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4 Meister-Psychos

4 Meister-Psychos

Titel: 4 Meister-Psychos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Gruhl
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sagte ich mit
Tadel im Ton, »wie kann man einer Dame ein Messer in die Brust stoßen? In eine
so hübsche noch dazu. Ach ja — ehe ich es vergesse — , ein paar Grüße von
Walter soll ich dir noch bestellen.«
    Ich schoß ihm dreimal in den
Bauch. »Sag ihm, daß ich es ausgerichtet hätte.«
    Das Messer klirrte zu Boden.
Alfred preßte die Hände gegen seinen Leib.
    Er krümmte sich nach vorn und
kniete sich langsam nieder, als wollte er beten. Er starb auf den Knien wie ein
Samurai nach dem Harakiri.
    Ich legte die Pistole auf den
Tisch. Tessa atmete noch ganz flach. Ihre Augen waren geschlossen, und das Blut
auf den Lippen leuchtete wie ein feuchter Lippenstift. Ich kniete und schob
vorsichtig meine Hand unter ihren Kopf. »Tessa«, sagte ich, »war das alles
nötig?«
    Fast unmerklich bewegte sie den
Kopf hin und her.
    »Wir hätten so glücklich sein
können, Tessa.«
    Ich spürte, wie sie nickte, mit
dem letzten bißchen Kraft, das in ihr war. Dann starb sie.
    Ich streichelte ihre Stirn und
stand auf. Ich hätte ihr helfen sollen gegen Alfred. Alles verfahren und
verloren. Jetzt hatte ich das Geld, dem ich nachgejagt war, aber es war nichts
gegen Tessas Leben.
    »Verfluchtes, verdammtes
Elend«, sagte ich vor mich hin.
    Ich trank einen Gin. Die Walther
auf dem Tisch zeigte mit dem Lauf auf mich. Man könnte was tun. LSD nehmen und
Gin trinken und Schluß.
    Ich schob die Unterlippe vor
und schüttelte den Kopf. Blödsinn. Warum? Niemandem war damit gedient. Nur noch
ein bißchen nachdenken und alles richtig zurechtlegen, und ich war draußen.
Sandmann bekam seine Täter. Anrufen und ihn herholen, das war der richtige Weg.
    Ich schloß die Küchentür auf
und öffnete sie.
    Ich brauchte Sandmann nicht
mehr herzuholen. Er stand vor der Tür und mit ihm ein anderer Mann.
    Ein kurzsichtiger Mann mit
Brille. Grauer Anzug mit Nadelstreifen. Ein weißer Umlegekragen und rissige,
blanke Schuhe.
    Er hatte sich kaum verändert
seit dem Tag, an dem er mich nach einer Familie im Haus gefragt hatte, die
nicht darin wohnte. Der Tag, an dem Maras Kopf in dieser Küche gelegen hatte.
    »Wir stehen hier schon einige
Zeit, Doktor Holland«, sagte Sandmann. »Leider wurde abgeschlossen, als wir
hinein wollten. Und dann ging alles sehr schnell, wie Sie wissen. Ihre Frau war
bei mir und hat mir einen zweiten Schlüssel gegeben. Ich sollte heute um sieben
hierherkommen. Vermutlich sollte ich Ihre Leiche besichtigen und Herrn Noralsky
mitnehmen. Sie sagte, sie fürchtete, es würde etwas Schlimmes passieren. Kein
schlechter Plan von ihr.«
    »Kein schlechter«, sagte ich.
    »Sie war wohl nicht sicher, ob
Noralsky durchdrehen und auch sie angreifen würde. Sie wollte ihn so schnell
wie möglich loswerden — nach getaner Arbeit.«
    »Verstehe alles«, sagte ich.
    »Es ist ja nun etwas anders
gekommen. Ich muß sagen, das Umkrempeln von Alfred war Ihre Meisterleistung bei
der ganzen Geschichte. Alle Achtung. Es ist bedauerlich, daß wir diese beiden
Morde nicht verhindern konnten, aber ich kann Ihnen vertraulich sagen — es
spart uns viel Mühe.«
    Sandmann strich über sein Kinn.
    »Ach, übrigens — das hier ist
Mister McSlocum. Harold
McSlocum. Privatdetektiv aus London.«
    »Hallo«, sagte Mr. McSlocum.
»Wie geht es Ihnen?« Er sprach deutsch. Er hatte sich damals dumm gestellt.
    »Mara Strong hatte ihn
engagiert«, fuhr Sandmann fort, »aus Mißtrauen gegen Tessa und Sie. War wohl
auch berechtigt. Er hat Sie leider nicht gesehen, als Sie Maras Haus nach dem
Mord verlassen haben. Er war gerade erst angekommen und hatte Sie überhaupt
noch nie gesehen. Er wußte nur durch Mara von dieser Adresse. Und als er vor
der Tür stand, hörte er Tessas Schrei. Er hat eine Weile gewartet und dann
geklingelt. Jetzt kannte er Ihr Gesicht. Aber er hatte keine Beweise, genau wie
wir. Er ist in London gewesen und während Ihrer Hochzeitsnacht in Ivy Cottage.
Da war er im Haus, mit einem Schlüssel, den ihm Mrs. Calhoun gegeben hatte. Und
er hörte die Geschichte, die Sie Ihrer Frau erzählten.«
    Ich nickte. »Hab’ ich doch
richtig gesehen. Der Tintenfisch im Park.«
    »Wie?«
    »Ich erkläre Ihnen das später.«
    »Nun — Ihre Geschichte konnte
erlogen sein, aus irgendeinem Grund. McSlocum sprach mit Inspektor Ritchie.
Keine Beweise, nichts zu machen. Sie einigten sich, Sie nach Deutschland
zurückfliegen zu lassen. McSlocum flog mit der nächsten Maschine hinterher. Er
kam zu mir und erzählte mir alles. Trotzdem kamen wir nicht weiter.

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