4 Farben platin
Callgirl-Freundin? Vielleicht im Büro? Es ist mir egal. Möglicherweise ist er sogar in sein Appartement zurückgekehrt. Es liegt genau neben meinem, mit wenigen Schritten hätte er zu mir kommen können, aber zum ersten Mal, seit ich hier wohne, habe ich die Tür zwischen unseren exklusiven Wohnungen verschlossen. Dasselbe werde ich nun auch mit meinem Herzen tun. Rhys werde ich dazu keinen Zugang mehr erlauben. Ich vertraue ihm nicht mehr.
Um Viertel nach sieben betrete ich die Chefetage der CuDa LLC, in der ich als persönliche Assistentin von Rhys Cunningham seit einigen Wochen arbeite. Und genauso lange fahren meine Gefühle mit mir Achterbahn, denn Rhys hat von der ersten Sekunde an klargemacht, dass er mich will. Als seine Bettgespielin.
Eigenartig , aber an den Moment, von dem aus es mehr wurde, erinnere ich mich nicht mehr. Vielleicht, weil große Intensität nicht gleichbedeutend ist mit ehrlichen und großen Gefühlen? Ich brauche Vertrauen, Offenheit und Liebe und das ist etwas, was Rhys nicht bereit ist, in die Waagschale zu werfen. Er hat viele Geheimnisse und traut niemandem, nicht einmal mir, der Frau, die er vorhatte zu heiraten. Natürlich braucht jede Beziehung Zeit, damit sie sich entwickeln kann, doch ich bin mir sicher, ich könnte Rhys alle Zeit der Welt geben, die Art von Vertrauen, die mir vorschwebt, wird er mir niemals schenken können. Denn er traut sich selbst nicht und somit ist der Nährboden für Misstrauen und Zweifel bereitet. Etwas, das sich vermehrt wie wucherndes Unkraut.
Die anderen Büros sind noch nicht besetzt, auch der Empfang, an dem Abigail arbeitet, ist noch verw aist. Ich mache mich an die Arbeit, eine Kostenaufstellung zusammenzustellen, um das St. Francis mit in das Sonderprogramm für bildende Künste der Cunningham Stiftung aufzunehmen, für die Rhys fünfhunderttausend Dollar zusätzlich zur Verfügung gestellt hat. Wenn ich es klug anstelle und wir Kosten einsparen, könnte ein zweites Heim mit in die Förderung aufgenommen werden. Dazu brauche ich Informationen, was im St. Francis benötigt wird. Obwohl es noch früh ist, rufe ich Schwester Gabrielle, die Leiterin des Heims, an und vereinbare mit ihr ein Treffen am nächsten Morgen.
Danach geht es mir besser. Der Alltag hat mich wieder, ich sehne mich nach Normalität , aber auch nach Ablenkung. Die rückt ein Stück näher, als wenige Minuten später Abigail mein Büro betritt und mich fragt, ob ich am Abend mit ihr durch die Clubs ziehen will. Ein reiner Mädelsabend mit zwei ihrer Freundinnen.
Ja, warum eigentlich nicht ? Ich muss mir keine Gedanken mehr machen, ob es Rhys recht wäre, oder ihn gar darüber informieren. Tatsächlich wäre heute der Tag gewesen, an dem wir nach Las Vegas fliegen wollten, damit ich seine Frau werde. Nun werde ich stattdessen sehen, was New York zu bieten hat.
Abigail verlässt lachend mein Zimmer, als Rhys an meiner Tür vorbeigeht. Er hält kurz inne, beschließt dann aber wortlos , in sein Büro zu verschwinden. Soll mir nur recht sein, doch kurz darauf klingelt mein Telefon und Abigail bittet mich, zu Rhys zu kommen.
Als ich mich aufmache , hinüberzugehen, hebt sie, am Empfang sitzend, die Schultern. Ihr ist auch nicht klar, warum Rhys mich nicht selbst angerufen hat.
Er sitzt hinter seinem Schreibtisch und ist in ein Dokument vertieft, als ich das Büro betrete. Sein Blick ist sehr konzentriert, die schwarzen Haare sind wie immer aus dem Gesicht gekämmt, wobei eine vorwitzige Locke in seine Stirn fällt. Der Raum riecht nach seinem Rasierwasser. Als ich ihn so vor mir sehe, könnte ich mich sofort in seine Arme werfen und ihn bis zur Besinnungslosigkeit küssen. Ich kann förmlich seine Hände auf meinem Körper spüren und meine Haut fängt augenblicklich an zu glühen. Doch ich bleibe, auf Abstand bedacht, an der Tür stehen und warte geduldig.
»Du wolltest mich sprechen?«, frage ich, als er endlich aufblickt und mich ansieht.
Er nickt. »Setz dich, bitte.«
Ich trete näher an seinen gewaltigen Schreibtisch. »Wenn es nicht lange dauert, bleibe ich lieber stehen.«
»Unser Gespräch wird etwas Zeit in Anspruch nehmen«, sagt er, tippt auf seinen Bluetooth Stick am Ohr und bittet Abigail , uns in der nächsten Stunde nicht zu stören, dann erhebt er sich und kommt um den Schreibtisch herum. »Bitte, nimm auf dem Sofa Platz.«
Ich setze mich auf d ie Couch, in die äußerte Ecke, und habe schon Angst, dass er neben mir Platz nimmt, doch er
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