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4 Meister-Psychos

4 Meister-Psychos

Titel: 4 Meister-Psychos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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verbeugte sich vor ihr.
Koch tanzte mit Ilse Strübel. Woltersdorf erbarmte sich der Behrens. Ich konnte
sitzen bleiben.
    Vera und Peters tanzten
wunderbar. Er drehte sich mit ihr auf engstem Raum und beherrschte
Schrittkombinationen, die ich niemals zuvor gesehen hatte. Er hatte die
richtige Größe für sie. Sie sprachen nicht, blickten einander nur an.
    Ich sah zu, nippte an meinem
Glas, freute mich über Veras anmutige Gestalt und merkte nicht, was sich da
unter meinen Augen vollzog.
    Bis zum Aufbruch wurde noch
viel getanzt. Und meistens tanzte Vera mit Peters. Ich hatte nie etwas vom
Tanzen verstanden und wußte nicht, welche Brücken es schlagen konnte. Ein
paarmal fand ich den Mut, Vera aufzufordern, und als ich mehr getrunken hatte,
holte ich auch Ilse und die Behrens. Um halb eins wurde von unten heftig gegen
den Fußboden geklopft. Wir blieben noch kurze Zeit beisammen. Dann brachen wir auf.
    Ich begleitete Vera nach Hause,
führte sie am Arm, redete, lachte mit ihr, hatte sie verloren und wußte es
nicht.

VI
     
     
    Fünf Wochen später war mein
Geburtstag.
    In der Zwischenzeit hatte ich
gelebt und gearbeitet wie vordem. Vera war an der Kinderklinik angestellt
worden. Wir hatten uns häufig gesehen, im Institut, in ihrer Klinik, im Haus
der Verwandten, bei denen sie wohnte, oder bei mir.
    Sie war gleichmäßig geblieben,
behandelte mich wie immer, behutsam und mit einer Art mütterlicher
Zärtlichkeit. Dagegen liebte ich sie mehr und mehr, und es wurde mir von Tag zu
Tag schwerer, meinen Heiratsantrag bis zu meinem Geburtstag aufzuschieben.
    An diesem Mittwoch beeilte ich
mich, so früh wie möglich wegzukommen. Peters war wieder einmal um fünf
gegangen. In der letzten Zeit hatte er mich auffallend in Ruhe gelassen.
    Ich erledigte das Notwendigste
und verließ das Labor bald nach ihm.
    Zu Hause deckte ich den Tisch
für Vera und mich. Ich legte ein weißes Tischtuch auf, das ich noch nie benutzt
hatte. Zwischen die Gedecke stellte ich die Blumen, langstielige rote Rosen.
Aus Wurst, Schinken, Käse, Fleischsalat, Ölsardinen und Tomaten verfertigte ich
in mühsamer Arbeit eine kalte Platte.
    Mein Programm war genau
überlegt.
    Zuerst wollte ich mit Vera
einen Cocktail trinken, als Aperitif. Zu meiner Platte sollte es Bier geben.
Danach Sekt, um Veras Fröhlichkeit und meinen Mut zu steigern. Eine Flasche
teuren Kognak hielt ich in Reserve.
    Ich ordnete die Gläser und
Bestecke wie ein Oberkellner. Auf einen kleinen Tisch in Griffnähe stellte ich
Salzstangen und Käsegebäck, Schokolade und Zigaretten.
    Dann wusch ich mich und zog
mich um. Ich nahm ein weißseidenes Hemd, das ich nur bei besonderen
Gelegenheiten trug. Der Kragen war etwas eng geworden. Auch kostete es mich
erhebliche Mühe, die Manschettenknöpfe mit den Lapislazuli zuzubekommen. Sie
hatten bisher ein nutzloses Dasein gefristet.
    Ich nahm meine beste Krawatte
und zog meinen besten Anzug an, den der Schneider nach unzähligen Anproben
meiner Figur leidlich angepaßt hatte.
    Mein Haar bürstete ich an den
Schläfen glatt und strich es über dem Scheitel in die Höhe, um meinen runden
Kopf länger wirken zu lassen. Eine neue Hornbrille verlieh mir das Aussehen
eines kühnen Denkers. Vielleicht würde Vera lachen. Als ich fertig war, überprüfte
ich meine Vorbereitungen noch einmal. Nichts fehlte. In der Küche stellte ich
noch das Kaffeegeschirr bereit und sah nach meinen Sektflaschen, die unter dem
rieselnden Wasser des Spülbeckens lagen.
    Ich setzte mich ins Wohnzimmer
und wartete. Ich dachte an Peters und seine Einladung. Vera sollte den
Unterschied merken. Es schlug sieben Uhr.
    Der Zeitpunkt der Verabredung.
Ich billigte ihr von vornherein eine halbe Stunde Verspätung zu.
    Aber ich wurde unruhiger von
Minute zu Minute und blickte in immer kürzeren Abständen zum Fenster hinaus.
Ich quälte mich mit dem Gedanken, was ich tun sollte, wenn sie nicht kommen
würde.
    Zwanzig Minuten nach sieben kam
sie.
    »Mein Guter, du hast schon
gewartet! Ach, wie hübsch! Stell dir vor, ich kam und kam nicht weg. Der
Pilarski, der ekelhafte Kerl, hat mich aufgehalten. Jedesmal, wenn ich etwas
vorhabe, kommt er mit irgendeinem Quatsch.«
    »Ich würde dich auch so lange
wie möglich aufhalten«, sagte ich lächelnd. »Komm, zieh dich aus.«
    Während ich ihren Mantel aufhängte,
knotete Vera den Bindfaden von einem Päckchen auf, das sie mitgebracht hatte.
In ihm war ein elektrischer Rasierapparat, mit einem blauen Bänden darum und
einer

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