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4 Meister-Psychos

4 Meister-Psychos

Titel: 4 Meister-Psychos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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einzige
Mädchen, das für mich existiert. Ich habe nie eine andere angesehen und nie
eine andere gekannt.«
    Jetzt sah ich ihr gerade ins
Gesicht, und sie erwiderte meinen Blick, ruhig und aufmerksam, wie ein Arzt,
der sich die Beschwerden seines Patienten anhört. Ich lächelte.
    »Ist ja auch kein Wunder. Ich
bin nicht der Mann, nach dem sich die Mädchen umdrehen.«
    Ich nahm mein Glas zwischen die
Hände und sah hinein. Die glänzenden Perlen der Kohlensäure stiegen an die
Oberfläche und zersprühten.
    »Vera — du bist eins der
schönsten Mädchen, die es gibt. Man sieht oft, das schöne Mädchen häßliche
Männer haben. Könntest du einen häßlichen Mann heiraten? Einen, der kleiner ist
als du, und unscheinbar? Mich?«
    Vera blieb sitzen wie vorher.
Es war still wie in einer Kirche.
    Dann beugte sie sich vor,
streichelte meine Hand, behutsam und zärtlich.
    »Du Guter!«
    Ich faßte ihre Hand und hielt
sie fest.
    »Überleg dir’s, Vera. Ich
überfalle dich heute damit, wo du an nichts Böses denkst. Mach es wie die
Mädchen in den Romanen. Sag: Das kommt mir so plötzlich. Aber heute ist mein
Geburtstag. Und an allen Geburtstagen, die noch kommen, werde ich nur einen
Wunsch haben: dich zur Frau zu bekommen. Heute und in fünf Jahren und immer.«
    Ich trank mein Glas aus und
setzte es hart auf die Tischplatte. Schluß. Mehr wollte ich nicht sagen.
    Dann sah ich Veras Blick. Es
war der Blick, den ich so oft aufgefangen hatte, wenn andere Menschen mich
betrachteten. Voller Schonung, als schämten sie sich ihrer Überlegenheit, und
voller Mitleid, als seien sie verantwortlich für mein Unglück. Ich bekam Angst.
Warum sah sie mich so an?
    »Stephan«, sagte sie leise, »du
lieber Kerl! Es ist so schön, daß du zuerst zu mir kommst. An so etwas habe ich
noch gar nicht gedacht.«
    »Dann denk doch einmal daran«,
rief ich. »Ich mache einen Röntgenladen auf. Du deine Kinderpraxis. Beide in
einem Haus. Und abends zählen wir das verdiente Geld!«
    »Ach, Stephan!«
    »Vera«, sagte ich, »du brauchst
mich nicht zu schonen.! Wenn du mich nicht magst, sag es mir.«
    »Nicht doch. Ich hab’ dich sehr
gern. Du bist nicht meine große Liebe, aber ich hab’ dich sehr gern« Wirklich.
Ich glaube, daß ich es gut bei dir hätte.«
    »Ich würde für dich tun, was
ich kann«, versicherte! ich, und es war die Wahrheit.
    »Ich weiß. Wenn ich jetzt
heiraten wollte und hätte niemanden, würde ich zu dir kommen.«
    Sie stockte. Mein Herz schlug
langsamer..
    »Ich habe aber jemanden,
Stephan.«
    Ich nickte, mechanisch, ohne es
zu spüren.
    »Ist es sehr schlimm?«
    Ich schwieg.
    »Ich weiß nicht, ob ich es bei
ihm so gut habe wie bei dir. Vielleicht mache ich einen Fehler. Aber er ist
meine große Liebe. Verstehst du das?«
    »Schon lange?« fragte ich, und
mir kam es wie die Stimme eines anderen vor.
    »Nein, Stephan. Erst seitdem
ich hier bin. Claus Peters.«
    So muß es nach dem Tod sein,
dachte ich. Ich empfand nichts. Ich spürte meinen Körper nicht. Ich war
überhaupt nicht mehr vorhanden.
    Das erste, was wieder in mein
Bewußtsein trat, war sein Name. Dieser verfluchte Name.
    Peters.
    Meine Vera und Peters.
    Jetzt merkte ich es. Seine
bessere Laune. Sein großzügiges Benehmen im Dienst. Nie hatte er nach Vera
gefragt. Nie sie nach ihm. Peters, dem nur Mädchen im Kopf herumgingen, hatte
nicht nach Vera gefragt. Und mir war das nicht aufgefallen.
    »Wir werden heiraten«, sagte
Vera. Ihre Stimme kam mir fremd vor. »Ach Stephan — es tut mir ja so leid.«
    Peters.
    Das war sein Triumph. Tiefer
konnte er mich nicht treffen. Er hatte meinen Haß gespürt. Das war seine
Vergeltung.
    Die Betäubung verließ mich. Ich
begann, die Gegenstände um mich herum wieder wahrzunehmen. Ich begriff, was
Vera gesagt hatte.
    Sie würde Peters heiraten.
    Sie sprach weiter, hastiger,
als müsse sie sich entschuldigen.
    »Ich habe dir nichts gesagt,
Stephan. Ich wollte dir nicht weh tun, und ich wollte nichts sagen, bevor ich
mir selber klar war. Ich hätte dich nicht belogen. Heute, wo du mich gefragt
hast...«
    »Mach mir einen Kaffee«, bat
ich.
    Ich brauchte Zeit, um meine
Gedanken zu ordnen. Ich mußte mit ihr reden.
    Heute und jetzt.
    Vera kam zurück. Wir tranken
jeder eine Tasse. Ab und zu warf sie einen besorgten Blick auf mich. Ich mußte
miserabel aussehen.
    Als ich ausgetrunken hatte und
rauchte, hatte ich meine Fassung leidlich wiedergewonnen. Alles um mich herum
sah ich mit scharfer, schmerzhafter Deutlichkeit,

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