dem Yuma einen Stein vom Herzen. Er war gefangen; wir konnten ihn töten; jetzt aber antwortete er schnell:
„Warum gibt der Häuptling der Apachen einen Rat, der nicht befolgt werden kann?“
„Nicht befolgt? Warum?“ fragte Winnetou, obgleich er den Roten recht gut verstanden hatte.
„Weil die, an welche er gerichtet ist, den Rat nicht hören können.“
„Wir werden dich zu ihnen senden!“
Da hellte sich das Gesicht des Yuma noch mehr auf, und er sagte:
„So laß mich gehen! Ich werde meinen Brüdern sagen, welchen Rat du mir gegeben hast.“
„Warte noch! Seit wann schämen sich rote Krieger nicht, Sklaven eines Weibes, einer weißen Squaw zu sein?“
„Wir sind nicht ihre Sklaven.“
„Ihr seid es. Ihr fangt um ihretwillen sogar Feindschaft mit drei berühmten Kriegern an, von denen ihr wißt, daß sie euch, sobald sie nur wollen, vernichten werden. Um dieses Weibes willen nehmt ihr Menschen in Schutz, welche Diebe und Mörder sind und nicht einmal zu einem Stamm der roten Männer gehören. Man sollte euch verachten!“
Das Auge des Yuma blitzte zornig auf. Er beherrschte sich aber und sagte:
„Die Weiße war die Squaw unseres Häuptlings; nur deshalb dienen wir ihr noch.“
„Welcher rote Krieger hat jemals der Squaw seines Häuptlings gedient und noch dazu nach dem Tod desselben? Mein Bruder mag seinen Gefährten sagen, was Winnetou von ihnen denkt, wenn sie die weiße Frau und deren beiden Freunde noch länger beschützen. Ihr habt einen jungen Weißen gefangen, der unser Freund ist; ihr habt uns unsere Pferde geraubt; ihr habt uns gestern abend überfallen, um uns zu fangen und zu töten. Das alles fordert unsere Rache heraus, und diese wird euch unvermeidlich treffen, wenn ihr euch nicht zu der Sühne versteht, welche ich von euch fordere.“
„Was verlangt Winnetou von uns?“
„Unsere Pferde, den jungen Mann, von dem ich eben sprach, und die beiden Weißen, welche bei der Squaw im Pueblo wohnen.“
„Das ist sehr viel verlangt! Und was bietet uns Winnetou dafür?“
„Alles! Das Leben!“
Man sah es dem Yuma an, daß er einen großen Respekt vor Winnetou hatte, dennoch zuckte es ironisch um seine dünnen Lippen, als er hierauf antwortete:
„Wenn man uns das Leben nehmen will, werden wir es auch zu verteidigen wissen. Oder meint der Häuptling der Apachen, daß ihn keine Kugel trifft?“
„Ja. Hier bei euch bin ich vor jeder Kugel sicher; ich weiß das so genau, weil ich euch kenne. Also du weißt, was ich verlange: Den Vater und seinen Sohn, die bei euch wohnen; den jungen Weißen, den ihr ergriffen habt, und unsere Pferde.“
„Und was wird geschehen, wenn unsere Krieger nicht in deine Forderungen willigen?“
„Das sage ich nicht; aber ihr werdet es bald erfahren. Jetzt kannst du gehen. Wir bleiben noch hier, bis die Sonne zehn Hände breit vom westlichen Horizont entfernt ist. Habt ihr dann noch nicht geantwortet, so entscheidet der Tomahawk zwischen uns, und wir kommen in der Dunkelheit am Fluß hinauf, schießen jeden weg, der uns im Weg liegt, dringen in euer Pueblo ein und holen uns alles, was ihr uns verweigert. Dann werden eure Frauen und Kinder ein Heulen und Schreien beginnen über den Tod, der ihre Männer und Väter hinweggerafft hat!“
„Winnetou ist ein großer Krieger; aber die Yumas sind keine Mäuse, welche furchtsam aus ihren Löchern fliehen, wenn sie den Feind kommen hören!“
„Ihr werdet ihn gar nicht hören. Er wird mitten unter euch sein, ehe ihr es denkt.“
„So haben wir unsere Messer, sie ihm ins Herz zu
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