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39 - Satan und Ischariot III

39 - Satan und Ischariot III

Titel: 39 - Satan und Ischariot III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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aber leider nicht vorwärts, wohin wir gegangen, sondern zurück, woher wir gekommen waren. Jetzt gab es einen Dauerlauf nach den Büschen, wo wir Vogel mit unseren Pferden gelassen hatten. Es fiel uns nicht ein, vorsichtig zu sein; es galt unserem Gefährten und unseren Pferden. Wir brachen laut, wie gehetztes Wild, durch die Büsche, die Gewehre in der Hand, um sofort zuschlagen oder schießen zu können.
    Jetzt waren wir da – aber unsere Pferde waren fort und Vogel mit ihnen. Der Rasen war nicht zerstampft; keine Spur eines Kampfes war zu sehen. Unser berühmter Violinvirtuose war ganz regelrecht überrumpelt worden. Die Spuren gingen von hier aus in einem Bogen zurück nach dem Hohlweg. Wir so erfahrenen, wir klugen, wir überklugen Menschen hatten eine ganz armselige, eine ganz beschämende Schlappe erhalten.
    Emery hätte vor Wut platzen mögen; er fuhr uns an:
    „Da steht ihr nun und starrt einander an! Wo ist denn der alte Melton, den ihr fangen wolltet? Wäret ihr mir gefolgt, so ständen wir nicht da wie Schuljungen, die Prügel bekommen haben!“
    „Hat mein Bruder Emery noch keinen Fehler gemacht?“ fragte Winnetou in seiner ruhigen Weise.
    „Genug, genug!“ antwortete der Englishman in possierlicher Aufrichtigkeit. „Aber wir dürfen uns hier nicht aufhalten; wir müssen fort; wir müssen ihn befreien; kommt also rasch, kommt!“
    Er rannte fort. Als er aber sah, daß wir ihm nur langsam folgten, blieb er stehen und rief uns zu:
    „So kommt doch nur, kommt! Es ist keine Zeit zu verlieren!“
    „Wohin denn?“ fragte ich. „Nach dem Pueblo?“
    „Nach dem – – ah, du meinst, daß sie ihn dorthin geschleppt haben? Dann geht es freilich nicht so schnell, wie ich dachte!“
    „Gewiß können wir nicht jetzt, am hellen Tag, hin und die Festung erstürmen. Wir würden uns doch nur die Köpfe einrennen.“
    „Aber was tun wir bis zur Nacht?“
    „Warten – weiter nichts.“
    „So kommt! Wir wollen wieder nach dem Rand über dem Pueblo, wo wir heut abend hinab wollen. Von dort aus können wir sehen, was sie mit unseren Pferden und mit Vogel machen!“
    „Und wenn die Yumas nach uns suchen, finden sie auch diese Spur, kommen uns nach und vereiteln unser Rettungswerk! Dann bekommen wir nicht nur die beiden Meltons nicht, sondern auch Vogel ist verloren – von unseren Pferden gar nicht zu reden.“
    „Aber wo wollen wir sonst die lange Zeit zubringen?!“
    „Ich werde es euch zeigen“, sagte Winnetou. „Meine Brüder mögen mir folgen!“
    Er schritt voran, nach dem Hohlweg zu, und setzte sich, als er bei demselben angekommen war, hinter den Büschen nieder.
    „Ist es meinen Brüdern so recht, hier zu sitzen?“ fragte er.
    „Mir nicht!“ antwortete Emery mürrisch. „Da sitzen wir den Feinden ja gerade vor der Nase!“
    „Das ist doch das einzig richtige“, erklärte ich ihm. „Weil die Yumas ganz bestimmt wieder hierher kommen werden, sobald sie Vogel nach dem Pueblo gebracht haben.“
    „Werden sich hüten!“
    „Wenigstens werden die Meltons einen oder einige Kundschafter senden, um zu erfahren, wo wir sind und was wir tun.“
    „Und wenn die Kerle kommen? Was dann?“
    „Wir schicken sie nach dem Pueblo zurück und lassen die Meltons grüßen. Auf diesem Weg erlangen wir die Sicherheit, daß unserem Gefährten kein Leid geschieht.“
    „Hm, ja; das will ich gelten lassen. Der arme Teufel befindet sich in einer Gefahr, die gar nicht größer sein kann!“
    „So gar groß ist sie nicht! So lange wir noch da sind, braucht er nichts zu fürchten.“
    „Oho! Denke doch an die Erbschaft!“
    „Nun? Weiter!“
    „Wenn er ihnen das sagt, bringen sie ihn auf der Stelle um!“
    „Er wird doch nicht so dumm sein, ihnen das zu sagen!“
    „Warum nicht? Ich denke gerade, daß er es in seiner Angst, in seinem Ärger sagt.“
    „Er wird es sagen“, behauptete Winnetou in seiner ruhigen Weise. „Er wird es sagen, und gerade darum hat Winnetou sich hierher gesetzt.“
    Jetzt passierte mir etwas Seltenes; nämlich ich erriet nicht, was der Apache mit diesen Worten meinte. Als er sah, daß ich ihn fragend anblickte, fuhr er fort:
    „Glaubt mein Bruder Charley, daß die Meltons sich vor uns fürchten?“
    „Ja.“
    „Werden sie denken, daß sie uns hier fangen und vernichten können?“
    „Nein. Ich bin im Gegenteil überzeugt, sie wissen, daß ihre Rolle wahrscheinlich bald zu Ende gespielt ist.“
    „Ja, überfallen und töten lassen wir uns nicht von ihnen; Vogel haben

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