4 Meister-Psychos
Bis Ihre
Frau anfing, Schicksal zu spielen. Der Mord an Ihrem Bruder paßte nicht ins
Bild. Aber seit einer Viertelstunde paßt alles zusammen. Gewonnen haben wir
noch nicht. Sie können allerhand machen, Holland. Besonders mit einem guten
Verteidiger.«
»Bestimmt könnte ich«,
antwortete ich, und meine Stimme klang hohl. »Aber da liegt Tessa. Ich habe
keinen Grund mehr zu kämpfen. Auch keine Lust. Mir ist alles egal, Kommissar.
Alles ganz scheißegal.«
»Kann ich mir denken«, sagte
Sandmann.
»Vielleicht können Sie dafür
sorgen, daß sie ein anständiges Begräbnis bekommt. Am besten neben Mara. Und
diesen Idioten hier werfen Sie auf den Misthaufen.«
»Man sollte keinen Toten
hassen«, sagte der Kommissar.
»Ich bin wie tot«, antwortete
ich. »Und ich hasse mich auch.«
Wir gingen.
In der Untersuchungshaft ließen
sie mich die Geschichte aufschreiben. Ich hatte meine Notizen. Sandmann war
dankbar für die genaue Buchführung. Das ersparte ihm Arbeit.
Ich bin nun schon geraume Zeit
in meiner Zelle. Die Verhandlung ist noch nicht angesetzt. Außerdem ist nicht
entschieden, ob ich hierbleibe oder nach England gebracht werde wegen Ronald
und Tessas Vater. Gehängt werde ich nicht mehr, und im Prinzip ist es wohl ziemlich
gleichgültig, ob man in einem deutschen Zuchthaus verfault oder in einem
englischen. Allenfalls geht es drüben noch schneller. Trotzdem war es
interessant. Ich hätte wetten oder spielen können. Aber ich hatte keinen
Partner mehr, ich war ganz allein mit mir und sechs toten Seelen.
Dennoch denke ich oft an unser
Spiel, und aus alter Gewohnheit macht meine Hand dann den Stein und mit zwei
Fingern die Schere und flach das Papier.
ENDE
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