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4 - Wächter der Ewigkeit

4 - Wächter der Ewigkeit

Titel: 4 - Wächter der Ewigkeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sergej Lukianenko
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stürzte aus dem Büro und rannte die Treppe hoch.
    Wo mich ein gewaltiges Fiasko erwartete: Geser war nicht am Platz. Sicher, ab und an musste selbst er mal schlafen – aber warum ausgerechnet jetzt? Mist …
    »Hallo, Antoschka.« Olga trat aus ihrer Bürotür heraus. »Was bist du so … aufgelöst?«
    »Wo ist Geser?«, jammerte ich.
    Einen Moment lang sah Olga mich nachdenklich an. Dann kam sie auf mich zu und legte mir behutsam die Hand auf die Lippen.
    »Boris schläft«, sagte sie. »Seit ihr aus Usbekistan zurück seid, ist er ununterbrochen im Büro gewesen. Vor einer Stunde habe ich ihn unter Einsatz sämtlicher weiblicher Tricks ins Bett verfrachtet.«
    Olga sah phantastisch aus. Die Frisur verdankte sie ohne Zweifel einem geschickten Friseur, die Haut leuchtete in einer herrlichen Goldbräune, und sie hatte ein ganz dezentes Makeup aufgelegt, das lediglich den schönen Schnitt der Augen und die erotischen vollen Lippen akzentuierte. Sie roch nach etwas Teurem, einem blumigaromatischen Parfüm, das schwül und betörend wirkte.
    In der Tat: Sie hatte auf sämtliche weiblichen Tricks zurückgegriffen.
    Mich verlockte sie damit freilich nicht, denn ich hatte sie schon ganz anders gesehen. Und nicht nur gesehen: Ich selbst hatte in diesem prächtigen Körper gesteckt. Eine unvergessliche Erfahrung – wenn ich auch nicht gerade behaupten wollte, ich wäre auf eine Wiederholung erpicht.
    »Und, Anton, falls du jetzt auf die Idee kommen solltest, ein großes Lamento anzustimmen, Boris zu rufen und von ihm zu verlangen, sich unverzüglich an die Arbeit zu machen, dann verwandle ich dich in ein Kaninchen«, teilte Olga mir mit. »Ich muss mir nur noch überlegen, ob in ein echtes oder in ein Plüschtier.«
    »In ein aufblasbares aus dem Sexshop«, bat ich. »Keine Sorge, das wird nicht passieren.«
    »Sicher?« Olga kniff die Augen zusammen.
    »Ja. Aber wenn du dich unbedingt in Kampfmagie üben willst, wüsste ich einen geeigneten Kandidaten für deine Zwecke.«
    »Wen denn?«, fragte sie.
    »Einen Hohen Vampir. Denjenigen, der sich mit Edgar zusammengetan hat. Denjenigen, der heute unsere Leute am Tschistoprudny-Boulevard angegriffen hat.«
    »Wen?«, hakte Olga ungehalten nach.
    »Sauschkin.«
    Ein flüchtiger Schatten huschte über Olgas Gesicht. Sanft nahm sie mich bei der Hand. »Wir alle werden im Leben bisweilen mit tragischen Ereignissen konfrontiert, Anton«, sagte sie. »Manchmal verlieren wir einen Freund, manchmal stirbt ein Feind, was wir uns dennoch vorwerfen …«
    »Spar dir deine Psychotherapie für Geser!«, krächzte ich. »Es geht um Gennadi Sauschkin! Sauschkin senior! Kostjas Vater!«
    »Wir haben ihn überprüft, er verfügt nur über den vierten Grad …«, setzte Olga an. Und verstummte.
    »Muss ich dir wirklich erklären, wie leicht ein Vampir seinen Grad steigern kann?«, fragte ich.
    »Vom vierten Grad zum Hohen … dann müssten Dutzende von Menschen verschwunden sein, das hätten wir bemerkt …«
    »Offenbar nicht!« Ich packte sie beim Arm. »Olga, die Chancen stehen eins zu tausend … aber vielleicht ist er noch bei sich zu Hause. Vielleicht schnappen wir ihn.«
    »Gehen wir«, meinte Olga mit einem Kopfnicken. »Ich hoffe, du erinnerst dich noch an deine alte Adresse.«
    »Zu zweit?«
    »Meiner Ansicht nach dürften zwei Hohe Lichte durchaus imstande sein, mit einem Vampir fertig zu werden. Im Büro treibt sich nur junges Gemüse rum. Du willst doch wohl kein Kanonenfutter mitschleppen, oder?«
    Einen ausgedehnten Moment lang sah ich ihr in die Augen. Dort tanzten wütende Feuerchen … Ob Olga genug von ihrer Führungsaufgabe hatte?
    »Gehen wir«, stimmte ich zu. »Gehen wir zu zweit. Obwohl mich das sehr an den Beginn eines Actionfilms aus Hollywood erinnert.«
    »In welchem Sinne?«
    »In dem Sinne, dass wir da in einen Hinterhalt laufen. Oder du stellst dich ausgerechnet als die Lichte heraus, die Edgar und Gennadi geholfen hat.«
    »Idiot.« Olga nahm mir das nicht krumm. Doch während wir hinuntergingen, fügte sie boshaft hinzu: »Übrigens haben wir für alle Fälle auch Swetka überprüft.«
    »Und?«, wollte ich wissen.
    »Sie ist es nicht.«
    »Freut mich zu hören«, bekannte ich. »Hat man dich auch überprüft?«
    »Alle Hohen Lichten wurden überprüft. In Russland, in Europa und in den Staaten. Ich habe keine Ahnung, wen Foma da im Zwielicht gesehen hat, aber alle Hohen haben ein wasserdichtes Alibi.« Man sollte nie in ein Haus zurückkehren, in dem man

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