4. Die Rinucci Brüder: Lass die Sonne in dein Herz
Schüttle nicht den Kopf. Vorhin wolltest du Ja sagen, dessen bin ich mir sicher.“
„Das stimmt, aber da war ich verwirrt. Jetzt kann ich wieder klar denken. Carlo, ich kann dich nicht heiraten, weder jetzt noch später.“
8. KAPITEL
Sekundenlang schwieg Carlo und weigerte sich zu glauben, was Della gesagt hatte.
„Du hast mir immer noch nicht verraten, was Sol wollte“, erinnerte er sie.
„Eine seiner Exfreundinnen ist schwanger, und ich werde Großmutter. Was ist daran so komisch?“, fügte sie hinzu, als Carlo aus vollem Halse lachte.
„Es tut mir leid, aber ich konnte nicht anders. Es überrascht mich gar nicht, dass ihm so etwas passiert ist. Wahrscheinlich hat er dich angerufen, damit du ihm aus der Klemme hilfst.“
„Carlo, hast du mich nicht verstanden? Ich werde Großmutter.“
„Das ist doch kein Drama. Oder glaubst du, du würdest innerhalb kürzester Zeit graue Haare und tiefe Falten bekommen?“
„Mach dich nicht über mich lustig.“
„Ich finde es ziemlich lächerlich, dass du dich über so eine Lappalie aufregst.“
„Ich werde Großmutter.“
„Na und? Deswegen bist du nicht mit einem Schlag um Jahre gealtert, sondern immer noch derselbe Mensch wie vor dem Anruf deines Sohnes. Leg dich wieder hin, die Nacht ist noch nicht vorbei. Sols Problem hat mich auf einen Gedanken gebracht.“ Er versuchte, sie neben sich zu ziehen, doch sie schob seine Hände weg.
„Sei bitte vernünftig.“
„Warum?“
„Ich wünschte, du würdest mir zuhören.“ Sie seufzte.
„Du bist immer noch derselbe Mensch“, wiederholte er. „Du bist die Frau, die ich liebe und mein Leben lang lieben werde. Nichts hat sich geändert.“
Hilflos schüttelte sie den Kopf. „Doch.“
„Wieso denn? Du bist ja nicht plötzlich viel älter geworden.“
„Aber ich sehe mein Älterwerden vor mir.“
„Nur wegen des Begriffs ‚Großmutter‘? Liebes, vergiss diese Hirngespinste. Das hat mit uns überhaupt nichts zu tun.“
Er begreift nicht, was ich meine, dachte sie. Was er sagte, klang durchaus vernünftig, doch es konnte ihr die Angst nicht nehmen.
Sie seufzte erneut. „Es ist eine ganz klare, deutliche Vorstellung. Du weißt ja selbst, was man sich unter einer Großmutter vorstellt: eine grauhaarige ältere Dame mit vielen Falten. Ich bin sieben Jahre älter als du und werde logischerweise auch früher alt. Das habe ich von Anfang an gewusst, aber ich habe es verdrängt.“ Della umfasste sein Gesicht und nahm all ihren Mut zusammen, ehe sie fortfuhr: „Ich habe versucht, mir einzureden, es könne funktionieren. Wir haben eine wunderbare Beziehung, und ich will sie nicht beenden. Wir können zusammenbleiben, so lange wir wollen, nur heiraten können wir nicht.“
Der Glanz in Carlos Augen erlosch. „Und wie stellst du dir das vor?“
„Wir bleiben bis zur Fertigstellung der Serie zusammen, also ungefähr ein Jahr. Danach sehen wir weiter.“
Nach längerem Schweigen antwortete er mit seltsam tonloser Stimme: „Du glaubst wohl, ich würde dich sitzen lassen, nachdem ich meinen Spaß mit dir hatte, stimmt’s? Hast du eine so schlechte Meinung von mir? Ist dir klar, wie sehr du mich beleidigst?“
„Das war nicht meine Absicht. Ich meine nur, wir sollten es so nehmen, wie es kommt, ohne Zukunftspläne zu machen.“
Er wandte sich ab und stand auf. „Nein“, erklärte er hart. „Du glaubst, ich sei nicht reif oder erwachsen genug für die Ehe. Das ist doch deine wahre Meinung, gib es zu. Du redest immer davon, zu alt für mich zu sein, in Wahrheit meinst du, dass ich für dich zu jung und nicht der richtige Mann für dich bin. Warum bist du nicht ehrlich, Della?“
„Weil es nicht stimmt“, rief sie leicht verzweifelt aus.
„Nein? Della, ich bin einunddreißig, nicht einundzwanzig. In meinem Alter ist ein Mann
normalerweise reif genug, um eigene Entscheidungen zu treffen. Das würdest du einsehen, wenn du nicht so auf den Altersunterschied fixiert wärst. Vielleicht komme ich dir wirklich vor wie ein unreifer Jüngling, aber mit dieser Meinung stehst du ganz allein da.“
„Mit einunddreißig ist ein Mann immer noch relativ jung, während ich auf die vierzig zugehe“, entgegnete sie energisch. „Das willst du einfach nicht wahrhaben.“
„Das ist ein verdammt dummes Argument, wie du genau weißt. Vielleicht dient dein ganzes Gerede nur dazu, irgendetwas zu verschleiern.“
„Wie bitte?“
„Ich glaube, du hast mich nur eine Zeit lang benutzt“, erklärte er kühl.
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