4 Farben platin
Style entschieden, mit einem schleppenartigen Rock. Das Material ist nachtblauer glänzender Satin. Ein Traum von einem Kleid. Es gehört zu einer ganzen Wagenladung von Kleidern, die heute Morgen eingetroffen ist. Auf meine fassungslose Frage, was ich damit soll, hat Rhys lapidar geantwortet: »Als meine Verlobte brauchst du entsprechende Arbeitskleidung.«
Um Rhys eine Freude zu machen, habe ich mich für dieses blaue Kleid entschieden, das wunderbar zu seinem dunkelblauen Anzug passt. Er sieht einfach zum Anbeißen aus. In mir zieht sich vor Sehnsucht nach ihm alles zusammen, als er sich zu mir an die Brüstung stellt.
»Es ist sehr beeindruckend«, raune ich ihm zu.
Er blickt mir tief in die Augen. »Du, Jaz, du bist das Einzige, was hier beeindruckend ist, alles andere verblasst dagegen«, sagt er und streicht mir eine Haarsträhne hinter mein Ohr. Dann haucht er leise: »Ich kann es kaum erwarten, bis wir endlich wieder zu Hause sind.«
Unauffällig schaue ich mich um, ob auch niemand unser Gespräch verfolgt, doch Abby und Matt sind miteinander beschäftigt.
Die Musiker betreten die Bühne, sie sitzen auf einem Podest. Yvonne sieht bezaubernd aus unter all diesen in Schwarz gekleideten Musikern, die ihre Instrumente stimmen. Sie blickt nach oben und ich winke ihr unauffällig zu. Ich beneide sie ein wenig, mir war es nicht vergönnt, ein Instrument zu lernen. Dafür beherrsche ich die Klaviatur der Ironie perfekt.
Die Lichter erlöschen.
Mit einem großen Paukenschlag erhellt ein Spot das Podium, auf dem nun Paul Vig steht und wie ein Berserker mit dem Bogen auf seine Geige eindrischt und ihr damit die Töne zu Highway to hell entlockt. Er zieht mich damit sofort in seinen Bann.
Vig trägt ein schwarzes Bandana, das seine wilden Locken bändigt, und ihn gleichzeitig verwegen aussehen lässt. Mit geschlossenen Augen spielt er die Noten, geht total in seinem Spiel auf. Seine Kleidung ist wieder komplett Schwarz und der Drei-Tage-Bart ist das Tüpfelchen auf dem i.
Paul ist ein Bild von einem Mann und ich könnte mich in ihn verlieben, wenn ich nicht schon einen Mann hätte, in den ich bis über beide Ohren verliebt bin.
Kurz blicke ich zu Rhys hinüber, der wie alle anderen gebannt auf die Bühne starrt. Ab und an fällt Licht auf sein Gesicht und gibt den Blick auf seine perfekten Züge, die wundervollen Lippen und seine strahlend blauen Augen frei. Er sitzt regungslos neben mir und beobachtet Paul, seinen Freund, der so ganz anders ist als er selbst.
Nachdem das erste Stück verklungen ist, brandet ohrenbetäubender Applaus auf. Sofort stimmt Paul das nächste Stück an und alles verstummt.
Er hat sein Publikum vollkommen in der Hand, wie ein echter Popstar.
»War das nicht ein wundervolles Konzert?« Abby nippt an ihrem Champagner und ist ganz aus dem Häuschen.
Ich blicke hinüber zu Paul, der mit einigen Pressevertretern spricht. Auch Rhys wurde um ein Interview gebeten und wir Mädels stehen etwas abseits mit Matt und warten. Hin und wieder bemerke ich Pauls Blicke. Ich versuche sie nicht zu erwidern und konzentriere mich ganz auf Abby.
»Ich hoffe, das Konzert war nach deinem Geschmack«, flüstert mir eine Stimme ins Ohr und ich drehe mich lächelnd zu Rhys um.
»Paul!«, rufe ich erschrocken. Wie konnte mir das nur passieren?
Ihm scheint die Überraschung in meiner Stimme nicht entgangen zu sein und er grinst herablassend. »Sie werden mich doch jetzt nicht für Ihren Verlobten gehalten haben?«
Mir steigt die Röte in die Wangen, ich fühle die Hitze. Verflucht! Wieso kann er mich nicht endlich in Ruhe lassen?
»Wie könnte ich Rhys verwechseln ? Er und ich sind uns zu nah, als dass mir dies passieren würde«, entgegne ich kalt.
»Ich hoffe, Ihnen hat mein kleines Konzert gefallen?« Vig starrt mir regelrecht in die Augen.
»Es war wirklich wunderbar«, nicke ich.
»War Ihr Lieblingsstück dabei?«
»Da muss ich Sie leider enttäuschen, Paul. Mein Lieblingslied ist Smells like Teen Spirit von Nirvana. Es scheint nicht zu Ihrem Repertoire zu gehören.«
»Was nicht ist, kann ja noch werden«, grinst er vielsagend. »Besuchen Sie eines meiner Konzerte in Frankfurt? Wenn wir beide dort in der nächsten Woche Station machen?«
»Entschuldige bitte, dass ich dich so lange allein gelassen habe.« Rhys tritt zu uns und küsst mich auf die Schläfe. »Ich hoffe, Paul hat dich in der Zwischenzeit gut unterhalten.«
Zärtlich schmiege ich mich an Rhys und grinse ihn an, als wäre
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